Tag 1 – Games Convention vs. gamescom

Tag 1 – Games Convention vs. gamescom

Irgendwie mag ich Zugreisen. Auch wenn sie im Vergleich zu Flügen gerne mal ellenlang dauern, kann man ihnen einen gewissen Reiz und eine eigene Art von Atmosphäre nicht absprechen: Die Bahn ist ein abgeschlossener Mikrokosmos mit ab und an, aber keinesfalls pausenlos wechselnder Besetzung, ab und an, aber keinesfalls stets gegebener Möglichkeit zum Ausstieg und ab und an, aber keinesfalls immer bezahlbarem Bordrestaurant, oft in Literatur, Film und Fernsehen thematisiert (man denke nur an „Mord im Orient-Express“ mit dem berühmten Sir Peter Ustinov oder „Brot im Orient-Express“ mit dem noch berühmteren Bernd), durchaus auch im Videospiel (siehe das geniale sechste Kapitel in Paper Mario 2 oder etwa einen guten Teil von Professor Laytons zweitem DS-Auftritt). Heute ist sie für mich aber vor allem eines: Ein Verkehrsmittel von Wien nach Köln.

Meine Uhr zeigt momentan 13:34 und ich bin zwar schon seit gut sieben Stunden auf den Beinen, aber der alte Spruch „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ ist bislang noch nicht unbedingt zur Geltung gekommen – was aber auch nur daran liegt, dass besagte Reise erst im Begriff ist zu beginnen und die gamescom, der Grund derselben, gar erst morgen früh startet.

Wovon soll ich euch dann erzählen...? Von einem resoluten älteren Ehepaar der Marke „Gehen Sie von unserem Platz, Sitz Nummer 062 ist meiner, egal, ob wir die Reservierung für Wagen 053 haben und auf diesem Waggon 051 steht, sie Ösi!“, vielleicht? Von einem seltsamen Sitzplatzstreit, bei dem sich ein Zeitgenosse minutenlang und lautstark wie Kaja Yanars „Was guckst du?!“-Persona gebärdete (aber das Ganze leider ernst zu meinen schien) und die Fahrgäste sichtlich belustigte? Von einer Familie, die nun schon stundenlang zwar nicht so unwirsch, aber ähnlich lautstark wie besagter Witzbold hochinteressante Konversationen führt (Irgendwo fällt der Name „Levi“ -> „Ich heiß´ nicht Levi! Ich heiß´ Olivia!“ - „Leeevi, Leevi, Olivia heeeeiißt Leeevi!“) und mir ein Telefongespräch mit Kollegen David, den ich wie Ulrich und Simon morgen auf der Messe treffen werde, verunmöglicht hat („Maaami, warum steht da [auf dem Flyer von der Bahn] nichts auf Japanisch?“ - „Weil hier nicht so viele Japaner sitzen, und außerdem können die eh Englisch.“ - „Ich kann kein Englisch!“ - ich kam in dem Moment kurz in Versuchung, mit John F. Kennedy-Akzent „Ich bin ein Japaner!“ zum Besten zu geben, aber entschied mich dann doch dagegen)?

Nein, ich denke, bevor ich euch noch mit solchen Storys langweile (Wer sagt, das hätte ich bereits getan? Oh...), hole ich an dieser Stelle lieber das nach, was eigentlich als Abschluss des letztjährigen Messetagebuchs geplant war – besser spät als nie: Ein vergleichendes „Review“ von Games Convention und gamescom, das keinerlei Anspruch auf Objektivität erhebt – alleine, da ich dabei die letztjährige einzelne kölner Veranstaltung den beiden leipziger Events, bei denen ich anwesend war (2006 und 2007) gegenüberstellen werde – sondern eher als individueller Rückblick in Bezug auf die Messe-Streifzüge und das drumherum meiner Kollegen und mir der letzten paar Jahre fungiert. Aber egal: Jetzt wird abgerechnet! Games Convention vs. Gamescom, das größte „Match of the Millenium“ nach Capcom vs. SNK! Mindestens.

