Preview :New Super Mario Bros. Wii

Preview :New Super Mario Bros. Wii

Ganz klar – überragend war die letzte Nintendo-Pressekonferenz auf der E3 keinesfalls. Doch wäre es eine Lüge zu behaupten, dass ich Reggie und Konsorten bei einer bestimmten Äußerung, die sie auf der Bühne machten, nicht zustimmen würde: Viele Spieler wünschen sich schon lange, ein Mario-Abenteuer wirklich zu zweit simultan durchzocken zu können. Das kann ich absolut bestätigen – schon seit meinem allerersten Videospiel, Super Mario Bros. am NES, stellte ich mir immer wieder vor, wie genial es doch wäre, dieses oder eben einen anderen Teil der Serie tatsächlich einmal im Co-Op zu genießen. Genau das soll, viele Konsolengenerationen später, noch Ende dieses Jahres auf der Wii möglich werden – und New Super Mario Bros. Wii bietet nicht nur einen Zwei-, sondern auch Drei- und Vierspielermodus! Handelt es sich bei dem Spiel mit dem ach so kreativen Namen um den heiligen Gral der Jump&Run-Freunde oder doch nur um heiße Luft?

Die 3 ½ Musketiere

Es gibt nur eine Möglichkeit, diese Frage zu beantworten: Einfach mal ran ans Messe-Display und los geht´s! Wie schon bekannt, übernehmen Spieler 1 und 2 die Rolle der Klempner-Brüder, weitere Mitspieler bekommen lediglich verschiedenfärbige Toads zugewiesen: Was soll diese Faulheit, liebe Entwickler? Wenn wir schon zu viert spielen können, warum nicht einfach das Super Mario Bros. 2-Ensemble übernehmen: Mario, Luigi, Toad, Prinzessin Toadstool? Dann wäre Peach zwar als Entführungsopfer ausgefallen, aber Bowser hätte ja durchaus auch mal Daisy kidnappen können. Oder wen auch immer – jedenfalls mutet es doch eigenartig an, dass für vier Spieler nur drei „wirklich“ unterschiedliche Figuren zur Verfügung stehen. Aber genug gemeckert, sehen wir uns endlich das eigentliche Spiel an, von dem auf der gamescom zehn verschiedene Stages gezeigt wurden.

Eine der zehn spielbaren Abschnitte bringt das Quartett in die Wüste - nicht nur instabile Sandplattformen erschweren das Fortkommen. Warum springt Luigi bitte einer Piranha-Pflanze in den weit aufgerissenen Rachen?! Oder hat ihn eher ein gehässiger Mitspieler in deren Richtung gestoßen...?

Treffen der Controller-Generationen

Es landen also vier Spieler in einer Welt, die stilistisch – eh klar – sehr stark an den DS-Hit New Super Mario Bros. erinnert (natürlich grafisch aufpoliert, aber bei weitem kein 2D-Mario Galaxy). Die Moves, die Mario und Konsorten beherrschen, stellen wie gehabt eine Mischung aus deren Fähigkeiten in den zwei- und dreidimensionalen Games dar: Die Wiimote quer zu halten, sich mit dem Steuerkreuz zu bewegen, mit Knopf 1 zu rennen und mit 2 zu springen, weckt natürlich sofort Assoziationen mit dem NES-Controller und die Super Mario Bros.-Reihe, der mit einer kurzen Schüttelbewegung der Wiimote ausgelöste Wirbelsprung ist hingegen Super Mario World entlehnt. Wer im Sprung am Steuerkreuz nach unten drückt, löst damit die blockbrechende Stampfattacke aus, welche, ebenso wie der Wandsprung, wiederum an Marios ersten 3D-Auftritt in Super Mario 64 erinnert.

Aufwärmen ist wichtig!

Dies funktioniert auch alles wunderbar und intuitiv, nur an einen Umstand muss man sich eventuell minimal gewöhnen: Es wurde, wenn man es so ausdrücken will, in eingeschränktem Maß die realistischere Physik aus den 3D-Teilen in NSMBW übernommen – kurz und gut, wenn Mario aus dem Stand zu rennen beginnt, dann braucht er eine (sehr) kurze Weile, bis er voll in Fahrt kommt. Einige Messebesucher bemängelten dies, aber ich würde es eigentlich nicht einmal als einen minimalen Kritikpunkt sehen – störende Auswirkung hat dieses Detail in meinen Augen nicht. Und das sage ich als jemand, der sämtliche 2D-Marios gespielt hat.

