Spieletest: Wii Music WII

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Weitere Infos

Releasedate:
14. November 2008

USK 0 WiFi Remote Nunchuk unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: Noch keine

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Viele Instrumente
Leichter Zugang
Negativ:
Technisch limitiert
Unterfordernd
Autopilot statt echte Improvisation

Bereits bei einer der ersten Demonstrationen zur Wii wurde ein kleiner Mii-Dirigent gezeigt, der auf das einige Jahre später erschienene Wii Music verwies. Lange war es um den Titel still geworden, bis Shigeru Miyamoto auf der diesjährigen E3 es bei einer Präsentation wieder in unsere Köpfe brachte. Nun ist das Spiel seit wenigen Wochen auch in Europa erhältlich und fordert den Spielern einiges ab, denn in ein Schema lässt sich Wii Music nur schwer pressen.

Wie bereits die Titel mit einem „Wii“ davor, also Play, Sports und Fit, ist auch Wii Music ein Spiel, das generell jedem offen stehen soll. Das Interface ist also auf die nötigsten Optionen begrenzt und übergroße Schaltflächen müssen nur mit dem Cursor berührt werden, um sie dann mit dem A-Knopf auszuwählen. Soweit so gut, denn ein einfacher Zugang ist nichts Neues. Neu ist aber die absolute Anspruchslosigkeit mit der Wii Music einerseits fasziniert, andererseits aber auch abschreckend wirkt. Der virtuelle Begleiter Sebastian Tutori macht schnell klar, dass es nur darauf ankommt, mit dem Spiel Spaß zu haben und nicht etwa auf die richtige Spielweise oder gar das Treffen der Noten. So beschränkt sich die Einführung auf die vier Grundspielarten bei Wii Music, die jeweils eine andere Handhaltung voraussetzen. Die einfachste Möglichkeit sind sicher die Schlaginstrumente und die verschiedenen Klavierarten. Es genügt ein Schlag nach unten mit der Wii-FB oder dem Nunchuk und schon ertönt der Ton. Wer ein Balance Bord sein Eigen nennt, kann auch dieses als Schlagzeug umfunktionieren. Die zweite Art der Steuerung sind Streichinstrumente, wie Geigen oder Harfen. Hier muss die Bewegung des Bogens, der über die Saiten streicht, imitiert werden. Ein Knopfdruck führt dann zum Ton. Diese Methode wurde am schlechtesten umgesetzt, das Gefühl ein Instrument zu halten und spielen ist hier kaum vorhanden. Besser sieht es bei den Blasinstrumenten aus, die allerdings nur mit einem Druck auf 1 oder 2 ihre Töne von sich geben. Hebt man die Wii-FB, wird die Intensität stärker und der Ton lauter. Die letzte Möglichkeit sind Gitarren und Co. Diese werden durch die typische Handbewegung von oben nach unten zum Klingen gebracht. Neben diesen vier Grundmustern gibt es noch einige Sonderfälle, die aber nur eine minimale Variation des Beschriebenen sind. So wird die Querflöte beispielsweise durch die horizontal gehaltene Wii-FB simuliert.
Durch das zusätzliche Drücken eines Knopfes, lassen sich minimale Veränderungen hervorrufen, wie das Halten eines bereits gespielten Tons oder das schnelle Beenden eines solchen, die das Gameplay-Erlebnis nicht wirklich aufwerten.

Die Anzahl der spielbaren Instrumente ist massiv. So gibt es meistens mehrere Arten, wie beim Rock-, Jazz-, Reggae- und Balladen-Schlagzeug. Neben klassischen Instrumenten wurden auch einige eher unbekannte eingefügt, die nur in bestimmten Kulturen eine Rolle spielen. Eher unnütze „Instrumente“, wie Beatbox oder ein kreischender Mii-Cheerleader, runden das Angebot ab und lockern es auf.
Wichtiger sind aber die 50 verschiedenen Lieder, die sich in die Kategorien Klassik, Pop, Volkslieder und Nintendo-Spiele aufteilen. Darunter Klassiker wie das Super Mario-Thema, O Tannenbaum, Material Girl und Eine kleine Nachtmusik. Leider handelt es sich bei den Liedern um Coverversionen, die keinen Gesang enthalten. Die Qualität liegt im nicht mehr zeitgemäßen Midi-Format vor, gerade für ein Spiel, das Musik zum Thema hat eine schwache Entscheidung der Entwickler.

