Preview: Sonic Generations (3DS)

Preview: Sonic Generations (3DS)

Während Sonic-Fans in den letzten Jahren ein qualitatives Auf und Ab von Igelspielen auf stationären Konsolen erlebten – das letztjährige Sonic Colours war dabei definitiv ein Lichtblick – wurden DS-Jünger konstant gut unterhalten: Sonic Rush, das Sequel mit dem Zusatz Adventure sowie die Handheld-Variante der farbenprächtigen 2010er-Episode überzeugten allesamt. Allerdings: Eine wirkliche Gameplay-Evolution blieb aus; die Möglichkeit, in begrenztem Rahmen auf wahrlich extreme Geschwindigkeit zu beschleunigen, machte zwar stets Spaß, wirkte nur im ersten DS-Sonic wirklich frisch und Colours brachte zwar einige nette neue Power-Ups mit sich, schlug spielerisch aber auch nicht so richtig ein neues Kapitel auf – wird dies dem kommenden Sonic Generations gelingen?

Sonic: Treffen der Generationen

Einen storymäßigen Schritt nach vorn wird das Jubiläumsspiel zu Sonics 20er jedenfalls bestimmt nicht machen: Bei des Igels Geburtstagsparty werden seine Freunde in die Vergangenheit entführt, der Protagonist folgt ihnen und trifft dort auf sein (aus 16Bit-Tagen bekanntes) Vergangenheits-Ich, mit welchem er sich zusammentut. Wer ist für den Schlamassel verantwortlich? „An evil force“, meinte die Sega-Mitarbeiterin und zuckte mit den Augenbrauen – ganz klar, das ist also ganz bestimmt wieder das Werk von Dr...Best. Mit seiner Armee von Killer-Zahnbürsten. In der Tat!

Nicht nur Kollege Mario bekommt es mit Pilzen zu tun: Hier kämpft sich der gute alte Mega Drive-Sonic durch eine ebenso klassische Stage.

Mal wieder ein ziemlicher erzählerischer Humbug, was angesichts der genialen Sonic Adventure 2-Story zu Beginn des Jahrtausends (wie schon bei so ziemlich allen anderen Episoden zwischen damals und heute) umso mehr enttäuscht – zumindest bleibt die Hoffnung auf ein wenig Selbstironie seitens der Entwickler (denn dass der ewig 15jährige Sonic schwer seinen 20.Geburtstag feiern kann und in der Mega Drive-Ära nicht unbedingt jünger, sondern lediglich optisch anders designt war, wird vermutlich doch irgendjemandem aufgefallen sein).

(Dr.) Best of Sonic

Viel interessanter sind jedoch die spielerischen Möglichkeiten, welche sich aus dieser Backstory ergeben: Sowohl „alter“ als auch „neuer“ Sonic sollen spielbar sein, die sich in ihren Fähigkeiten unterscheiden (ersterer kommt mit Wirbelsprung und Spin Dash alleine aus, letzterer darf auch auf Homing Attack und die aus den Handheld-Vorgängern bekannte extreme Beschleunigung zugreifen) – beide müssen sich durch neun Welten kämpfen (drei aus der Mega Drive-Ära, drei aus Dreamcast-Zeiten und drei aus der jüngeren Vergangenheit). Und das Beste: Jede dieser Levels muss einmal als zweidimensionale und einmal als 3D-Version durchlaufen werden! ...zumindest würde ich das gerne sagen.

Denn letzteres Feature bleibt, so wie es aussieht, auf die Xbox360- und PS3-Versionen beschränkt: Auf dem 3DS rennt der (bzw. rennen die beiden) Igel nur durch zwar dreidimensional modellierte, aber spielerisch strikt auf eine Achse beschränkte Abschnitte. Das ist doppelt bedauerlich: Einerseits fällt so eines der Hauptfeatures des Jubiläumsspiels weg – es wäre enorm interessant gewesen, 3D-Remakes von Mega Drive-Stages zu durchpflügen und ebenfalls im Sinne von „Demakes“ zweidimensionale Varianten von Dreamcast-Hits genießen zu dürfen.

