Wer bei Games immer die maximale Innovation sucht, wird mit Oceanhorn 2 keinen Spaß haben. Wer sich einlassen kann, bekommt einen inoffiziellen Zelda-Ableger erster Güteklasse. Das Gameplay mag nicht viel Neues bieten, macht dabei aber alles so dermaßen richtig, dass sich daran keiner stören kann. Das Original bleibt das bessere Spiel und sollte bei Neueinsteigern Vorrang haben, aber mit Oceanhorn 2 macht man, vor allem bei einem Preis von 29,99€, garantiert nichts falsch.
Spieletest: Oceanhorn 2 NSW
Weitere Infos
Releasedate:28. Oktober 2020




Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Würdiger Zelda Ersatz
- Verbündete bringen Abwechslung
- Angenehmer Schwierigkeitsgrad
- Negativ:
- Stocksteife Hauptfiguren
- Keine Innovationen
Eine ewige Frage der Videospielgeschichte: Wie viel Innovation benötigt ein gutes Game? Ist gut kopiert tatsächlich besser als schlecht selbst gemacht? Die beiden Oceanhorn-Teile machen überhaupt keinen Hehl daraus, von wem man sich hat „inspirieren“ lassen. Handelt es sich bei Oceanhorn 2 jetzt aber um einen billigen Abklatsch oder einen würdigen Zelda-Ersatz? Das klärt der vorliegende Test.
Déjà-vu
Schon beim Vorgänger Oceanhorn – Monster of Uncharted Seas war der Einfluss klassischer Zelda-Spiele sehr präsent. Im hier vorliegenden Oceanhorn 2 hat man ordentlich aufgerüstet, um Fans von Breath of the Wild anzusprechen. Die Optik, die Steuerung, die Ausdaueranzeige, die Items, die Gegner und Teile der Story wirken wie aus dem Original kopiert. Und trotzdem wirkt das Spiel nicht altbacken und wird vor allem Zelda-Fans immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es ist eben keine stupide Kopie, sondern eine liebevoll gemachte Reminiszenz. Hier und da wurde das Gameplay sogar um sinnvolle Innovationen erweitert. Die Story gestaltet sich wesentlich griffiger und präsenter als im großen Vorbild und auch die Aufträge sind klarer, wobei einem das Knobeln angenehmerweise nicht abgenommen wird, wie man es heutzutage leider oft erlebt. Das interessanteste neue Feature bildet hier sicherlich die Zusammenarbeit mit Verbündeten, die man im Laufe des Spiels kennenlernt. Das Spiel erschien ursprünglich nur für iOS Systeme und auch das merkt man dem Spiel im Positiven wie Negativen an.
Tolle Optik, aber…
Wenn man das Spiel beginnt, fallen einem zunächst die tollen Farben, die Weitsicht und die frei schwenkbare Kamera auf. Hier wurde auf jeden Fall nachgebessert im Vergleich zum Vorgänger. Man hat direkt Lust diese Welt zu erkunden, was durch die Dichte an geheimen Ecken, Wegen und Rätseln ordentlich befeuert wird. Kombiniert mit der wunderschönen Optik entsteht eine wirklich starke Atmosphäre. Leider gibt es, vor allem im Handheld Modus, starke Einbußen in der Framerate. Schatten, Bäume und Gebäude ploppen bei großem Trubel in der Stadt einfach so vor einem auf. Das ist unschön, aber verkraftbar. Denn vor allem die großen Städte sind ein echter Unterschied zu Breath of the Wild und wissen zu begeistern. Und auch wenn in den Dungeons und auf den recht langen Waldwegen ein wenig mehr Detailreichtum nicht geschadet hätte, so sind die Optik und das Design in sich einfach sehr stimmig. Die Gegner sind sehr charakteristisch designed, die Kämpfe haben ordentlich Druck, was auch stark an den optischen Effekten liegt. Die Zauber sehen wuchtig aus und werden nur noch von den teilweise riesigen Endgegnern getoppt. Interessant ist auch, dass es ähnlich wie im geistigen Original, eine gute Balance gibt zwischen verschiedenen und teilweise paradoxen Szenarien. So fallen Roboter, technische Gerätschaften, sowie Fahrzeuge gar nicht unangenehm auf in dem sonst eher ländlichen, dörflichen Setting. Hier hat man sich wirklich viel Mühe gegeben und das ist über das ganze Spiel hinweg spürbar. Schade, dass anscheinend nicht dieselbe Aufmerksamkeit in das Charakterdesign geflossen ist. Die Figuren bewegen sich steif und haben mimisch nicht allzu viel zu bieten. Die Synchronsprecher können hier zum Glück noch einiges rausholen und verleihen den Figuren, selbst dem Roboter, echte Emotionen. Das wird durch die dezente, aber wunderbar melancholische musikalische Untermalung verstärkt. Immer wieder hält man kurz inne, um diese schöne Symbiose aus Optik, Spannung, Abenteuer und toller Musik zu genießen.