Gefährliche Weltreise

Aber wie kommen die Levels nun daher, durch die wir hüpfen dürfen? Nun, vom optischen Look her äußerst bekannt – unter anderem durften wir dunkle Höhlen, Burgen und staubtrockene Wüsten, aber auch saftige Wiesen, idyllische Eiswelten und den Himmel erkunden. In jedem dieser Abschnitte lief die Truppe von links nach rechts, um am Ende der Stage an einen Fahnenmast zu springen und Bowsers Totenkopf-Flagge zu hissen, wobei sie versuchte, möglichst viele Münzen (auch die aus dem DS-Teil bekannten drei Riesen-Taler pro Stage sind wieder zu finden und öffnen im fertigen Spiel vermutlich wieder diverse Geheimwege und -Levels) zu sammeln und auf dem Teppich, sprich, sicherem Boden zu bleiben, anstatt eines der jeweils fünf Leben in einem bodenlosen Abgrund zu verlieren. Um den bis zu vier Spielern gleichzeitig Rechnung zu tragen, fallen viele Plattformen großzügiger und breiter aus als gewohnt – aber keine Angst, es gibt sehr wohl auch wieder schmale Trittstufen und „von-Röhre-zu-Röhre“-Springerei in luftigen Höhen. Und außerdem bringt die Anwesenheit von drei Kollegen ebenfalls Schwierigkeiten mit sich, da man sich immer wieder behindert – ob bewusst oder unbewusst...

Die Guten, die Bösen und die Pinguine: Mario und Konsorten in der obligatorischen Eiswelt - Rutschpartien bleiben da nicht aus.

Auch was sich nicht liebt, das neckt sich!

Denn während man sich natürlich gegenseitig helfen sollte, um einen Level abzuschließen (und dabei möglichst alle versteckten Geheimnisse aufzudecken), wird auf der anderen Seite nach jedem Abschnitt a la Zelda Four Swords abgerechnet: Wer hat die meisten Bonusgegenstände, (Spezial-) Münzen und somit Punkte gesammelt (natürlich tragen auch besiegte Gegner zum Punktestand bei)? Wer verlor die wenigsten Leben? Um hier zu glänzen, kann man sich entweder einfach anstrengen – oder versuchen, zu verhindern, dass die „Kumpels“ große Leistungen erbringen: Nimmt man einen Kollegen Huckepack (Knopf 1 gedrückt halten und Schüttelbewegung der Wiimote), so kann man ihn entweder auf eine höhere Plattform werfen – oder ihm einen Freiflug in einen bodenlosen Abgrund spendieren (denn wie gesagt bedeuten weniger Leben auch eine schlechtere Bewertung). Wenn ein Mitbewerber nur noch ein einziges Leben hat und ein 1-Up-Pilz auftaucht, so kann man ihm das wertvolle Gewächs überlassen und auf Teamwork setzen – oder nichts dergleichen tun und Punkte kassieren. Und aus jedem ?-Block, der keine Münzen, sondern Power-Gegenstände enthält, kommen netterweise je nach Spielerzahl gleich ein, zwei, drei oder vier Superpilze, Feuerblumen und dergleichen gesprungen – somit muss man sich nicht darum streiten. Aber man kann es natürlich: Wer sich etwa gleich alle vier schnappt, sichert sich einige Punkte – und den Unmut der Mitspieler, die früher oder später zweifellos Rache nehmen werden...

Nett oder nicht nett – das ist hier die Frage!

Ihr seht – New Super Mario Bros. Wii kann ein friedliches Co-Op-Spiel, ein beinharter Konkurrenzkampf oder alles dazwischen sein; wie ihr es anlegt, liegt ganz an euch. Das Scrolling folgt übrigens immer jenem Spieler, der sich am weitesten rechts auf dem Screen befindet – sollte dieser böswilligerweise extrem schnell rennen, sodass sein Kollege links aus dem Screen „fällt“, so verliert dieser ein Leben. Das wird dem rasenden Schlawiner auch einiges an Punkten bringen – viele Geheimnisse in den Stages, wie schwer zu erreichende Riesen-Taler oder in Röhren versteckte Schatzkammern, werden bei einer solchen Spielweise aber wohl auf der Strecke bleiben. Spielt man aber wirklich kooperativ, wartet auf die anderen, wenn sie zurückfallen und grast die Abschnitte bis in den letzten Winkel ab, so kann man jene auch zu 100 Prozent erforschen – das Schöne an dem Spiel ist, dass ihr wirklich selbst entscheiden könnt, in welche Richtung ihr gehen wollt.

