Endlich kommt ein Teil der Fire-Emblem-Serie auch einmal in unsere Gefilde! Der Rollenspiel-Strategie-Mix mit spannender Story bietet stundenlangen Solo-Spielspaß auf hohem Niveau. Für den nächsten Teil wären allerdings nichtsdestotrotz eine überarbeite grafische Präsentation der Kartendarstellung und ein ausgefeilterer Multiplayer-Modus wünschenswert.
Spieletest: Fire Emblem GBA
Weitere Infos
Releasedate:16. Juli 2004
Anzahl der Spieler: 1-4
Leser-Meinungen: 3 Meinungen
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Specials: keine
Plus / Minus
- Positiv:
- Perfekter Rollenspiel-Taktik-Mix
- Spannende Story
- Nützliche Quick-Save-Funktion
- Negativ:
- Teilweise schwache Grafik
- Schwacher Multiplayer-Modus
Ein Anime, zwei erfolgreiche NES-Teile, gleich drei SNES-Fortsetzungen und nun bereits der zweite Teil für den GameBoy Advance - die Fire-Emblem-Serie sollte nach so vielen Titeln hinreichend bekannt sein. Nunja, sie sollte, denn das soeben hierzulande erschienene Fire Emblem, im Original Fire Emblem VII: Rekka no Ken, ist tatsächlich die erste Auskopplung der erfolgreichen Spieleserie von Intelligent Systems, die es auch in Gefilde außerhalb Japans schafft. "Schuld" daran hat womöglich der große Erfolg von Advance Wars. Die im Spielprinzip ähnliche Nintendo-Wars-Serie ist ebenfalls erst seit dem GBA-Teil hierzulande erhältlich; das produzierende Studio ist ebenfalls Intelligent Systems.
Doch was ist das Erfolgsrezept der Serie? Fire Emblem ist ein Mix aus Rollenspiel und rundenbasierender Strategie. Ein Genre-Mix, den man außerhalb Japans viel zu selten bei Konsolentiteln antrifft. Ein wichtiges Element des Spiels ist dementsprechend die Geschichte, die auf einem Mittelalter-Szenario aufbaut: Der Spieler, von Beruf "Stratege", findet sich am Anfang des Spiels - aus der Bewußtlosigkeit erwacht - im Zelt der jungen Lyn wieder, die ihn gefunden hat. Diese wird, kurz nachdem Ihr Dorf von Räuberbanden heimgesucht wurde, in ein Spiel um Macht und politische Intrigen verwickelt. Der Spieler hilft Lyn und den bald dazu stoßenden Gefährten, Ihren Großvater zu finden und die Pläne ihres machthunrigen Großonkels zu durchkreuzen. Später wendet sich die Story hin zu Eliwood, dem Sohn des Marquis von Pharae, der sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Vater begibt - und schließlich verweben sich die Storylines zu einem großen Ganzen ...
Fire Emblem ist in 31 Kapitel unterteilt. Zu Beginn jeder Mission wird
die Story im Anime-Stil weitergesponnen und in den bevorstehenden Kampf
eingeführt. Nach einer Aufstellung Eurer Streiter befindet Ihr Euch dann
auf einer Ansicht des Spielfelds. Ziel ist es, zumeist die gegnerischen
Truppen aufzumischen oder einen bestimmten Punkt einzunehmen. Jeder Eurer
Mitstreiter hat dabei - entsprechend seinem Truppentyp - verschiedene
Fähigkeiten: Kämpfer lieben den Umgang mit Schwert oder Axt, berittene Ritter
ziehen Lanze und Schwert vor, Magier schleudern Blitze und Feuerbälle,
Bogenschützen Pfeile. Auch nicht-kriegerische Einheiten stehen Euch zur Seite:
Priesterinnen helfen Euch mit ihrer Heilmagie, Musikanten verschaffen Euren
Einheiten einen zusätzlichen Zug.
Entsprechend dem Rollenspiel-Szenario könnt Ihr keine Truppen "bauen". Jeder
Kämpfer besitzt eine eigene Persönlichkeit. Neue Mitstreiter trefft Ihr auf
dem Schlachtfeld oder während Ausflügen in Häuser oder Dörfer, die Ihr auf
nahezu jeder Missionskarte findet. Verliert einer Eurer Kämpfer all seine
Lebensenergie, zieht er sich dementsprechend für einige Missionen - oder gar
für das ganze Spiel - aus Euren Reihen zurück. Manche Einheiten müssen gar
überleben, um die Mission zu erfüllen. Bei Fire Emblem ist es deshalb taktisch gesehen
extrem wichtig, auf jede Einheit zu achten - doch auch emotional wird Euch so manche
Einheit mit ihren Kommentaren und ihrer Hintergrundgeschichte ao ans Herz wachsen,
dass Ihr deren Ableben um jeden Preis vermeiden wollt.
