Azuma blüht – aber nicht ohne Dornen: Rune Factory: Guardians of Azuma ist ein Spiel, das dich mit sanften Kirschblüten umweht und im nächsten Moment mit technischen Haken aus der Immersion reißt. Hinter der bezaubernden Anime-Fassade und den liebevoll gestalteten Dorfmomenten verbirgt sich ein Spiel, das sich erzählerisch zu selten aus dem Schatten seiner Klischees wagt. Es ist ein Titel, der mehr will, als er leisten kann – und trotzdem oft sein Ziel trifft, wenn Herz und Stil über Komplexität triumphieren. Die Switch-2-Fassung zeigt klare Fortschritte, bleibt aber vor allem visuell und erzählerisch hinter den Möglichkeiten zurück, die sie sich selbst gesteckt hat. Wer über die bekannten Schwächen hinwegsehen kann und sich in einer Welt verlieren möchte, die vor Wärme, Farbe und Musik pulsiert, wird in Azuma zwar kein Meisterwerk, aber vielleicht genau das Spiel finden, das er gerade braucht.
Spieletest: Rune Factory: Guardians of Azuma - NS2 Edition NSW2
Weitere Infos
Releasedate:5. Juni 2025



Mögliche Spielmodi: Handheld-,TV-,Tischmodus
Anzahl der Spieler: 1
Leser-Meinungen: Noch keine
Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Tolle Atmosphäre
- Charmante Charaktere
- Interessantes Gegnerdesign
- Negativ:
- Zu häufig Popups von nahen Objekten
- Überstrapazierte Nutzung von Klischees
- Moderater Schwierigkeitslevel
„Rune Factory: Guardians of Azuma“ ist ein Titel, der sich auf den ersten Blick nahtlos in die Tradition der Reihe einfügt – und doch versucht, neue Wege zu gehen. Als Spin-off der bekannten Farming-RPG-Serie wagt sich das Spiel in ein Setting, das stark von japanischer Mythologie und Ästhetik geprägt ist. Es verspricht eine Mischung aus Lebenssimulation, Action-Rollenspiel und Dorfaufbau – ein Konzept, das auf dem Papier vielversprechend klingt. Die Nintendo Switch 2-Version bringt dabei technische Verbesserungen mit, die das Erlebnis gegenüber der Vorgängerkonsole deutlich aufwerten sollen. Doch trotz aller Ambitionen bleibt die Frage: Reicht das aus, um sich von den bekannten Genrevertretern abzuheben?
Story
Die Geschichte beginnt mit einem altbekannten Motiv: Die Hauptfigur – wahlweise männlich oder weiblich – erwacht ohne Erinnerung in einem verfallenden Dorf. Dieser Einstieg ist nicht nur vertraut, sondern beinahe schon überstrapaziert. Die Amnesie als erzählerisches Mittel wirkt hier wie ein bequemes Vehikel, um den Spieler langsam in die Welt einzuführen, ohne zu viel erklären zu müssen. Zwar wird versucht, dem Ganzen durch die Einführung des nicht gewählten Protagonisten als Antagonist eine persönliche Note zu verleihen, doch dieser interessante Ansatz bleibt im weiteren Verlauf eher oberflächlich. Die Welt Azuma selbst ist von einer mysteriösen Fäulnis befallen, die nicht nur die Natur, sondern auch die Seelen der Bewohner korrumpiert. Der große Baum im Zentrum des Frühlingsdorfes – einst ein Symbol für Leben und Hoffnung – trägt keine Blüten mehr und soll gefällt werden. Die Göttin Ulalaka, geschwächt und verzweifelt, bittet die Protagonistin um Hilfe. Als sogenannte Erdtänzerin ist sie in der Lage, durch rituelle Bewegungen und den Einsatz heiliger Artefakte wie einer göttlichen Trommel magische Energien zu kanalisieren. Diese mythologisch aufgeladene Prämisse verleiht der Geschichte zwar ein gewisses Potenzial, doch sie bleibt in ihrer Ausführung oft zu formelhaft. Viele Charaktere bedienen stereotype Rollenbilder, und emotionale Wendepunkte wirken vorhersehbar. Die Inszenierung bemüht sich um Dramatik, doch echte Überraschungen bleiben aus.