Präsenz der Messe in der Stadt
Games Convention: Ganz klar, Leipzig war damals im GC-Fieber: Überall Plakate, das Untergeschoß des Bahnhofs voll mit spielbaren Konsolen-Displays (skurrilerweise waren GBA und GCN ausschließlich dort zu sehen und wurden vom Messegelände verbannt), ein Nintendo-Truck, Fußballkäfige mit Super Mario Strikers-Motiven: Auch Nichtinteressierte konnten vor der Präsenz der Games Convention kaum flüchten (auch wenn der Aufwand 2007 vielleicht etwas geringer als im Vorjahr war).
gamescom: Messe? Welche Messe? Ehrlich, dass am Vor- und Fachbesuchertag der gamescom außer einem Winz-Banner am „Haxen-Haus“ mehr oder minder gar nichts zu sehen war, was auf die riesige Veranstaltung hindeutete, mutete doch dezent seltsam an. Später entdeckte ich in der Stadt dann doch einen Platz voller Trucks, Displays und Ähnlichem, aber wenn man nicht zufällig dort vorbeikam, dann...wäre man dort nicht vorbeigekommen.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 1:0
Auch wenn es in besagtem „Vorort“ der gamescom wohl doch eine Menge zu sehen und zu spielen gab – hatte leider keine Zeit, ihn mir näher anzusehen – war es abgesehen von dieser Ausnahme doch überraschend, wie „totgeschwiegen“ die Messe in der eigenen Stadt eigentlich wurde. Punkt für Leipzig.

“Ich ess´ jeden Tag was Süßes. So wie ´ne Frau. Die machen das ja auch!” Was? Nein, nicht ich; ich war nur gerade in Würzburg in einem Hybriden aus Bäcker und Internet-Café zwecks Mittagessen und kam nicht umhin, euch dieses philosophische Schnipsel aus der Unterhaltung meiner Tischnachbarn mitzuteilen. Ähem. So, jetzt geht´s aber weiter!

Duell der Messezentren
Games Convention:
Ich muss schon sagen, dass das leipziger Messezentrum wirklich herrlich zur GC gepasst hat: Die eher runden als eckigen, durch schicke “Glastunnels” verbundenen Hallen versprühten ein dezent futuristisches Flair, was gut mit dem vergleichsweise immer noch recht jungem Medium Videospiel (dessen Gründerzeit ja eigentlich auch total von Science Fiction und Außerirdischen dominiert war) harmonierte.
gamescom: Das Messezentrum Köln hingegen hat eher den Charme eines...Messezentrums. Also, eines der klassischen Sorte. Aber wie gesagt, es hat einen Charme...eigenwilliger Art. Ein wenig den von Backsteinhäusern in London, oder von der alten Fabrik, in dessen Innenhof diverse “Tatort”-Ermittler ihre Morde aufklären. Das ist natürlich totale Geschmackssache; ich hatte nur einerseits subjektiv ein wenig das Gefühl, die “nur” vier Säle würden von der Gesamtfläche her ein wenig hinter Leipzig zurückbleiben, und fand andererseits das Gebäude mit seinen zig Eingängen (bei denen niemand so recht weiß, wo jener für die Presse ist) und der Drei- statt Zweiteilung des Geländes in Entertainment Area, Business Area und Pressebereich mit jeweils verschiedenen Zugangsbeschränkungen ein wenig verwirrend.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 2:0
Irgendwie kommen mir beim Gedanken an die Messegebäude zwei Videospiel-Levels in den Sinn: Die Games Convention war “Down the Tubes” aus Earthworm Jim, die gamescom ist “Grunty GmbH” aus Banjo-Tooie. Beides hat zweifellos einen Charme, aber ersteres ist einfach schicker – und meiner Meinung nach auch praktikabler aufgebaut.

