Spieletest: Dragon Quest Monsters: Joker NDS

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Weitere Infos

Releasedate:
14. März 2008

USK 6 WiFi unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-2

Leser-Meinungen: Noch keine

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Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Gameplay mit Suchtpotential
schöner Anime-Grafikstil mit skurrilen Monstern
Negativ:
lahme, mit Dichte geizende Story
Inseln manchmal zu weitläufig

“Hiermit möchte ich meinen Sohn für das Fehlen am vergangenen Freitag entschuldigen - er hat ein neues Videospiel bekommen.” Ob einem der Lehrer das abkaufen würde? In Deutschland nicht, in Japan wahrscheinlich schon. Besonders zum Launchtermin eines neuen Titels aus der Dragon Quest-Franchise resignier(t)en dortige Schulen des Öfteren - kommt ja eh keiner. Zu Recht, denn die RPG-Reihe zeichnet sich durch exzellent-fesselndes Gameplay und auch coolen Anime-Grafikstil aus. Und Dragon Quest Monsters: Joker für den Nintendo DS reiht sich makellos ein, wahrscheinlich gibt es keinen schärferen Pokémon-Konkurrenten.

Einfach ein paar Kristallklumpen einsammeln?

Diese Frage werden sich nicht nur die Leute auf der Insel Domuspolis stellen. Auch ihr werdet euch denken: ‘Das ist alles?’ Ja, die Story von DQM:J gibt nicht allzu viel Innovatives her: Ihr seid Mitglied der Geheimorganisation S.K.A.T. Besser, ihr seid der Sohn des Chefs, allerdings ist euer Verhältnis zueinander alles andere als familiär. Lust darauf, von Daddy herum geschubst zu werden, habt ihr schon lange nicht mehr, weshalb ihr einen Fluchtversuch startet - der schiefgeht. Nach einer unbequemen Nacht im Kerker werdet ihr ins Büro eures Vaters gebeten... *schluck*. Doch es kommt anders: Max Trumpf zeigt sich kulant und halst euch eine Aufgabe ganz nach eurem Geschmack auf. Als ‘Undercover-Agent’ sollt ihr die Geschehnisse rund um die siebte Monsterscout-Meisterschaft beobachten; ergo müsst ihr auch daran teilnehmen. Doch Schnelligkeit ist gefragt: Nur die ersten fünf Scouts, die zehn Exemplare der Dunkelsteinkristalle abliefern können, schaffen es in die Endrunde - womit wir wieder bei der fett gedruckten Überschrift wären. Doch über die mehr als abgedroschene Hauptaufgabe des Spiels kann hinweggesehen werden. Das Salz, das Tabasco in der Suppe lässt sich sowieso aus dem suchtgefährdenden Gameplay gewinnen.

Konventionelles Grundgerüst

Auf der Suche nach den Dunkelsteinkristallen durchstreift ihr die hübsch gestalteten Inseln des Mau Mau Archipels. Fast ausnahmslos mit lästigen Monstern gesäumt. Zum Glück bestimmt ihr, ob ihr ein Ungetier in eurer Nähe in die ewigen Jagdgründe schicken wollt - Zufallskämpfe adé. Ihr macht euch allerdings nicht die Hände schmutzig, sondern lasst ein Team aus bis zu drei gezähmten Kreaturen in den Kampf ziehen. Rundenweise gebt ihr - á la Pokémon - Befehle zu Angriff, Abwehr oder Zauberei, besiegte Unholde hinterlassen Goldmünzen und Erfahrungspunkte. Mit ‘betagteren’ Recken werden immer mehr, vor allem gefährlichere Inseln begehbar, ohne dabei deftig auf den Deckel zu bekommen. Im Fokus stehen stets die begehrten Kristalle. Doch auch Abstecher in entlegenere Winkel lohnen sich: Truhen birgen Heilmittel etc. für den mobilen Medizinschrank und auch Waffen - für eure Monster. Schwert, Peitsche und Co. verstärken die physischen Angriffe, allerdings lässt sich ein Monster nicht jede Waffe aufhalsen. Auf fast jedem Eiland findet sich auch ein Scout-Posten: Er dient als Genesungsstation für die Schützlinge, außerdem lassen sie sich dort horten und versynthetisieren...

Es ist groß, hässlich, furchteinflößend... mein Baby!

