Spieletest: Liberation Maiden 3ES

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Weitere Infos

Releasedate:
4. Oktober 2012

keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
massig (gut spielbare) Action
interessantes Angriffs-/Verteidigungs-Konzept
schicke Grafik, guter Sound, viel Sprachausgabe
Negativ:
sehr rasch durchgespielt
auf Dauer etwas eintönig
wenig einzigartige Charaktere und Story

Ein futuristisches, dystopisches Japan, ein übermächtiger Feind, eine wirre Story, Unmengen an Explosionen und ein Teenager mittendrin: Nein, hier geht es nicht um Sin&Punishment – auch, wenn sich hier einige Parallelen ziehen lassen. Es handelt sich vielmehr um Liberation Maiden, eine Koproduktion von Grasshoppers Goichi Suda (Contact, No More Heroes) und Level-5 (Professor Layton, Inazuma Eleven). Zweifellos ein vielversprechendes Gespann – wie sieht es aber mit dem Spiel selbst aus?

Air Force One

Eines vorweg: Wer angesichts der Softographie des auch unter dem Pseudonym SUDA51 bekannten, ehemaligen Totengräbers und Videospiel-Exzentrikers eine völlig abgedrehtes Spiel erwartet, wird anfangs wohl etwas überrascht sein. Denn der Anime-Vorspann ist zwar virtuos gezeichnet und ebenso vertont, zeigt aber auch gleich, dass das Spiel mit Humor wenig am Hut hat: Das Schulmädchen Shoko Ozora, Tochter des ermordeten Präsidenten von Neo Japan, wird zu seinem Nachfolger gewählt und zieht als Pilotin von "Kamui", einem mächtigen "Liberator"-Mech, aus, um im Alleingang den Truppen einer nur als "The Dominion" bekannten Nation, welche Japan besetzt halten und ("OF COURSE!") die Weltherrschaft anstreben, eine Lektion zu erteilen. Dass diese Schurken dabei auch noch versuchen, mit ihren "Conduit Spike"-Apparaturen die Naturkraft des Landes – und damit auch die Energie der legendären "Guardian Spirits" – auszusaugen, macht diese Machenschaften freilich noch düsterer.

Diese Zusammenhänge werden freilich erst einigermaßen klar, nachdem ein wenig im Spiel fortgeschritten und durch das Erfüllen von Achivement-artigen Aufgaben Hintergrundstory-Schnipsel freigespielt wurden – Intro und Spielbeginn alleine verwirren da wie oben angedeutet eher ein wenig. Dennoch baut die Story durchaus eine gewisse Atmosphäre auf, bleibt jedoch etwas schablonenhaft: Besonders schade die Entscheidung, dass gänzlich auf Funkverkehr mit den Widersachern á la Star Fox verzichtet wurde – "The Dominion" bleiben bis zum Schluss gänzlich gesichts- und damit auch charakterlos.

Madame President!

Gesprochen (auch in gelungener vertonter Form) wird somit abseits von Vor- und Abspann sowie des Erzählers zu Beginn jeder der fünf Missionen lediglich, wenn sich Assistent Kira zu Wort meldet und in Dialog mit Shoko tritt. Dies geschieht zwar des Öfteren während eines Levels, doch fehlt auch hier ein wenig das gewisse Etwas: Kira klingt wie eine Kombination aus nüchterner General und devoter Butler, während die Heldin gefühllos und übertrieben unerschrocken klingt. Auch wenn die Thematik eine völlig andere ist und Liberation Maiden bezüglich des Plots klar in eine ernstere Richtung geht, fällt es Kennern der genialen Wortgefechte zwischen Palutena und Pit in Kid Icarus: Uprising etwas schwer, sich von diesen vergleichsweise biederen und bisweilen recht pathetischen Dialogen so richtig mitreißen zu lassen.

Wenn dann beim Absolvieren von bestimmten Zielen auch noch Newsmeldungen und zugehörige Statements von Bürgern eingeblendet werden, die meinen, wie toll ihre Präsidentin doch gegen den (gesichtslosen) Feind kämpft, hat das einen leichten, eigenartigen Beigeschmack von Hurra-Patriotismus. Etwas Ironie oder Subtilität wäre hier schön gewesen.

