Test: Nintendo DSi

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Weitere Infos

System: DSi

Preis: 169€

Hersteller: Nintendo

Nach dem lang anhaltenden Erfolg des Nintendo DS und seinem kleineren Nachfolger mit dem Zusatz lite, war es für Nintendo wieder an der Zeit eine neue Version des Handhelds auf den Markt zu bringen. Seit dem 3. April ist der DSi in Europa erhältlich. Wir haben für euch die wichtigsten Neuerungen zusammengetragen und auch die neuen Funktionen getestet.

Zum Verkaufsstart ist der DSi in schwarz und weiß erhältlich, weitere Farben sind aber sicher nur eine Frage der Zeit. Der Verpackungsinhalt ist mit dem neuen Ladegerät und einem Ersatzstylus übersichtlich ausgefallen. Gerade die umworbene Möglichkeit Musik abzuspielen und zu bearbeiten macht ohne mitgelieferte Kopfhörer zunächst wenig Sinn. Ein erster Wermutstropfen, der bei einem Verkaufspreis von 169 € nicht nötig war, Kopfhörer kosten schließlich nicht die Welt.
Die ersten Verbesserungen sind trotzdem schnell auszumachen: So ermöglicht das neue Ladegerät eine schnellere Ladung des Akkus. Waren es beim DS lite etwa 3 Stunden, so kann mit dem DSi schon nach etwas mehr als 2 Stunden wieder mit voller Leistung losgezockt werden. Dies ist auch nötig, denn die neue Technik (zwei Kameras, stärker genutztes WLAN, schnellerer Prozessor) verbraucht auch mehr Energie. Die Nutzungsdauer im Praxistest lag bei etwa 8 Stunden, wobei diese Werte immer mit Vorsicht zu genießen sind. Mehrere Helligkeitsstufen der Displays und die Lautstärke des jeweiligen Spiels lassen sehr unterschiedliche Akkulaufzeiten zu.

Zunächst widmen wir uns den Änderungen am Gerät selbst. Die glänzenden Oberflächen des DS lite sind passé, der DSi kommt matt und ein wenig unspektakulärer daher. Ein Vorteil der neuen Geräte ist aber die geringe Anfälligkeit für Fingerabdrücke. Die Anordnung der Knöpfe zum Spielen ist unverändert. Dafür gibt es einen neuen An- und Ausschalter sowie eine Lautstärkeregelung, die nun nicht mehr stufenlos erfolgt, sondern über zwei seitlich angebrachte Regler. Alle Knöpfe haben einen klaren Druckpunkt und lassen sich besser bedienen als bei den Vorgängermodellen. Eine zusätzliche LED gibt nun den Status der drahtlosen Verbindung an. Wenn der Akku schwach wird, weist wie gewohnt ein rotes Licht darauf hin, kurz bevor das Gerät aber ausgeht, blinkt die Lampe. Für Spieler, die wirklich bis zur letzten Sekunde spielen wollen eine gute Lösung.
Der GBA-Schacht wurde gestrichen und stattdessen können – wie bereits auf der Wii – SD-Karten eingesetzt werden. Diese dienen zum Abspeichern von Fotos, Musik und Spielen, die über den neuen DSi-Kanal gekauft werden. Zusatzhardware wie das DS-Rumblepak ist mit dem DSi nun nicht mehr kompatibel. Das neue Ladegerät besitzt einen neuen Stecker, so dass eine Verwechslung mit älteren Geräten nicht möglich ist. Die erfreulichste Neuerung ist aber sicher die Vergrößerung der beiden Bildschirme, die aber erst beim Anschalten deutlich wird. Damit komme ich nun zum Innenleben des DSi: Nachdem das Gerät erstmalig eingerichtet wurde, stehen mehrere Optionen zur Auswahl. Selbstverständlich gibt es wie gehabt die Möglichkeit ein DS-Spiel oder den Pictochat zu starten sowie Spiele oder Demos vom lokalen Netzwerk zu beziehen. Neu hingegen sind der Musik-, Foto- und Shopkanal, die wir euch der Reihe nach vorstellen möchten.

Musikgenuss nach Hürdenlauf

Im Musikkanal lassen sich Musikdaten abspielen und durch einige Effekte verfremden. Dabei kann die Abspielgeschwindigkeit und die Tonhöhe variiert werden. Ein nette Spielerei, die aber schon nach kurzer Zeit recht witzlos wird. Statt solche Optionen einzubauen hätte Nintendo lieber das MP3-Format zulassen sollen. Wie bereits mit dem Update des Wii Fotokanals lassen sich auf dem DSi nur noch AAC-Dateien abspielen. Die meisten Nutzer müssen also bevor sie den DSi als Musikplayer nutzen können ihre Bibliothek konvertieren und sich zudem noch einen guten Kopfhörer zulegen, von der SD-Karte ganz zu schweigen. Der Kanal bietet aber noch eine Diktierfunktion, welche kurze Aufnahmen ermöglicht, die auch verfremdet werden können. Die kurze Aufnahmedauer von 10 Sekunden lädt ebenfalls eher zum Herumspielen ein, als zur ernsthaften Nutzung. Klar wird aber hier die deutlich bessere Qualität des Mikrofons. Musste man beim DS lite noch laut und deutlich sprechen, erkennt der DSi deutlich leisere Töne noch erstaunlich klar.