Die Spiele am Nintendo-Stand (Entertainment Area)
Games Convention: Wäre ich 2006 ohne Presseticket nach Leipzig gefahren, wäre ich sicherlich auch auf meine Kosten gekommen: Phantom Hourglass, Yoshi´s Island DS, Star Fox Command, Mario vs. Donkey Kong 2, alles da., und der Stand selbst hatte durchaus einen schlichten Charme. Dennoch wäre klar ein bitterer Nachgeschmack geblieben, da Game Cube, Game Boy Advance und Wii vollkommen abwesend waren. 2007 hingegen wäre ich als “normaler” Besucher maßlos enttäuscht gewesen: Augen-Training für DS, Wii Fit, sonst noch ein paar längst erhältliche Touch Generations-Spiele und das war´s? Wirklich nicht gerade die Titel, wegen denen man als treuer Nintendo-Fan auf eine Messe kommt – selbige dürften sich eher auf den Arm genommen gefühlt haben. Da half es auch nicht viel, dass der strahlend weiße Stand durchaus Stil hatte.
gamescom: Zugegeben, sooo viele Spiele waren´s auch hier nicht: Die drei als große Wii-Titel inszenierten Programme Wii Sports Resort, Wii Fit Plus und New Super Mario Bros. Wii waren zahlemäßig etwas mager, ersteres längst erschienen, zweiteres nett, aber nicht gar so aufregend, letzteres dafür aber die große Attraktion. Und für DS hatten Mario&Luigi 3, Prof. Layton 2 sowie Spirit Tracks einiges zu bieten. Außerdem war der komplette Stand im schicken Mario-Design gehalten und verbreitete doch ein wenig die Atmosphäre, Nintendo würde seine Allstars und Hardcore-Spieler wieder mehr in den Mittelpunkt rücken – die diesjährige E3-Pressekonferenz warf ihre Schatten voraus!
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 2:1
Schon allein wegen dem verdammt schwachen Line-Up von 2007 muss ich der gamescom den Vorzug geben, aber hätte es wohl auch rein gegenüber 2006 getan: Den im Gegensatz zu damals wurde keine aktuelle (oder in Bälde erscheinende) Konsole einfach so unter den Tisch fallen gelassen.

Die Nintendo-Bühnenshow
Games Convention: 2006...was soll ich sagen...sie war “bemüht”, ganz nett, aber nicht aufregend. Das Moderatorenduo schien die Sache nicht immer komplett im Griff zu haben – ich erinnere mich insbesondere daran, dass auf der großen Leinwand Dr.Kawashimas Gehirn-Jogging vorgestellt werden sollte und das Bild dabei um 90 Grad gedreht war, was es ziemlich schwierig machte, der Präsentation ohne Nackenschmerzen zu folgen. Oder als Kollege Seppel ein Big Brain Academy-Quiz gewann und statt dem versprochenen T-Shirt nur zwei (ziemlich widerliche) Energy-Drinks erhielt. Aber wie gesagt: Insgesamt war es durchaus nett. Kein Grund, so wie es Nintendo leider getan hat, im Folgejahr komplett auf derartige Shows zu verzichten.
gamescom: Was für eine Steigerung! Okay, wenn man öfters vorbeischaute, konnte man die unveränderlichen Ausführungen des Moderators zu Ralph Beer und seinem Werk bald auswendig mitsprechen (und den Rhythm Paradise-Werbespot mit Beyoncé bald nicht mehr sehen), aber man merkte sofort, dass der Moderator sein Handwerk verstand und mit der Materie vertraut war. Der eine oder andere Gast, ein Kurzturnier mit Preisen pro Show und eine Menge ins Publikum geworfene Goodies rundeten die Sache ab. Wirklich gelungen und dieses Jahr hoffentlich wieder in ähnlicher Form vorhanden!
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 2:2
Ganz klar, dass die gamescom hier die Nase vorn hatte. Erstmals Gleichstand!