... versynthiwas? Auf gut Deutsch bedeutet das: Ihr dürft (wieder - für alle Dragon Quest Monsters-Jünger) Frankenstein spielen! Einfach zwei Kreaturen in einen Topf werfen, umrühren, fertig. Dabei ist es egal, ob ‘Mama und Papa’ aus der Schleim-, Drachen-, Natur-, Biest-, Materie, Dämonen- oder Zombiefamilie kommen. Zu beachten ist lediglich, dass sie unterschiedliche Polaritäten, sprich Plus und Minus aufweisen - ‘Zwitter’ sind nicht selten. Und hier liegt auch der Großteil des Suchtfaktors begraben: Aus konfusem Kombinieren entstehen manchmal überraschend starke Bestien mit mächtigen Talenten - teilweise bekommen sie sie von ihren Eltern vererbt. Von denen können sich die frischgebackenen Viecher drei aneignen. Mit Level-Ups bekommen sie dann Talentpunkte zugewiesen; gezieltes Verteilen dieser lässt die Monster neue Techniken erlernen.
Aber zum synthetisieren bedarf es zuerst Stammmonster. Woher bekommt man die denn? Ganz einfach: Sie höflich fragen. Gut, so einfach ist es nun auch wieder nicht. Um potentielle Zögline anzuwerben, müsst ihr sie im Kampf erfolgreich von eurer Macht überzeugen. Dazu bündeln eure Kreaturen eine mysteriöse Energie, die sie dann auf das Wunschgeheuer loslassen. Je stärker eure Monster sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, gleich jemand neues in der Familie begrüßen zu dürfen. Vorbei sind also die GBC-Zeiten, zu denen man die Monster mit Futter und Filet anlocken musste. Tja, Liebe geht nicht mehr durch den Magen.

‘Ey, bist du nicht sein Zwillingsbruder?’

Die Aufzucht eurer Kreaturen beansprucht - früher wie heute - viel Zeit, die man aber gerne opfert. Stundenlang tüftelt man an einer Formel für das ultimative ‘Haustier’, experimentiert mit deren Talenten und nimmt sie mit zu langen Trainings-Session - Letzteres ist jedoch Geschmacksache. Zudem gestalten sich die Kämpfe recht flott. Auch knackige Bossfights warten auf euch, allerdings in einem anderen Kontext: Eine Art Nebenquest ist die Eskortierung eines sagenumwobenes Monsters namens Incarnus. Es muss auf dem Weg zu seiner Ursprungsgestalt heilige Tempel aufsuchen, die aber eben von biestigen Türstehern bewacht werden.
Okay, das Niveau der Story wird deshalb nicht epochal gesteigert; sie bleibt dahin plätscherndes Beiwerk. Dazu tragen großteils ‘seelenlose’ NPCs bei: Während wichtigere Charaktere euch sogar humorige Dialoge bescheren - Achtung, Akzent- und Dialekt-Alarm -, sieht das normale Völkchen wie vom Fließband aus. Für dutzende Figuren gibt es gerade mal eine Hand voll Designs. Auch andere Scouts sind von diesem Manko betroffen, dafür zeigen sie sich besonders kooperativ. Mal bieten sie euch ein Synthese-Geschäft an - sprich jeder von euch steuert ein Monster bei -, mal begegnen sie euch auch unverhofft auf den Inseln, kampfeslustig. Auch Drahtlos-Duelle gegen eure Freunde aus Fleisch und Blut sind möglich. Wer jedoch nach mehr Ruhm strebt, versucht sich - leider nur zu bestimmten Tageszeiten - an Square Enix’ Wildcard World Cup. Nehmt eure ‘Creme de la Monstre’ mit, um euch online an die Spitze zu kämpfen.

Hey, ein Dragon Ball-Charakter als Scout!?

Auch technisch zeigt sich Dragon Quest Monsters: Joker wettbewerbsfähig. Das Rollenspiel hüllt sich in ein frech-buntes Anime-Gewand - Akira Toriyama lässt grüßen. Vor allem einigen Monstern ist das Prädikat “Schräg” zu verleihen - schon mal ein mit einem Schaschlik-Spieß durchstochenes Paprikapaar gesehen... das laufen kann? Auch unser Held kommt stylish-wild daher. Was den tollen Gesamteindruck mindert, sind lediglich teils karg detaillierte Insel-Umgebungen. Auf die Ohren gibt’s einen spärlichen, aber stimmigen Soundtrack, dabei dürfte alten DQM-Hasen etwas auffallen: Viele Stücke aus dem GBC-Erstling wurden neu arrangiert - hach, das weckt Erinnerungen!
Das Grundkonzept ist altbewährt, warum sollte man es dann mit neumodischen Features verunstalten? Square Enix hat sich diese Frage auch gestellt: Gesteuert wird das Abenteuer fast ausschließlich über die Buttons, der Stylus wird allenfalls für eine bessere Menünavigation benötigt. Ebenfalls kein Novum: Auf dem Touchscreen habt ihr permanent den Blick auf die Inselkarte, oben läuft das Spielgeschehen ab.... Ein Mikrofon? Da ist noch ein Mikrofon?!

Fazit

DQM:J ist gleich Pokémon? Fast: Square Enix' Rollenspiel bietet in Sachen Abwechslung und Umfang nicht so viel wie die Konkurrenz, dafür aber ebenso fesselndes Gameplay - hier macht Experimentieren Spaß. Hinzu kommt eine charmante Optik, die nicht nur Anime-Fans ansprechen dürfte. Wer keine tiefgründige Story zu einem RPG braucht, kann bedenkenlos zuschlagen.

Grafik
7.5
Sound
7
Multiplayer
7.5
Gesamt
8

verfasst von „Craoz“

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Vielen Dank an die Firma Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 05.Mai.2008 - 20:49 Uhr