VGA im Full HD-Zeitalter?

Die beiden Kameras sind sicher das Hauptmerkmal von Nintendos neuer Hardware. Wie bereits bei vielen Handys gibt es eine Außen- und eine Innenkamera. Beide weisen bei stecknadelkopfgroßen Objektiven VGA-Qualität oder 0,3 Megapixel auf. Selbst als Laie sollte man also wissen, dass keine Wunder zu erwarten sind. Fotos sehen auf dem DSi nett aus, lassen aber selbst auf diesen Bildschirmen Rauschen erkennen. Einen guten Schnappschuss auf Reisen wird man also mit dem DSi nicht bekommen. Die Fotos können im internen Speicher oder auf der SD-Karte gesichert werden. Auch ein drahtloses Tauschen zwischen DSi-Systemen ist möglich. Eine Reihe von Filtern und Rahmen ermöglicht die Personalisierung der kleinen Kunstwerke. Hier standen offenbar die in Japan so verbreiteten Fotokabinen Pate bei denen Fotos nachträglich mit allerlei Stempeln verziert werden können. Eine nette Funktion ist die Gesichtserkennung, die Bärte, Brillen und Comicaugen bei guter Beleuchtung in Echtzeit über das Gesicht legt. Auch die Morphingfunktion von zwei Bildern ist zunächst unterhaltsam. Letztlich bleibt aber auch hier die Frage nach dem eigentlichen Zweck. Viele Handys arbeiten bereits jetzt mit mehreren Megapixeln und bieten teilweise sogar ähnliche Software zum Verfremden an. Letztlich können die Kameras also nur wirklich durch Software genutzt werden. Einen ersten Schritt geht das für 500 Punkte erhältliche Wario Ware: Snapped!, das bereits zum Launch erhältlich war. Der Spieler steuert hier mit seinem Kopf und Gesten den Spielverlauf. Allerdings wird lediglich der Schatten der Bewegungen abgebildet und kein echtes Bild. Anfangs kann der Minititel durchaus unterhalten, wird aber durch den kleinen Umfang schnell langweilig. Bleibt abzuwarten welche Entwicklungen die Kameras zukünftig unterstützen werden.

Digitale Inhalte und Surfen bei Windstärke 2

Der neu hinzugekommene DSi-Shop ist dem Shopkanal der Wii sehr ähnlich. Software gibt es in vier Kategorien: Umsonst, 200 Punkte, 500 Punkte und Premium (was eine freie Preisvergabe ermöglicht). Damit die Spieler das neue Angebot auch direkt nutzen steht der neue DSi-Browser kostenlos zum Download bereit. 1000 Punkte werden zudem jedem Kundenkonto gutgeschrieben, das sich in einer bestimmten Frist einloggt. Die Navigation ist sehr einfach und intuitiv gehalten. Heruntergeladene Software wird im DSi-Menü abgelegt und kann dann offline genutzt werden. Der Browser, der beim DS und DS lite noch zum Preis eines Spiels angeboten wurde, ist zwar kostenlos, enttäuscht dann aber doch ein wenig. Selbst wenig datenintensive Seiten wie Google brauchen recht lange, bis sie vollständig geladen sind. Videos und Musikstreams werden grundsätzlich nicht unterstützt. Somit dürfte das Surfen sich auf das Checken von Emails oder wichtigen Nachrichten beschränken, ein vollwertiger Browser wird leider nicht geboten. Erfreulich hingegen ist die erweiterte Kommunikationsfähigkeit des DSi. Endlich kann auf den antiquierten und nicht mehr sicheren WEP-Standard verzichtet werden, denn WPA/WPA 2 werden unterstützt. Das System lässt sich übrigens wie die Wii flashen, so dass jederzeit neue Funktionen erscheinen können. Bereits zum Launch gab es eine aktualisierte Firmware-Version, die offenbar für den DSi-Shop nötig war.

Fazit

Die bisher fehlenden DSi-Ankündigungen machen den DSi vorerst zu einer ausgereiften Hardware, die aber noch kein neues Spielerlebnis bietet. Sowohl die Kameras als auch der Musikkanal werden bereits seit Jahren durch andere Geräte mehr als in die Tasche gesteckt. Wer noch keinen DS hat, sollte die 20 Euro für das „i“ ausgeben, der Rest kann entspannt warten, was die Zukunft dem DSi bringt.

verfasst von „Shiek Katzenwald“

Letzte Aktualisierung: 04.April.2009 - 14:48 Uhr