Nintendo im Business Center
Games Convention: Auch wenn jedes Presseteam nur kurz Zeit hatte, um sie anzuspielen und keiner die Abwesenheit von Twilight Princess verstand, war es 2006 natürlich schon ein ganz besonderes Erlebnis, erstmals Wii-Titel zu spielen, was den Nicht-Fachbesuchern verwehrt blieb. Im Folgejahr hingegen gab es zwar keine neue Hardware zu bestaunen, dafür aber einen ganzen Sack voll Hits wie Super Mario Galaxy, Super Paper Mario, Metroid Prime 3 oder – erneut – Phantom Hourglass. Und dieser abgetrennte, direkt neben dem öffentlichen Nintendo-Bereich liegende Abschnitt war mit zahlreichen Sitzsäcken auch richtig schön gemütlich – es hatte einfach Flair, die lauten Stimmen der unzähligen Besucher von draußen zu hören und dennoch gleichzeitig in verhältnismäßig kleinem Kreis die kommenden Hits anzutesten.
gamescom: Nintendos Business-Bereich auf der gamescom diente vor allem einem Zweck: Um New Super Mario Bros. und die anderen ebenfalls öffentlich gezeigten Titel in Ruhe anzuspielen. Ja, das nette RPG Glory of Heracles war spielbar (leider war unser Termin schon wieder vorbei, bevor wir es testen konnten), von Golden Sun DS war die vermeintliche Demo kaum mehr als eine Videosequenz, und das war´s.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 3:2
Man könnte jetzt natürlich sagen “Wenn man schon alle Hits am Showfloor zeigt, dann gibt´s halt keine elitären Press-only-Titel!”Das will ich so aber nicht ganz gelten lassen – es geht einfach auch um das Launch-Up an sich: 2006 wurde die neue Konsole präsentiert, 2007 endlich jene Titel gezeigt, auf die man sich schon seit dem Launch gefreut hat, und dem ist nun mal schwer beizukommen.

Originalität der Stände
Games Convention: Ich kann noch klar sagen, dass die unzähligen Stände der Aussteller allesamt liebevoll designt waren und zum Stöbern und Spielen einluden – aber mir fallen auf Anhieb jetzt nicht sooo viele ein, die Originaliätspreise gewinnen würden. Sehr nett fand ich auf jeden Fall u.a. den Außenbereich mit seinem Sandstrand – auch wenn der Animateur auf Maturareisen-Niveau einen doch ein klein wenig vergraulte.
gamescom: Klar – hier fällt mir auf Anhieb der schneebedeckte, mit einem riesigen Christbaum dekorierte und von Weihnachtsmännern bevölkerte Sega-Stand ein, der (leider ausschließlich) Kinder sogar in einer riesigen Schneekugel Mario&Sonic bei den olympischen Winterspielen antesten ließ. Auch der Klettergarten in luftiger Höhe (nicht direkt ein Stand im herkömmlichen Sinne, aber wenn ich mich recht entsinne für die Spielepyramide werbend), der Dark Void-Windkanal (immer außer Betrieb, wenn ich in der Gegend war, schade) und der tolle PSPgo-Kran, den Simon und ich bei einer Fahrt gar für uns alleine hatten, waren überaus nette Gimmicks.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 3:3
Da plädiere ich doch für die gamescom. So was, schon wieder ein Gleichstand!

Das Eröffnungskonzert
Games Convention: Ja.
gamescom: Nein.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 4:3
Oder etwas ausführlicher: Die orchestrale Videospielmusik im Gewandhaus Leipzig am Abend des ersten Messetages war einfach großartig, ab und an etwas arg lange Ansprachen konnten das Vergnügen in keinster Weise mindern. Verdammt schade, dass Köln nicht versucht, etwas ähnliches auf die Beine zu stellen – da fehlt einfach was.

Die Nintendo-Weltpremieren
Games Convention: Ja.
gamescom: Nein.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 5:3
Ähem. Also wieder etwas genauer: Super Mario Strikers und Bataillon Wars Wii waren jetzt nicht die großen Spiele, aber verdammt nochmal, es waren Weltpremieren und irgendwie ist es einfach schon eine tolle Sache, eine Messe in Deutschland zu besuchen und zu sehen, wie etwas enthüllt wird, das noch nie zuvor zu sehen war (in alten Zeiten war dergleichen ja fast nur in England, Japan oder den USA vorstellbar). 2007 wurde zwar nichts dergleichen gezeigt, aber die zwei Titel von 2006 gegenüber den null Nintendo-Premieren der gamescom holen Leipzig locker den Punkt.