Der Rätselknacker! Äh...das Katzenweib! Nein...der Joker! Ach ja, genau: Der Pinguin!

Wie schon erwähnt, sind Superpilz und Feuerblume (natürlich) wieder mit von der Partie; ebenso der allseits bekannte Stern, welcher unbesiegbar macht. Zwei neue Upgrades durften wir auf der Messe allerdings auch antesten: Einerseits das Pinguin-Kostüm, welches Mario und Co. die Fähigkeit verleiht, Eisbälle zu werfen und damit Gegner als gefrostete Trittstufen zu missbrauchen; außerdem kann der Träger der seltsamen Verkleidung am Bauch durch die Gegend schliddern, um enge Durchgänge zu passieren – bewegt er sich aber normal per Pedes fort, dann rutscht er niemals ungewollt hin und her, auch wenn der Boden noch so eisig ist.

Mariosson vom Dach

Andererseits wurde mit dem Propeller-Anzug endlich wieder eine Flugmöglichkeit integriert: Einfach die Kluft anziehen, die Wiimote schütteln, und schon schraubt sich der Held elegant in die Lüfte, beginnt aber schon bald wieder, abzusinken: Wesentlich eleganter, als nun den Boden zu berühren, um von dort aus wieder einen neuen Flug zu starten, ist es, einfach eine Zwischenlandung auf einem Gegner einzulegen – dieser katapultiert einen wieder nach oben, und wenn gleich darauf die Fernbedienung wieder geschüttelt wird, dreht sich der Propeller wiederum und es geht ohne Bodenkotakt weiter. Eine nette Sache – so komplexe Flüge wie noch in Super Mario Bros. 3 oder Super Mario World sind damit allerdings nicht möglich.

Wii Motion Plus? Nicht notwendig...

Abgesehen vom gelegentlichen Geschüttel wird die Bewegungssteuerung der Wiimote jedenfalls kaum genutzt – nur ab und zu darf einer der vier Spieler mit Kippbewegungen etwa eine freischwebende Brücke oder einen Suchscheinwerfer, der eine dunkle Höhle erhellt, steuern, aber das war es auch schon wieder.

Wie an dem großen "M" zu sehen, hat momentan Mario die Macht, den Scheinwerfer zu steuern - will er alle Mysterien der Höhle ergründen, sollte er jeden Winkel ausleuchten.

The Koopalings strike back!

Vorherrschend ist vielmehr die klassische (S)NES-Steuerung – und wo diese ist, können natürlich auch die altbekannten Charaktere aus der 8- und 16-Bit-Ära nicht fehlen! Und tatsächlich – die stets im Duo auftretenden Hammer-Brüder, welche mit Vorlieben auf Blöcken herumtanzen, sind ebenso zurück wie der allseits beliebte, gegnervertilgende Reitsaurier Yoshi. Auch die aus Super Mario Bros. 3 bekannten winzigen Gumbas feiern nun ihr Wii-Debüt – wer sie berührt, auf dem krabbeln sie herum und schwächen sein Sprungvermögen deutlich. Aber am meisten dürften sich Veteranen wohl über die längst überfällige Wiederkehr der Bowser-Kinder freuen: Sieben der acht vorhandenen Welten werden, wie schon in Marios drittem NES-Abenteuer, von Bowsers Nachwuchs bewacht – gegen Larry und Morton Koopa Jr. durften wir auf der gamescom auch bereits antreten. Die beiden waren zwar leider sehr einfach zu bezwingen – aber das war damals ja auch nicht anders, schließlich traten sie schon ziemlich am Anfang von SMB3 auf.

Auf dem Weg zu Morton: Riesige Zahnräder, ein Knochentrocken und die obligatorische Lava bedrohen die Truppe. Hey, blauer Toad - nicht die riesige Münze links vergessen!

Nur Gutes zu vermelden?