Gundam Style!

Aber kommen wir zum eigentlichen Spiel, welches sich als Shoot-Em-Up aus der Vogelperspektive präsentiert, wobei der Kampf des fliegenden Kampfroboters gegen Bodenziele im Vordergrund steht: Gleich zu Beginn fällt auf, dass es auf dem Schlachtfeld wirklich ordentlich abgeht – Shoko wird von der feindlichen Kriegsmaschienerie nicht nur aus vollen Rohren angegriffen, sie selbst ist auch in der Lage, gleich einige Gegner auf einmal zu anvisieren und mit ihren "Deflector Nodes" anzugreifen: Diese fungieren originellerweise als Geschoße und Schutzschilde gleichzeitig – wer zu viele von ihnen auf einmal abfeuert, steht relativ schutzlos da, wer sich dagegen zu defensiv verhält, hat es auch schwer gegegen die Dominion-Truppen. Ein Angriffsrhythmus irgendwo in der Mitte, im Zuge dessen zünftig angegriffen, aber den Nodes zwischenzeitlich auch Pausen gegönnt werden, in denen sie sich aufladen und wieder als "Rüstung" fungieren können, wäre zu empfehlen.

Zumindest, wenn das Spiel wirklich gemeistert werden soll – da der Kern der Energieleiste auch bei Abwesenheit aller Deflector Node erhalten bleibt, ist es durchaus möglich, ohne Rücksicht auf Verluste um sich zu ballern, solange die Ausweichmanöver (mit gedrückten L-Knopf ist auch Strafing möglich) elegant genug sind und die oftmals am Heck des Liberators hängenden Lenkraketen rechtzeitig entschärft (sprich, in die Luft gejagt) werden: Auch mit einer solchen "Taktik", bei welcher ich auch öfters vergaß, dass (jeweils per Touchscreen-Kommando) auch vom normalen Schuss auf einen (nicht zielsuchenden, aber kräftigen) Laser umgeschaltet werden und bei gefüllter Spezial-Leiste das als Art Smartbomb fungierende Lichtschwert ausgepackt werden kann, verlor ich beim ersten Durchlauf auf dem zweiten von drei Schwierigkeitsgraden erst im Zuge des Endkampfs das erste Leben. Eleganter, auf "Hard" ratsam und dem Punktekonto zuträglich ist es aber freilich, sich auf das System einzulassen, auch ab und an nach dem Lock-On den Schuss etwas zu verzögern, um ihn aufzuladen, und die eigene Taktik zu perfektionieren.

Im Liberator-Cockpit

Die Steuerung gestaltet sich dabei kinderleicht: Bewegung mittels Circle Pad, Sidesteps bei gedrückten L-Knopf und sowohl Lock-On als auch Ausführung des Schusses werden über den Touchscreen geregelt – einfach Fadenkreuz per Stylus steuern und den Touchpen vom Bildschirm heben, um loszuballern. Das Kontrollschema erinnert also in gewisser Weise wieder an das jüngste Kid Icarus – in einer Hand den Handheld und in der anderen den Stylus zu halten, mag Geschmackssache sein und erstere möglicherweise auf Dauer etwas ermüden, doch insgesamt funktioniert das gezielte In-Schutt-und-Asche-Legen tadellos, auch, wenn im Zuge von Bosskämpfen von Top-Down-View auf eine mehr an Star Fox erinnernde Ansicht umgeschaltet wird, wo auch nach oben und unten geflogen werden darf.

Nervig ist hier lediglich die obligatorische Einlage zum Abschluss eines Endgegner-Kampfes, wo der "Sacrifice Drive" aktiviert wird, wodurch sich der Mech im "Barrel Roll"-Stil in den Energiekern des Stahlungetüms schraubt, um es zu zerstören: Hier muss der Touchpen schnell im Kreis rotiert werden – spielerisch gehaltlos und eher an die DS-Frühzeit, als oft noch mit Gewalt Touch-Features zwanghaft implementiert wurden, erinnernd.