”What the heck!”-Momente
Games Convention: Als Seppel und ich uns ein wenig zu spät auf den Weg zur 10tacle-Pressekonferenz machten, bot sich uns vor der Tür des Saales ein skurriles Schauspiel: Der alienartige Boulder Dash-Protagonist Rockford sollte wohl kurz nach Beginn der PK als Überraschungsgast auftauchen, aber passte aufgrund seines massigen Kopfes kaum durch die Tür, blieb stecken und musste von mehreren Mitarbeitern in den Raum manövriert werden, was wir, die ja eigentlich schon dem Vortrag lauschen sollten, doch ein wenig belustigt zur Kenntnis namen (Böse Zungen behaupten ja, es wäre nur ein Werbekostüm gewesen, in dem ein Mensch steckte, aber die wollen uns ja nur den Spaß verderben! Ich habe mich ja auch schließlich auf der gamescom mit Mario fotografieren lassen, und der war ECHT! Und der Sega-Stand hat mir gezeigt, dass es den Weihnachtsmann DOCH gibt! Ha! Wobei, na gut, der Elton vom Sega-Stand war vielleicht doch nur ein verkleideter Student...).
gamescom: Was zur Hölle macht die Bundeswehr auf der gamescom? Eine Kampagne frei nach dem Motto “Alle Shooter-Freunde sind automatisch Waffennarren, also rekrutieren wir sie schnell, bevor sie zu Amokläufern werden!”, oder wie? Auf alle Fälle ein vollkommen deplatzierter Auftritt – wie habe ich letztes Jahr geschrieben? “Ähnlich passend wie ein Kirby-Cosplayer im Parlament”? Hm, vielleicht sollte ich mir mal ein passendes Kostüm schneidern...
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 6:3
Nichts geht über unser “Treffen” mit Rockford! War einfach eine herrlich skurrile Situation.

Die Gastronomie
Games Convention: “Schweinshax´n hamm ma ned!”
gamescom: “10,80 Euro teuer? Also bitte! Das sind 1 ½ Liter Mineralwasser!”
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 6:4
Beides Zitate von damals: Auch wenn Speisen und Getränke ebenso in Köln alles andere als günstig waren und das Grillgut im “Business-Biergarten” nur bedingt überzeugen konnte: Nichts kommt (im negativen Sinne) gegen das Schweinshacksteak an (meine Anfrage wurde vom “Wirt” zunächst als “Schweinshax´n” missverstanden – würde mich hüten, sowas je zu bestellen) – essbares Fleisch enthielt es definitiv nicht, Flachsen und Sehnen dafür reichlich. Punkt für Köln.

Umgang mit der Presse
Games Convention: Wer, wie wir, kein Printmagazin herausbringt, erhielt lediglich einen Presseausweis mit dem Vermerk “Webportale”, der seine Träger nach dem Fachbesuchertag enorm benachteiligte – denn von da an galt die skurrile Regel, man müsse von dem zuständigen Entwickler oder PR-Manager persönlich abgeholt werden (als ob die nichts Besseres zu tun hätten!) und dürfe das Business-Center nicht alleine betreten. Weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwie schafften wir es dann doch, unsere Termine trotz aller Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, zu besuchen. 2007 konnten wir zum Glück einer verständnisvollen Mitarbeiterin darlegen, dass wir durchaus vorhatten, ernsthaft von der Messe zu berichten und uns nicht mit einer Alibi-Website hinein schmuggeln wollten, woraufhin wir “echte” Ausweise erhieltej. Dennoch: Generell galt diese Regelung auch in jenem Jahr.
gamescom: Leider leistete sich Köln einen ähnlich groben Schnitzer wie Leipzig: Man als Online-Schreiberling (als solcher erhält man eine Pressekarte mit “e”-Aufdruck, im Sinne von “Entertainment Area Only”) nur das Business-Center betreten, wenn man unmittelbar danach einen Termin hätte. Nicht ganz so peinlich wie in Leipzig, aber ähnlich unnötig – wenn man als Journalist im Business-Biergarten zu Mittag essen will, darf man das nur tun, wenn man kurz davor oder danach ein Meeting hat, oder wie?
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 6:5
Nur sehr, sehr knapp. Hätte mich fast für einen Gleichstand entschieden, aber wenn man davon absieht, dass wir 2007 großes Glück mit unserer Ansprechpartnerin hatten, ist das leipziger System klar ärgerlicher als das kölner. Sinnvoll sind in ihrer damaligen Form beide definitiv nicht. Mal sehen, wie es diesmal ist – ich konnte auf meiner Pressekarte zumindest kein “e” entdecken, was, hoffe ich, schon einmal ein gutes Zeichen ist.