Loopings dürfen natürlich auch diesmal nicht fehlen: Wenn Moderno-Sonic dann auch noch den Superturbo einsetzt, wird der Level vollends zur Achterbahnfahrt.

Andererseits verliert die Unterscheidung der zwei Sonic-Inkarnationen so an Originalität: Während sich auf den großen Konsolen der 16Bit-Sonic durch die 2D-Welten kämpft und der moderne für räumlich gestaltete Welten zuständig ist, hetzen am 3DS beide durch 2D-Welten und anstatt durch verschiedene Stärken und Schwächen zu bestechen, kann „Sonic neu“ einfach mehr oder minder alles, was „Sonic alt“ kann, und beherrscht zusätzlich noch die beiden erwähnten Special-Moves.

So unterscheiden sich das Spielgefühl je nach Protagonist bei weitem nicht so sehr, wie es auf den stationären Konsolen der Fall wäre: Wenn wir durch Green Hill oder Mushroom Hill Zone jeweils in Act 1 als MD-Sonic und in Act 2 als DC-Sonic durch die Gegend rasen, spielt es sich, wenn wir nicht gerade den Superturbo anwerfen, nicht großartig anders. Natürlich gestaltet sich das Leveldesign je nach Unterabschnitt komplett eigenständig, doch kann man zwischenzeitlich glatt vergessen, mit welchem Igel man gerade eigentlich unterwegs ist; die „modernen“ Level bieten allenfalls ab und zu ein paar Kameraspielereien, welche aber auch nichts daran ändern, dass die 3D-Areale nur in 2D belaufen werden dürfen.

Gut, aber nur allzu bekannt

Das klingt jetzt alles wesentlich negativer, als es ist – um etwas klarzustellen: Das 3DS-Sonic Generations macht wirklich Spaß! Ich bin sehr gerne durch die vier Messelevels gerannt, habe Dr.Best (oder war es doch Robotnik...?) mit Freuden wiedermal zum Zweikampf herausgefordert und freue mich auf das fertige Spiel im November. Auch technisch macht des Igels 3DS-Debut einen tollen Eindruck und sieht richtig schick aus – der Schritt vom „normalen“ DS zu seinem Nachfolger ist ein großer, auch der 3D-Effekt kommt wirklich gut.

Die Ironie ist dabei nur, dass eben gerade die 3DS-Version gänzlich auf 3D-Gameplay verzichtet und sich spielerisch somit so gut wie gar nicht von den tollen, aber einander auch schon stark gleichenden DS-Versionen abhebt. Warum? Klar, dass eine 1:1-Umsetzung der Sony- und Microsoft-Versionen ein Ding der Unmöglichkeit wäre, aber niemand kann mir erzählen, dass die Entwickler keine Handheld-Fassung zustande gebracht hätten, welche sich ebenfalls an das erfrischende Konzept der abwechselnden 2D- und 3D-Levels hält. Man bedenke, dass Sega schon in der Frühzeit des „normalen“ DS mit einer dreidimensionalen Sonic-Demo experimentiert hat...

Kurz gesagt: Spaßfaktor hoch, Innovationsfaktor niedrig. Diese Prognose ist keinesfalls ein Indikator für ein schlechtes Spiel (siehe Mega Man), aber es wäre mehr drin gewesen. Dennoch darf man sich auf ein äußerst unterhaltsames, wenn auch erwartungsgemäß ziemlich kurzes Abenteuer freuen: Denn neun Welten á zwei Stages plus Bosslevel sind, um es vorsichtig auszudrücken, nicht gerade Xenoblade-Verhältnisse.

verfasst von „Lukas“

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Letzte Aktualisierung: 29.08.2011, 13:32 Uhr