Gameplay
Spielmechanisch bietet „Guardians of Azuma“ eine breite Palette an Aktivitäten, die sich um drei zentrale Säulen drehen: Dorfaufbau, Ressourcenmanagement und Echtzeitkämpfe. Der Wiederaufbau der vier saisonalen Dörfer ist dabei mehr als nur ein kosmetisches Feature. Gebäude müssen sinnvoll platziert, Bewohner rekrutiert und Aufgaben wie Holzfällen, Erzabbau oder Feldarbeit verteilt werden. Diese Mechanik verleiht dem Spiel eine leichte strategische Komponente, die durch die Möglichkeit, Dorfbewohner individuell einzusetzen, weiter vertieft wird. Besonders gelungen ist die Integration des Begleiters Mokoshiro – ein schafartiges Wesen, das wohl eigentlich ein Drache ist. Er stellt nicht nur Ressourcen her, sondern fungiert auch als emotionale Konstante im Spielverlauf. Das Kampfsystem ist zugänglich und bietet durch Kombo-Angriffe, Ausweichmanöver mit Zeitlupeneffekt und verschiedene Waffenarten genug Tiefe, um nicht monoton zu wirken. Erweitert wird dies durch Nah und Fernkampfwaffen. Jeder Waffentyp verfügt über eigene Fertigkeitsbäume, die sowohl Statuswerte als auch Angriffsmuster beeinflussen. Die Bosskämpfe sind visuell eindrucksvoll und fordern zumindest in den ersten Stunden ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Allerdings lässt der Schwierigkeitsgrad im späteren Verlauf spürbar nach – selbst auf der höchsten Stufe. Das nimmt den Kämpfen etwas von ihrer Spannung und lässt sie mitunter repetitiv wirken. Abseits der Kämpfe bietet das Spiel zahlreiche Möglichkeiten zur Entfaltung: Kochen an Lagerfeuern, um Buffs zu erhalten, das Sammeln von Rezepten, das Wiederbeleben von Kirschbäumen oder das Pflegen von Beziehungen zu Dorfbewohnern. Letzteres ist besonders charmant umgesetzt – inklusive romantischer Optionen, die unabhängig vom gewählten Geschlecht verfügbar sind. Dennoch bleibt das soziale System eher oberflächlich und erreicht nicht die Tiefe vergleichbarer Titel.
Technik
Die Nintendo Switch 2-Version bringt spürbare Verbesserungen mit sich. Höhere Auflösung, stabilere Bildrate und kürzere Ladezeiten sorgen für ein insgesamt flüssigeres Spielerlebnis. Besonders hervorzuheben sind die butterweichen Animationen der Spielfigur, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. Schwertschwünge werden von Kirschblüten und subtilen Farbeffekten begleitet, was dem Spiel eine fast poetische Note verleiht. Auch die Idle-Animationen, wenn man die Figur eine Weile stehen lässt, zeugen von der Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wurde.
Doch trotz dieser Fortschritte bleibt das Spiel nicht frei von technischen Schwächen. Pop-ins sind nach wie vor deutlich sichtbar, insbesondere beim Betreten neuer Areale oder beim Platzieren von Gebäuden. Auch die Texturen wirken stellenweise verwaschen, was besonders in den dichter gestalteten Dörfern auffällt. Die Sprachausgabe – wahlweise auf Japanisch oder Englisch – ist hochwertig, doch die Untertitel weichen gelegentlich vom gesprochenen Text ab, was in emotionalen Szenen störend sein kann.
Die musikalische Untermalung hingegen überzeugt auf ganzer Linie. Traditionelle japanische Klänge verleihen der Welt Azuma eine authentische Atmosphäre und tragen maßgeblich zur Immersion bei. Die Soundkulisse ist stimmig und unterstützt sowohl ruhige Momente als auch dramatische Höhepunkte.
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Vielen Dank an die Firma Marvelous für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 30.Juni.2025 - 09:59 Uhr