Die Unterkunft
Games Convention: 2006 übernachteten wir am Rande Leipzigs, gegenüber einer in Konkurs gegangenen Konkursverwaltung – eine ganz nette Herberge. Jene von 2007 hatte sogar einen großen Sportplatz zu bieten – der einzige Wermutstropfen: Sie stand nicht in Leipzig, sondern in Naumburg an der Saale.
gamescom: Eine einzige Toilette pro Etage, die mit einer komplett abgebrochenen Klobrille protzt, und ein Lokal nebenan, dass bis spät in die Nacht verdammt laute Musik spielt? Großartig! Ich hoffe, unsere diesjährige Herberge wird noch großartiger...
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 7:5
Wie ihr seht, folgen nun Punkte, die mit der Messe selbst eigentlich nichts zu tun haben – egal, ich habe ja nie behauptet, dass dieses “Duell” objektiv bleibt. Ganz klar jedenfalls eines: Unsere leipziger Unterkünfte waren wesentlich komfortabler.

Als ich am Überlegen war, ob der Punkt “Messeauftritte ehemaliger Redakteure kultiger alter Videospielzeitschriften” auch in die Bewertung einfließen lassen soll – an dieser Stelle Grüße an Oliver Gubba von der Fun Vision und Reza Abdoli (ich entschuldige mich im Voraus, falls ich ihn wieder falsch geschrieben habe – aber das Schicksal ist gerecht, mein Nachname wird auch ständig von Post, Uni und Co. verfälscht) – kam der Zug auch schon in Köln an. Na sowas, das ging ja eigentlich ganz schnell – dafür, dass ich an die zehn Stunden gefahren bin.

So fand ich doch rascher als ich dachte meine diesjährige Herberge, gelegen an der “Siegesstraße” - Lavados leider nicht inklusive. Und sieh an, sie ist wesentlich komfortabler als die vom letzten Jahr – sogar mit eigenem Bad im Zimmer, ja is´ denn heut´ schon Weihnachten! Dumm nur: WLAN ist hier kostenpflichtig – das wird ein teures Tagebuch...

Leider ließ sich heute noch keiner von den Kollegen in Köln blicken und ich hatte keine Lust, nach der langen Zugfahrt herumzusitzen, also erkundete ich ein wenig die Umgebung und suchte speziell den Weg zur Messe – dieser gestaltet sich erfreulich kurz, da meine Unterkunft nur wenige Schritte vom Bahnhof Messe/Deutz entfernt ist, wunderbar!

So machte ich im milden Regen quasi eine Runde um das Messegelände, sprich, besuchte den Nord-, Süd- Ost- und Westeingang und machte ein paar Fotos, welche Gegenstand einer in Bälde hochgeladenen Bildergalerie werden sollen – ungewohnt, die Umgebung so ruhig, nahezu verlassen zu sehen!

Inzwischen ist es 21:15, inmitten des Hauptabendprogramms, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mir noch etwas ansehe – einerseits zahlt es sich kaum mehr aus, noch für heute eine 20 Euro-Kaution für die Fernbedienung zu hinterlegen, und andererseits habe ich heute noch einiges zu tun – wie diesen Artikel fertig zu schreiben. Also, stürzen wir uns in den Endspurt des gnadenlosen Duells!

