Spieletest: Professor Layton Vs. Phoenix Wright: Ace Attorney 3DS

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Weitere Infos

Releasedate:
28. März 2014

USK 6 Online spielbar unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
harmonische Fusion zweier Welten
schöne Grafik, spitzen-Sound, multilinguale Sprachausgabe
famose Story
sehr abwechslungsreich, kaum Leerlauf
Negativ:
kleinere erzählerische Unstimmigkeiten
manche Gameplay-Elemente müssen zurückstecken
Potential nicht immer 100%ig ausgenutzt

Mit Crossovern ist es so eine Sache: Die Prämisse, zwei populäre Figuren, die ansonsten eigentlich nichts miteinander am (Zylinder-)Hut haben, in ein gemeinsames Abenteuer zu schicken, hat einerseits das starke Potential, beide Fangemeinden (und die Schnittmengen beider ganz besonders) in enorme Vorfreude zu versetzen, bringt für die Macher aber freilich auch die heikle Aufgabe mit sich, beide Lager zufrieden zu stellen. Ganz zu schweigen davon, dass es sich selbst im Falle einer erfolgreichen Lösung dieser Herausforderung reichlich schwierig gestaltet, dabei auch eine interessante Geschichte zu erzählen, ohne sich in selbstreferenziellen Zitaten und Fanservice zu verzetteln.

So war auch für Fans der Ace Attorney- und Professor Layton-Serien neben Überraschung und Interesse auch durchaus eine gesunde Portion Skepsis angebracht, als im Herbst 2010 (meiner Treu, wie lange das wieder her ist!) ein den sympathisch-chaotischen Jung-Anwalt und den stets höflichen und gefassten Gentleman-Archäologen und Puzzlemeister in Personalunion involvierendes Crossover angekündigt wurde: Cool, aber wie sehr würde das Ergebnis dieses mutigen Unterfangens letztendlich überzeugen können...?

Wenn Kraftwagen fliegen lernen

Positive, aber bisweilen eher verhaltene und manchmal gemischte Kritiken aus Fernost im Zuge des japanischen Releases 2012 und die lange Wartezeit samt den bangen Zittern, ob es dieses Stück Software überhaupt in den Westen schaffen würde, kühlten den Hype für die Freunde des Anzugs- und Zylinderträgers zwischenzeitlich wieder etwas ab. Nun schreiben wir das Jahr 2014 und dürfen schließlich und endlich jenen Datenträger, den der etwas sperrige Schriftzug Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney ziert, mit gut einenhalbjähriger Verspätung in unseren europäischen 3DS einlegen: Kalter Kaffee, an dem nicht einmal Staatsanwalt Godot nippen würde? Reiner Fanservice, der weder erzählerisch noch spielerisch mit den bekannten Episoden der beiden Ursprungsserien mithalten kann? Eine überflüssig gewordene Spielerei, nachdem die neueren Layton- und Wright-Titel Das Vermächtnis von Aslant und Dual Destinies hierzulande schon längst erschienen sind? Mitnichten: Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney überrascht mit einem Minimum an Leerlauf, gnadenlos fesselndem Gameplay und einer grandiosen Geschichte, welche die komplette Prequel-Trilogie des Professors narrativ locker überflügelt!

Aber eines nach dem anderen: Dass die Verschmelzung zweier trotz der offensichtlichen Parallelen – Held und jugendliche(r) Assistent(in) lösen gemeinsam mysteriöse und äußerst bildschirmtextlastige Fälle – doch sehr unterschiedlicher Universen dennoch nicht gänzlich problemlos verläuft, soll freilich auch nicht verschwiegen werden. Davon ist beim äußerst stimmungsvoll und clever inszenierten Auftakt des Abenteuers allerdings noch nichts zu spüren – die rasante Anime-Eröffnungssequenz (erfreulicherweise nur eines von zahlreichen schicken Videos), in der ein junges Mädchen von schemenhaften Gestalten durch das nächtliche London gejagt und samt ihres fahrbaren Untersatzes von lebendig gewordenen Steinstatuen durch die Luft geschleudert wird, geht nahtlos in den zweiteiligen Prolog über, der als Mini-Version eines Layton- und eines Wright-Abenteuers gleich Appetit auf mehr macht!

Very British!

Dabei dürfen wir zuerst den guten Hershel durch die finstere Stadt samt wunderschönem Blick auf die Tower Bridge im Mondlicht begleiten, die mysteriösen Vorgänge des Abends untersuchen, einige serientypische Rätsel lösen, welche ihm einige Nachtschwärmer aufgeben, und nach besagter junger Dame suchen, die bei dem Professor Hilfe sucht und wirres Zeug von ihrer auf keiner Karte verzeichneten Heimatstadt Labyrinthia und dem ihr völlig unbekannten London erzählt, nur um unmittelbar danach von ihren angeblich der Hexenzunft angehörigen Verfolgern geschnappt zu werden. Nachdem der Tag mittels eines raffinierten Plans des Profs vorläufig gerettet zu sein scheint, folgt ein Cut zu einer scheinbar völlig anderen Geschichte: Anwalt Phoenix weilt aufgrund eines Austauschprogramms der internationalen Juristen-Liga ebenfalls in London und wurde im Rahmen desselben mit einem vermeintlichen Routine-Fall betraut, in dem er eine der leichten Körperverletzung und des Diebstahls beschuldigte Internatsschülerin verteidigen und sich dabei mit einem herrlich überzeichnetes „British English“ sprechenden, clownesken Staatsanwalt herumschlagen muss. Dass die undurchsichtige Lehrerin Darklaw ihm unmissverständlich klar macht, ihre Schülerin würde auf „Schuldig“ plädieren und seine Verteidigertätigkeit solle sich darauf beschränken, Däumchen drehend das Urteil anzunehmen, akzeptiert unser idealistischer Wright natürlich nicht einfach so – umso mehr, nachdem die junge Klientin völlig weggetreten zu sein scheint und, stets einen altertümlich anmutenden Wälzer umklammernd, kaum ein Wort herausbringt. Und dem Spieler sollte an dieser Stelle umso deutlich klar werden, dass hier eindeutig etwas nicht stimmt – schließlich handelt es sich bei der Angeklagten und dem Hexen-Opfer aus der Layton-Episode um ein und dieselbe junge Dame: Espella Cantabella...

Oder auch Sophie de Narrateur – je nachdem, auf welche Sprache ihr euren 3DS gestellt habt. Denn aus völlig unerfindlichen Grund – vielleicht befiel das Übersetzerteam eine Art biblische Sprachverwirrung – wurden in der deutschen Version die Namen zahlreicher zentraler Figuren massiv verändert (Darklaw wird zu Gloria, Phoenix´ späterer Widersacher vor Gericht Zacharias Barnham zu Aloysius Flambert und der Hund Constantine nicht etwa zu Konstantin, sondern zu „Fassfor“...natürlich) und davon auffällig viele (eigentlich völlig unpassend für einen Schauplatz in Großbritannien) augenscheinlich durch eine Art französischen Wortfilter gejagt: Wenn aus Espella Cantabella wie erwähnt Sophie de Narrateur oder etwa der Alchemist Newton Belduke in der teutonischen Version plötzlich Léonard de Victoire heißt, dann – ich bitte um Verzeihung, liebe französische Freunde – spielt sich vor meinem geistigen Auge leider gleich ein alberner Cutaway-Gag ab, in dem französische Pantomimen-Ninjas in Nintendos Lokalisationszentrale eindringen, die Übersetzer mit waffenfähigen Baguettes ausknocken und danach geräuschlos diabolisch lachend das deutsche Skript umschreiben...

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