Also eigentlich alles im grünen Bereich – nur zwei kleine Bedenken habe ich noch. Erstens: Die 10 gezeigten Stages waren für Mario-Kenner relativ einfach; zwar gab es durchaus auch nette Passagen wie nur kurz beständige Sandplattformen, schmale Röhren über einem endlosen Abgrund und Plattformen, die sich Mario Galaxy-mäßig ständig um die eigene Achse drehten, zu sehen und die drei Spezial-Münzen pro Stage waren zum Teil durchaus nicht auf Anhieb zu finden – aber insgesamt verlangten sie Veteranen nicht sonderlich viel ab. Was aber wohl auch mitspielte war der Umstand, dass das Spiel im Multiplayer nur dann endet, wenn alle Mitspieler in einem relativ kurzen Zeitraum hintereinander von Gegnern erwischt werden oder in Abgründe stürzen – denn sonst kommen sie nach solchen Fehltritten (natürlich nur, solange noch Leben auf dem Konto vorhanden sind) in Seifenblasen schwebend (welche mit Wiimote-Bewegungen eingeschränkt steuerbar sind) in den Level zurück und warten darauf, dass ihre Kumpels die Blasen platzen lassen, um sie zu befreien – sind besagte Kollegen aber keine Gutmenschen, dann können sie möglicherweise sehr, sehr lange warten...

Spaß auch für Einzelkämpfer?

Hoffen wir also, dass spätere Stages noch richtig herausfordernd werden! Die zweite offene Frage ist jene danach, wie der Singleplayer wohl ausfallen wird – bei den Massen am Nintendo-Stand war es freilich nicht möglich, mal eben alleine zu spielen (mit einem solchen Wunsch hätte man sicherlich zahlreiche böse Blicke geerntet). Es wird sich zeigen, ob NSMBW alleine ebenso viel Spaß machen wird wie etwa der DS-Vorgänger, oder ob die Stages dann eher leer wirken und ohne das fröhliche Behindern und Behindert-Werden der bzw. durch die Mitspieler noch einfacher zu absolvieren sind (allerdings muss bedacht werden, dass im Einspieler-Modus das Seifenblasen-System sicher nicht beibehalten, sondern ein Fehltritt gewiss wie immer ausreichen wird, um einen Level neu starten bzw. von dem letzten Zwischenspeicherpunkt aus anfangen zu müssen.

Fazit: Definitiv mehr heiliger Gral als heiße Luft!

Kurz und gut: Auch, wenn New Super Mario Bros. optisch wirklich nicht beeindruckt (obgleich Serien-Freunden der liebevolle 2D-Look sicher gefallen wird), gehört es definitiv zu den absoluten Highlights der Messe und wohl auch des kommenden Herbstes! Wenn auch der Singleplayer überzeugen kann und wir uns noch auf wirklich schwierige Levels freuen dürfen (wenn nicht, wird die Spielzeit wohl auch nicht sonderlich üppig ausfallen), dann kann eigentlich überhaupt nichts mehr schiefgehen – denn das Gameplay ist einfach genial und erweitert das klassische Mario-Feeling in geradezu optimaler Art und Weise mit einem herrlichen Mehrspielermodus.

Die wohl anspruchsvollste Stage auf der Messe war jene in luftigen Höhen: An den wackelnden bis rotierenden Plattformen vorbeizukommen ist leichter gesagt als getan. Allerdings kein echtes Problem für Veteranen.

Ich übergebe an den Kollegen!

Soviel zu meinen ersten Eindrücken – im Folgenden findet ihr noch eine zweite Meinung von Ulf zu dem Spiel.

ThE CaPtAiN sagt...

Super Mario Galaxy war ein klasse Spiel. Insgeheim bin ich aber immer noch der Meinung, dass das perfekte Mario-Spiel unbedingt in 2D-Grafik gehalten sein muss. New Super Mario Bros. erhält in meiner Bewertung daher von vornherein einige Bonuspunkte. Von links nach rechts durch die Level flitzen. Die bekannten Gegner und Items in zeitgemäßer Grafik zu sehen. Das ist einfach spitze. Miyamotos angeblich seit Urzeiten gehegter Master-Plan die Spieler zu viert durch die Welt ziehen zu lassen geht ebenfalls auf. Das gegenseitige Übertölpeln, Item-Wegschnappen und Werfen ist wirklich spaßig. Ein bisschen fühlt man sich an Chip n' Dale - Rescue Rangers für das NES erinnert. Im Gegensatz zu einigen Kollegen glaube ich aber, dass das Spiel auch im Single-Player-Modus spaßig sein wird. Mario. 2D-Levels. Retro-Steuerung. Genial! Los geht's.

verfasst von „OldMacMario & ThE CaPtAiN“

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Letzte Aktualisierung: 05.09.2009, 9:09 Uhr