Erreichbarkeit des Messegeländes
Games Convention: Sowohl 2006 als auch 2007 hatten wir ein Auto zur Verfügung – Gott sei Dank, denn anders wären wir unmöglich von unserer Unterkunft am Rande Leipzigs, respektive gar von Naumburg aus das Messegelände erreichen können. Die saftigen Entfernungen resultierten in sehr frühem Aufstehen und sehr spätem Einschlafen...aber dennoch: Ein eigenwilliges Flair hatten unsere spätnächtlichen Autofahrten durch altertümlich anmutende Dörfer schon!
gamescom: Da die Messe hier direkt neben dem Bahnhof Köln Messe (eh klar...) liegt, ist sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln wesentlich einfacher erreichbar. Wobei wir letztes Jahr auch noch das Glück hatten, eine Unterkunft zu ergattern, die relativ nahe beim Messegelände lag. Wobei...”Glück” ist bei jener Herberge vielleicht doch etwas übertrieben.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 7:6
Rein vom praktischen Aspekt her hat die gamescom klar die Nase vorn, trotzdem war unsere Pendelei zwischen Naumburg und Leipzig doch irgendwie cool.

Die Anreise
Games Convention: Auch wenn wir 2007 einfach einen Tag früher anreisten und so alles entspannt angehen konnten – ich werde nie die schreckliche Nachtfahrt im Liegewagen von 2006 vergessen; sadistischer Schaffner, der einen “versehentlich” zu früh aufweckt (natürlich just in dem Moment, als es erstmals fast gelingt, etwas Schlaf zu finden) und scheußlicher Schwarztee, der getrunken werden muss, da er sonst durch das Rumpeln des Zugs verschüttet würde, inklusive.
gamescom: Die Fahrt dürfte noch einen Tick länger gewesen sein, aber dank unserer 2007er-Erkenntnis, dass eine Anreise am Vortag viel entspannter ist, gab es keinerlei Probleme.
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 7:7

Na sowas, ein Gleichstand! Wie? Ob ich ihn mit belanglosen Bewertungskriterien willentlich herbeigeführt hätte? Würde ich doch nie tun! Der letzte Punkt bringt die Entscheidung!

Atmosphäre auf der Messe
Games Convention: Verdammt laut, schwieriges Vorankommen wegen der Menschenmassen, überall Spiele – einfach herrlich! Jene von 2006 war meine allererste “richtige” Videospielmesse, aber auch im Folgejahr ging kein Funken des Zaubers verloren.
gamescom: Ich hatte danach monatelang “I wanna hold your hand” (oder wie das Beatles-Lied mit diesem Refrain auch immer heißt), “The Final Countdown” und das nervige Gosejohann-Lied als Ohrwurm im Kopf – aber sonst gilt absolut das Gleiche: Einfach eine großartige Atmosphäre!
Ergebnis: Games Convention vs. gamescom – 8:8
Wie der kultig-trashige Pokémon Stadium-Sprecher sagen würde: “Sie schenken sich wirklich nichts!” Games Convention und gamescom sind respektive waren beide gleichermaßen faszinierend.

Fazit
Na, sie mal einer an, ein Gleichstand! Damit habe ich ja gar nicht gerechnet, harharhar. Aber wie auch immer – ich freue mich, dass ihr diesen ellenlangen Artikel durchgehalten habt (Die “richtigen” Messetagebuch-Einträge werden wesentlich kürzer, versprochen!), den zu schreiben mir großen Spaß gemacht hat. So, in etwa 20 Minuten ist es dann schon 22 Uhr – Zeit, langsam die Arbeit für heute abzuschließen. Dann werde ich wohl mein Sparschwein schlachten und WLAN “kaufen” müssen – wenn ihr dieses Tagebuch lesen konntet, dann hat der Upload wohl geklappt.

Bis morgen also, gleicher Ort! Ich hoffe, ihr seid ähnlich gespannt wie ich, wie sich die potentiellen Hits von morgen schlagen werden, wenn wir sie auf Herz und Nieren prüfen!

verfasst von „OldMacMario“

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Letzte Aktualisierung: 17.08.2010, 22:55 Uhr