The Conduit (Spike)

Die Levels können übrigens grundsätzlich frei befahren bzw. beflogen werden, allerdings sorgen ein wegweisender Pfeil und Symbole auf der Touchscreen-Karte stets dafür, dass Verlaufen unmöglich ist. Die Prozedur verläuft dabei immer gleich: Auch wenn immer wieder andere Missionen eingeschoben werden (die in der Regel stets mit dem Hochjagen von Gegnern zu tun haben), läuft alles darauf hinaus, alle kleineren Versionen der genannten "Conduit Spikes" zu zerstören, um schließlich den großen Stachel erreichen zu können und zu ziehen (tolle Metapher, nicht wahr?). Zwischenzeitlich können ab und an auch optionale "Sub-Missions" absolviert werden, welche sich etwa darum drehen, den Feind von einer Brücke zu vertreiben oder – hier schimmert doch wieder etwas SUDA51-typische Skurrilität durch – im Schneesturm nach einem mysteriösen Objekt zu suchen, welches sich als riesiges Kuchenstück entpuppt.

Untermalt von guter Musik, ebensolcher Sprachausgabe und präsentiert mit einer Grafik, welche vielleicht nicht zum Staunen hinreißt, aber (wie auch der 3D-Effekt) gut gelungen ist und auch bei Unmengen von Feinden und ihren Geschoßen nicht ruckelt, macht die Ballerei in jedem Fall ordentlich Spaß – allerdings wird das Gameplay mit der Zeit doch ein klein wenig eintönig, denn viel mehr als Zielen, Schießen und Ausweichen ist eigentlich nicht zu tun; und dass sich bis auf den toll gelungenen Endboss sämtliche Obergegner aus großen "Conduit Spikes" rekrutieren hilft hier auch nicht: Die Konfrontationen mit ihnen wissen spielerisch zu gefallen und unterscheiden sich durchaus auch, respekteinflößend oder besonders erinnerungswürdig sind diese an übergroße Schrauben erinnernden Metallgebilde allerdings nicht gerade.

Kurz und gut

Die Kürze des Spiels sorgt jedoch dafür, dass sich das Gameplay nie so richtig abnutzt: Nach einer guten Stunde, vielleicht auch zwei, ist das Abenteuer auf "Normal" auch schon wieder vorbei (no rhyme intended) und endet zwar mit einem unterhaltsamen, würdigen Endkampf, auf welchen jedoch gleich ein fieser Cliffhanger folgt, welcher nicht unbedingt das Gefühl hinterlässt, jetzt wirklich ein Spiel beendet zu haben – vielmehr würde man lieber gleich im (hoffentlich erscheinenden) Nachfolger weiterzocken. Ein etwas bitterer Beigeschmack des ohnehin schon kurzen Vergnügens – aber wer sich dazu motivieren kann, alle Schwierigkeitsgrade durchzuspielen und alle erwähnten "Achievements" freizuschalten, welche Storyschnipsel, Charakter- und Gegnerbeschreibungen und ähnliches preisgeben, ist freilich wesentlich länger beschäftigt.

Und überhaupt sollte nicht vergessen werden, dass es hier um keinen Vollpreistitel, sondern nach wie vor um ein Downloadspiel für 7,99 Euro geht: Kid Icarus: Uprising und Star Fox 64 3D mögen abwechslungs- sowie umfangreicher und insgesamt qualitativ besser sein, sie kommen allerdings auch wesentlich teurer. Wer also die knapp acht Silberlinge übrig hat und gerne ein paar Stunden auf äußerst unterhaltsame Weise um sich ballern möchte, macht mit Liberation Maiden definitiv nichts falsch!

Fazit

Viel Action, gut zu steuern, technisch sehr sauber, spielerisch spaßig, aber etwas repetitiv, für das bloße Durchspielen sehr kurz und mit etwas zu schablonenhaft anmutenden Charakteren und Plotelementen: Dies beschreibt Liberation Maiden recht gut. Kein Megahit, welcher zu Begeisterungsstürmen hinreißt, was in eShop-Titeln denn alles möglich sei, aber ein gutes Spiel, welches sich Shoot-Em-Up-Liebhaber gerne auf den 3DS laden können.

Grafik
7.5
Sound
8
Gesamt
7.5

verfasst von „Lukas“

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Vielen Dank an die Firma Level-5 für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 23.Oktober.2012 - 21:23 Uhr