Nicht neu, aber sehr gut
Beim Gameplay werden Zelda-Veteranen immer wieder schmunzeln müssen. Denn das kann man bei Ocanhorn 2 im allerbesten Sinne als klassisch bezeichnen. Die Steuerung geht super von der Hand und ist perfekt an die Bedürfnisse des portalen Spielers angepasst. Hier merkt man, dass das Game vor allem für iOS, also auch für Iphones designed wurde. Es gibt keine überflüssigen Tastenbelegungen, alles ist aufs Nötige reduziert. So gibt es beispielweise keinen Sprungknopf. Man rennt auf Kanten zu und springt dann automatisch. Und das funktioniert auch noch richtig gut. Um die vielen Schalter-, Wurf-, und Schieberätsel zu lösen lernen wir im Laufe des Spiels immer mehr Moves, die uns dann an entsprechenden Stellen weiterbringen. Ähnlich wie bei Breath of the Wild wird man auf einige Lösungen nicht gesondert hingewiesen. Es lohnt sich über die Lösung genauer nachzudenken bevor man weiterzieht, denn oft ist der fehlende Skill beim Spieler und nicht bei der Spielfigur zu suchen. Auch bei den Endgegnern wird einem die richtige Methode maximal angedeutet. Das führt zu einem extrem befriedigenden Gefühl, wenn man es unter Einsatz mehrerer virtueller Leben endlich schafft den berggroßen Fiesling zu besiegen. Angenehm fällt bei all dem die Kombination aus offenen und sehr geradlinigen Gebieten auf. Man hat es nie mit einer echten Open World zu tun und man kann nicht einfach an jeder Wand empor klettern und dennoch wird im perfekten Maße die Abenteuerlust geweckt ohne weniger ambitionierte Spieler zu überfordern. Dadurch ist es ein idealer Action Adventure Titel für zwischendurch. Die Items und Waffen, die einem dabei zur Verfügung stehen, sind vielseitig und geschmeidig im Einsatz. Jedoch so schamlos abgeschaut, dass man sich immer wieder mit einem nostalgisch, verzückten Lächeln erwischt. Eins dieser von Zelda inspirierten Features ist die Ausdaueranzeige. Beim Klettern, rennen und tauchen leert sie sich und wenn sie alle ist fällt man runter, muss pausieren oder geht unter. Selbst optisch ist die Anzeige sehr stark an Links Ausdauerleiste angelehnt. Die verschiedenen erlernbaren Zauber grenzen sich hier angenehm vom Vorbild ab. Interessant ist auch die Möglichkeit sein Equipment mit Hilfe von Splittern aufzuwerten. Das ermöglicht kleinere taktische Finessen. Wenn man beispielweise überlegt, ob man lieber mehr Power fürs Schwert oder kürzere Ladephasen für Zauber hätte. Ein weiterer, weitaus größerer Unterschied zum geistigen Vorbild ist das Feature mit den Wegbegleitern. Einige Charaktere helfen einem beim Kämpfen und Lösen von Rätseln, wobei sie immer auch auf unsere Kommandos angewiesen sind. Dies bringt den Knobelpassagen eine tiefere Ebene, die dem Spiel sehr gut tut.
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Vielen Dank an die Firma Cornfox & Bros. für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 05.November.2020 - 20:19 Uhr