Spieletest: Last Window: Das Geheimnis von Cape West NDS

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Weitere Infos

Releasedate:
17. September 2010

USK 6 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: Noch keine

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Feine Animationen
Sehr umfangreich
Guter Spannungsbogen
Negativ:
Technisch altbacken
Gemächliches Tempo
Keinerlei Sprachausgabe

Ein wenig wehmütig darf man beim Schreiben dieser Zeilen durchaus sein, denn ich habe nicht nur eben Last Window beendet, sondern der Programmierer Cing ist bereits seit Anfang des Jahres insolvent und eine Rettung ist nicht in Sicht. Es scheint also bei zwei Spielen mit Kyle Hyde zu bleiben: Nach dem tollen Vorgänger Hotel Dusk, ist nun also Last Window: Das Geheimnis von Cape West erschienen. Das Spiel orientiert sich klar an seinem Vorgänger und das in allen Aspekten, wie Gameplay, Grafik und Musik. Erneut handelt es sich um einen interaktiven Roman mit Rätseln.

Interaktive Lesestunde mit spannender Geschichte

Kyle Hyde lebt im Los Angeles der 80er Jahre in einem Apartmenthaus und wie es der Zufall so will, handelt es sich dabei um ein ehemaliges Hotel. Die Geschichte beginnt damit, dass alle Mieter in den nächsten Tagen ausziehen müssen, weil das Gebäude recht überstürzt verkauft wurde und abgerissen werden soll. Dahinter steckt das namensgebende Geheimnis von Cape West. Dieses wird allerdings nur sehr langsam enthüllt und Kyle wird später auch sehr direkt mit seiner eigenen Person und Vergangenheit involviert. Das Spiel ist in zehn Kapitel unterteilt, die jeweils einen Tag markieren. Kyle unterhält sich die meiste Zeit mit einer der zahlreichen Personen, löst deren private Probleme und versucht natürlich auch bei seinen eigenen Ermittlungen Fortschritte zu machen. Da der Spieler das Haus nicht verlassen kann, stellt das Telefon die einzige Verbindung zur Außenwelt dar.
Während bei Hotel Dusk oftmals zu wenige Hinweise für das weitere Vorgehen gestreut wurden, haben die Entwickler nun eigentlich immer klare Ziele definiert. So helfen Kyles innere Monologe oftmals weiter, wenn nicht klar ist, welche Person als nächstes befragt werden sollte oder welchem Ort ein Besuch abgestattet werden muss. Zahlreiche gescriptete Ereignisse tragen aber auch zu überraschenden Wendungen bei. Die Spielzeit ist für ein Adventure dieser Art mit etwa 15 Stunden angenehm hoch. Die immer wieder auftauchenden Rätsel stellen wahrscheinlich die einzigen Stolpersteine für ein rasches Vorankommen dar. Manche Kopfnuss ist aber auch wirklich schwer um die Ecke gedacht und ich ziehe meinen Hut vor demjenigen, der auf alle Lösungen von alleine kommt. Glücklicherweise gibt es im Spiel und auch in der Anleitung nützliche Hinweise. Neben den erwähnten Rätseln und der klassischen Was-muss-ich-tun-Sackgasse, gibt es aber noch eine weitere Möglichkeit des Scheiterns: Bei den zahlreichen Dialogen müssen neben verschiedenen Themen auch von Zeit zu Zeit die richtigen Gegenstände präsentiert werden, um die Zunge des Gegenübers zu lockern. Zusätzlich kann Hyde an bestimmten Stellen des Gesprächs nachhaken. Wenn er zu aggressiv vorgeht und sein Gegenüber unterbricht, kannst dies zum Gesprächsabbruch und dem damit verbundenen Game Over führen. Umgekehrt muss Hyde aber manchmal auch forsch sein, um bestimmte Informationen zu erhaschen. Hier treten selten aber regelmäßig Trial&Error-Passagen auf, die ein wenig nerven können, da das Vorgehen nicht immer logisch scheint. Wenigstens kann man in der Regel sofort wieder am Anfang des Dialogs einsteigen – der letzte Speicherpunkt spielt also keine Rolle.
Das Herzstück von Last Window sind die Dialoge und diese sind wirklich gut geschrieben und nahezu fehlerfrei ins Deutsche übersetzt worden. Die Handlung wird nach jedem abgeschlossenen Kapitel sogar in einem Roman festgehalten und Roman ist hier schon das richtige Wort: Keine Zusammenfassung sondern eine richtige Geschichte über zig Seiten. Dieses Feature dürfte aber eher nach einiger Zeit des Durchspielens interessant werden, schließlich handelt es sich eben nur um eine Nacherzählung.

Charmanter Stil und nicht mehr zeitgemäße Technik

Der Stil ist erneut ein Mix aus zwei- und dreidimensionalen Elementen. Der DS wird wieder wie ein Buch gehalten und je nach Händigkeit ausgerichtet. Auf dem Touchscreen gibt es die bekannte Vogelperspektive auf das Geschehen. Kyle wird als Punkt dargestellt und kann durch Berührung gesteuert werden. Auf dem anderen Bildschirm wird das Haus mit Polygonen dreidimensional gezeigt. Die Engine war bereits beim ersten Teil eher zweckmäßig gehalten und es hat sich leider nichts geändert. Wenige modellierte Gegenstände und unscharfe Texturen sind alles andere als beeindruckend. Personen werden einfach als Bitmap im Raum platziert. Vor dem technischen Absturz retten aber die feinen Animationen bei den unzähligen Gesprächen. Erneut kommt der schwarzweiße Stil zum Einsatz, bei dem die Figuren immer wieder neu gezeichnet werden und somit eine gewisse Dynamik entsteht. Passend zur Situation werden auch Gestik und Mimik angepasst und hier wird es doch noch künstlerisch. Die Bewegungen und emotionalen Regungen sind perfekt eingefangen und machen sofort klar, ob der Gesprächspartner angespannt, erfreut oder überrascht ist. Die Musik ist stark von Jazz-Einflüssen geprägt und wechselt von Fahrstuhlgedudel zu teils düsteren, schwereren Melodien. Leider bleibt nichts davon wirklich im Gedächtnis haften, der Soundtrack trägt das Spiel, kann aber ohne es nicht bestehen.

Fazit

Last Window ist ein gutes Spiel für Spieler, die viel Text nicht scheuen und sich mit einer linearen aber spannenden Geschichte beschäftigen möchten. Dennoch wirkt der Titel technisch und auch erzählerisch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Schade ist trotzdem, dass es wohl keine Fortsetzung geben wird, denn Kyle Hyde und das Setting hätten noch Potential für weitere Geschichten gehabt.

Grafik
7
Sound
7
Gesamt
7.5

verfasst von „Shiek Katzenwald“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 05.Oktober.2010 - 14:07 Uhr