Zahlreiche Instrumente, Lieder und Optionen und doch ein limitiertes Erlebnis

Herzstück von Wii Music ist die Jam-Session, bei der die Titel in einem von zehn Szenarien gespielt werden können. Die Instrumente bestimmt der Spieler selbst, ebenso welchen Part er spielen möchte. Die erste Stimme bietet sich da natürlich immer an, schließlich ist es eher öde den Rhythmus mit dem Schlagzeug spielen zu müssen. Mit mehreren Spielern können richtige kleine Bands zustande kommen. Im Einspielermodus übernimmt die Wii diesen Part, es ist aber auch möglich das gleiche Lied immer wieder alleine auf einer anderen Position zu spielen. Dann stehen am Ende eben fünf gleiche Miis auf der Bühne, aber jeder Ton ist auch wirklich selbst gespielt – zumindest im Rahmen von Wii Music.
Für Abwechslung sorgen die verschiedenen Klangfarben, in denen ein Lied gespielt werden kann. Sei es nun Jazz, Elektro, Pop, Rock oder Japanisch, um nur einen Auszug zu nennen, die Lieder klingen entsprechend angehaucht. Nach einem erfolgreichen Auftritt lassen sich die Videos speichern und mit einem Cover versehen auf eine CD „brennen“. Diese Clips lassen sich auch an Freunde via Internet verschicken. Eine Bewertung findet übrigens durch den Spieler selbst statt. Wer ein Punktesystem wie in Guitar Hero erwartet, ist bei Wii Music an der falschen Adresse. Sogar die Noten sind in der Grundeinstellung ausgeblendet. Improvisieren wird also groß geschrieben. Durch die begrenzte Möglichkeit Töne selbst auszuwählen, passt Wii Music die Tonhöhe selbstständig an, was überraschend gut klingen kann. Letztlich ist aber der musikalische Anteil des Spielers so gering, das keine Lernkurve und somit auch keine großen Erfolgserlebnisse zustande kommen. Neben dem beschriebenen Kern des Spiels, gibt es noch die Spielwiese, die zum Testen der Instrumente ohne konkrete Liedvorgabe einlädt. Das bedeutet, dass man wild auf dem Piano herumklimpert, aber keine Ahnung hat, warum gerade diese oder jene Melodie dabei herauskommt. Dieser Modus kann zwar kurz begeistern, leidet aber auch unter einem willkürlich erscheinenden Erlebnis, das auch unerfahrenen Spielern den Spaß verderben kann.

Minispiele als einzige echte Herausforderung

Eine echte Überraschung bieten die drei Minispiele, die für einige Zeit gut unterhalten können. Das schwächste ist der bereits seit Jahren bekannte Dirigier-Modus, bei dem zu fünf Stücken gefuchtelt werden darf. Die besseren Punktzahlen können durch ein harmonisches Bewegen der Wii-FB erreicht werden, letztlich ist es aber recht witzlos umgesetzt. Im zweiten Spiel werden fünf Lieder nur mit zwei Handglocken musiziert. Durch eine Punktevergabe wird sogar ein wenig der spielerische Ehrgeiz geweckt. In der „menschlichen Stimmgabel“ wartet die größte Herausforderung: In acht Leveln mit jeweils zehn Abschnitten müssen richtige Töne erkannt werden. Es gilt singende Miis in Reih und Glied zu bringen, mehrklingende Töne zu erzeugen oder eine Melodie nachzuspielen. Für Laien sind die Herausforderungen durchaus eine harte Nuss, aber mit ein wenig Übung machbar.

Fazit

Wii Music richtet sich klar an unerfahrene Spieler, die die klassischen Gesetze eines Videospiels – Highscores, Freispielbares, Leveln – nicht kennen oder schätzen. Es geht um den puren Spaß am Erzeugen von Tönen und Melodien. Aber selbst unerfahrene oder Casual-Spieler dürften sich schnell unterfordert fühlen. Es ist ein wenig wie mit einem echten Instrument: Zunächst reizen willkürlich hervorgebrachte Töne, aber irgendwann soll es eben doch ein Lied werden und wenn es „Alle meine Entchen ist“. Eben das schafft Wii Music leider nicht.

Grafik
6
Sound
6
Multiplayer
6.5
Gesamt
6

verfasst von „Shiek Katzenwald“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 20.Dezember.2008 - 13:13 Uhr