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von OldMacMario » Sa Nov 07, 2009 17:02
Castlevania Symphony of the Night
Ganz ehrlich, es erschließt sich mir absolut nicht, warum so viele gerade dieses Spiel als Höhepunkt der Serie hochjubeln. Gut, ich habe bisher erst ein paar Stündchen gespielt, aber in jenen war es jedenfalls verdammt unspektakulär: Ja, dass der Anfang quasi das Ende von Dracula X ist, war eine coole Idee, aber das reißt dadurch nicht raus, dass danach erstmal langweiliges Hack&Slay mit einer Überlebensrate von 100% ist - jeder Gegner nimmt einem erstmal nur einen winzigen Teil der Energieleiste ab, nur ab und zu wird lustlos irgendein stärkeres Viech eingeschoben, dass einen mit ein paar Schlägen ins Jenseits befördern kann, aber sich nach kurzem Beobachten erst recht ziemlich stupid verhält und auch schon gleich aus dem Weg geräumt wird. Keine gute Balance (und das erste "richtige" Boss-Duo war ebenfalls enttäuschend: Freute ich mich über den Auftritt der beiden alten Bekannten aus SNES-Tagen zwar, waren sie vom Schwierigkeitsgrad her jedenfalls ein Witz).
Es fehlen die schönen Sprungpassagen und die Nonlinearität führt trotz allem nur immer wieder zu relativ belanglosen Kämpfen. Ebenso fehlt mir aber auch die herrliche Musik und Atmosphäre der älteren Teile - die Melodien dudeln zwar recht orchestral vor sich hin, aber enttäuschen kompositorisch einfach, und die klassische "Grusel"-Atmosphäre kommt einfach nicht auf. Wenn man mit gerade mal drei Peitschenhieben einen Ritterzombie dazu bringt, wie ein Springbrunnen sein Blut zu vespritzen, dann kommen mir irgendwie die Worte "Casual-Castlevania" in den Sinn - als wäre das das Spiel gewesen, das Castlevania vom hammerharten Plattformer mit kniffligen Sprungpassagen, das solche Effekthaschereien nicht nötig hatte, zum plumpen Hack&Slay gemacht.
Auf der anderen Seite wurde einfach nur dreist von Metroid abgekupfert, aber das Geklaute nicht sonderlich gut umgesetzt. (Super) Metroid hat einfach eine geniale Atmosphäre, man weiß nie, was hinter der nächsten Türe liegen könnte - vielleicht ein riesiges brüllendes Vieh, das einen in die Lava stoßen will, vielleicht eine scheinbar harmlose Statue, die plötzlich lebendig wird. Vielleicht ist der Raum scheinbar leer, und plötzlich taucht irgendein Monstrum aus. Bei SotN weiß man hingegen genau, was einen erwarten wird: Gegner, Gegner und noch mehr Gegner, die meist nach ein, zwei, drei Streichen Geschichte sind und den Weg freigeben, aber keine interessanten Kämpfe zu bieten haben. Und ja, man bekommt nach und nach immer neue Fähigkeiten, um früher blockierte Passagen zu durchqueren, aber das macht das Kraut auch nicht mehr fett.
Kann natürlich sein, dass sich mein Eindruck mit fortlaufender Spielzeit noch ändert, aber bisher finde ich es gemessen an den hohen Maßstäben der Serie einfach verdammt enttäuschend. Das Spielprinzip der GBA- und DS-Castlevanias war auch schon nicht meins, aber fesselte mich dennoch; aber SotN, von dem ich schon erwartete hätte, es würde zumindest an diese offensichtlichen Nachfolger ran kommen, ist bisher für mich das Schwächste dieser Metroidvania-Reihe. Ja, selbst die belanglosen Zwischensequenzen mit dem Ach-so-coolen-Alucard übertreffen das Niveau von Soma Cruz´ Vulgärsprache nicht deutlich.
Das Argument, ich hätte das Spiel damals nicht gespielt und könnte heute kein objektives Urteil mehr abgeben, kann ich dabei nicht gelten lassen - diese Woche habe ich sehr viel Zeit mit dem Mega Drive-Castlevania The New Generation aka Bloodlines verbracht, was im krassen Gegensatz herrlich die guten, klassischen Elemente der Jump&Run-Saga nutzt. Dieses Spiel ist nochmal drei Jahre älter als Symphony, und auch hier habe ich schon eine Menge Castlevanias mit dem gleichen Konzept gespielt, aber dennoch fesselt es gnadenlos.
Kurz: Ich bin froh, damals ein N64 statt einer PSone und somit Castlevania 64 anstatt SotN gehabt zu haben; denn soviel über ersteres auch hergezogen wird, es ist einfach ein gutes Spiel und relativ eigenständig; SotN ist für mich bisher primär ein dröges Hack&Slay/Metroid-Abklatsch.
So negativ das jetzt alles klingt, weiter- und durchspielen werde ich es schon - vielleicht komme ich ja so noch hinter das Geheimis, was dieses Spiel in den Augen vieler so toll machen soll.
"Helpless? You could drop a ton of bricks on her, and the bricks would be helpless."