[12.12.] Kurz-Kolumne: Schurken auf Abwegen ?

[12.12.] Kurz-Kolumne: Schurken auf Abwegen ?

Was braucht ein Held neben einem gutsitzenden Outfit, einem Symbol und eventuell einem Helfer? Richtig. Er braucht Gegner, Schurken, finstere Gesellen und natürlich Erzfeinde.
Denn wer braucht schon einen Batman, Superman oder Spiderman, wenn es keine Gefahr gibt, welche es zu bannen gilt. Da sich der Charakter des Helden für gewöhnlich nicht ändert, liegt es also meist an den Schurken, die Geschichten aufregend und interessant zu halten. Schließlich sind sie es, die den Protagonisten vor immer neue Aufgaben stellen und stets aufs neue herausfordern. Je intelligenter - oder aber auch verrückter - der Gegner, umso schwieriger der Kampf und heldenhafter der Sieg. Bei Videospielen, die nicht auf einer Film, Buch oder Comicvorlage basieren, sind die Gegner leider oft farb und charakterlos. Sie werden einmal besiegt und ab geht´s ins Reich des Vergessens.
Aber an und an werden Charaktere geschaffen, die so interessant sind, dass sie immer wieder auftauchen. Manche polarisieren sogar so sehr, dass sie selber zu Hauptfiguren werden. Mit einigen dieser Schurken-Helden wollen wir uns heute beschäftigen.


In unserem ersten Beispiel ist die Sachlage sogar noch etwas komplexer, denn hier war das Spiel direkt nach dem Bösewicht benannt und der Held trug den belanglosen Namen Jumpman. Die Rede ist natürlich von dem 1981 erschienen Arcade-Game Donkey Kong. Dieser Münzautomat dürfte wohl mit einer der wichtigsten Grundsteine für Nintendo, wie wir es heutzutage kennen, gewesen sein. Nicht nur dass der Titel die Grundlage für das Jump&Run-Genre war und hinter Jumpman niemand geringeres als die wichtigste fiktive Person in der Firmengeschichte, nämlich Mario, steckte, nein, der Automat ist nach Pacman auch der zweiterfolgreichste Automat aller Zeiten.
Aber auch der behaarte Widersacher schaffte es Fuß in der Videospielwelt zu fassen. Nach zahllosen Variationen und Ablegern des Originals dauerte es einige Jahre bis dem Affen der Ruhm zuteil wurde, der ihm zustand. Es war 1994 als SEGA mit dem Saturn und Sony mit ihrer ersten eignen Konsole, der PlayStation, technisch an Nintendo vorbeirauschten. Das Nintendo 64 war noch bei weitem nicht markttauglich und so musste das japanische Unternehmen versuchen, die Spieler durch hochwertige Titel an ihre 16-Bit Konsole zu binden. Eines dieser Spiele war Donkey Kong Country, und das Jump&Run mit dem krawattentragenden Affen übertraf alle Erwartungen. Niemand hatte zuvor geglaubt, dass das SNES zu so einer grafischen und akustischen Leistung fähig sei.
Es folgten noch zwei weitere erfolgreiche Fortsetzungen für dieses System, und auch auf dem N64 rockte der Affe mit seiner Familien zusammen Wohnzimmer auf dem ganzen Planeten.
Nintendotypisch taucht er auch in fast allen Sportspielen, Rennspielen und Mario-Party-Spielen auf. Nach einigen rhythmischen Auftritten auf dem GameCube meldete sich der wahre König des Dschungels vor ein paar Wochen auf der Wii zurück.Donkey Kong Country Returns schlägt dabei nicht nur in die gleiche Kerbe wie seine SNES Vorgänger, sondern es schlägt bei den Fans und solchen, die es bestimmt noch werden, ein wie eine Granate.
Auch wenn DK schon lange nicht mehr der Bösewicht aus den 80igern ist, so war er ursprünglich doch mal als Gegenspieler konzipiert und gehört somit definitiv in diesen Artikel.


Ein weiterer Charakter welcher ursprünglich als reiner Gegenspieler entworfen, mittlerweile aber ein fester Bestandteil von Nintendos Repertoire wurde, ist Wario.
Der Name basiert auf einem Wortspiel des Namens Mario und dem japanischen Adjektiv "waru" für "böse" (siehe auch den gestrigen Artikel). Dies bot sich natürlich an, da ein auf den Kopf gedrehtes M auch als W gelesen werden kann. Von daher verkörpert er auch so ziemlich das Gegenteil von Mario. Sowohl seine Optik in den beißenden Komplementärfarben gelb und violett, als auch sein ungehobeltes Benehmen haben nichts mit dem sympathischen Autreten von Mario gemein.
Seinen ersten Auftritt hatte Marios fieser Vetter in dem Gameboy-Titel Super Mario Land 2 – 6 Golden Coins. Er besetzte damals kurzerhand Marios Schloss, musste es aber, nachdem er diesem unterlegen war, wieder abtreten. Seitdem ist der knollennasige und geldgierige Rüpel nicht mehr aus der Spielgeschichte wegzudenken. Es folgten eine Reihe an Jump&Run-Spielen im Mario-Stil, Puzzlespiele und auch in sämtlichen Sportspielen Nintendos ist er ebenso Dauergast, wie bei Mario Party.
Seit Mario Kart 64 betätigt er sich auch nebenberuflich als Rennfahrer und verbreitet seine berühmt-berüchtigte miese Laune auf der Strecke. Da er ja bekanntlich nie genug bekommen kann, verdient er seit geraumer Zeit auch Geld mit Minispielsammlungen der WarioWare-Reihe dazu. Auch wenn Wario im Laufe der Zeit etwas milder wurde, so bleibt er doch eine unangenehme Person. Aber gerade das macht ihn als Gegenpol zum braven Mario so interessant. Manchmal wollen Spieler eben die Sau raus lassen und das können sie mit Wario wesentlich besser, da ihm jeder abnimmt dass er Spaß daran hat ein Fiesling zu sein.


Sicherlich gibt es noch einige Schurken mehr, die einen Sinneswandel hinter sich haben, oder Protagonisten in ihren eigenen Spielen wurden. Zum Beispiel Firebrand, ein Gegner aus Ghosts`n Goblins, der in Gargoyle`s Quest die Hauptrolle übernimmt. Aber Donkey Kong und Wario sind vermutliche die prominentesten Beispiele. Damit aber kein wirklich guter Fiesling in Vergessenheit gerät, bietet ihnen Nintendo regelmäßig in diversen Mehrspielertiteln die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Und wer weiß, vielleicht schafft es der eine oder andere ja auch noch auf die die ganz große Bühne.

verfasst von „Nimmerlandjunge“

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Letzte Aktualisierung: 12.12.2010, 22:27 Uhr