Konsequenterweise verfügt auch jede Einheit über ihre eigenen Attribute wie
Durchschlagskraft, Trefferpunkte, Trefferchance oder Waffenlevel. Setzt Ihr
einen Charakter häufig ein, sammelt er Erfahrungspunkte und steigt in seinen
Attributen. Leider regelt dies das Spiel aber von alleine nach dem Zufallsprinzip,
so dass Euch eine weitere Einflussnahme auf die Charakterattribute nicht möglich ist.
Jeder Charakter verfügt zudem über ein eigenes Inventory, das fünf Gegenstände fasst.
Dazu zählen neben Waffen vor allem Heiltränke, Schlüssel oder Fackeln, aber auch spezielle
Items wie Schilder, die Euch für kurze Zeit oder permanent einen Bonus auf diverse
Attribute verschaffen. Welche Waffe Ihr tatsächlich einsetzt, darf vor jedem Kampf
gewählt werden. Dabei ist Einiges an Grübelei von Nöten, denn getreu dem
Stein-Schere-Papier-Prinzip ist nicht jede Waffe gegen jeden Gegner gleich
effektiv. Außerdem verfügen die Waffen über verschiedene Reichweiten und
nutzen sich auch nach einiger Verwendung ab. Nachschub an Gegenständen erhaltet Ihr bei
Arsenalen und Händlern, die auf der Karte verteilt sind.
Habt Ihr Euch schließlich für einen Charakter samt Ausrüstung entschieden, bewegt
Ihr diesen innerhalb eines vorgegebenen Bewegungsradius über die Karte. Kommt
es zum Kampf, wird dieser in einer kleinen Zwischensequenz dargestellt.
Habt Ihr alle eigenen Einheiten bewegt, kommt der Gegner zum Zug.
Erschwert wird Euer Vorrücken durch Wetterveränderungen wie Regen (veringert
den Bewegungsradius) und Nebel (der altbekannte "Fog of War", der Euch die
Sicht auf weiter entfernte Gegner verwehrt).
Nach erfolgreichem Abschluss einer Mission erwartet Euch dann
zur Belohnung eine weitere Zwischensequenz. Danach geht es auf zur nächsten
regulären Aufgabe oder einem der Sidequests, die Ihr durch Dialoge mit
den NPCs, die Ihr im Kampf oder in den Dörfern auf der Karte trefft,
freischalten könnt.
Hört sich gut an? Ist es auch! Zu befürchten ist allerdings, dass Fire-Emblem-Interessenten, die diesen Testbericht nicht gelesen haben, den ausgefeilten Spielablauf nie wahrnehmen werden, weil sie bereits nach dem ersten Anblick der Spielgrafik mit den Händen wild in der Luft wedelnd die Flucht suchen. In der Tat wirkt die In-Game-Grafik des Spiels alles andere als auf der Höhe der Zeit. Im Gegensatz zu Advance Wars verzichtete man bei Fire Emblem auf eine allzu karikaturistische Darstellung der Charaktere (Stichwort: große Köpfe). Der Fire-Emblem-Look setzt an dessen Stelle kleine Pixelhaufen. Auch die Umgebungsgrafik steht hinter Advance Wars zurück. Toll sind die wirklich hübschen Anime-Sequenzen und die gut gemachten Kampfanimationen. Ebenso erfreut die musikalische Begleitung, die das Spiel durchweg passend untermalt und die unter dem Menüpunkt Extras auch Track für Track angehört werden darf. Wunderbar ist auch das Speichermanagement: Fire Emblem speichert nach jeder Spielaktion. Auch wenn die Batterien ausgehen sollten oder wenn Ihr den GBA einfach während des Spiels ausschaltet, könnt Ihr so später ohne große Verzögerung weiterspielen.
Enttäuschend ist hingegen der Multiplayer-Modus. Hier wird es Euch lediglich ermöglicht, eine Gruppe von 5 Helden aus dem Single-Player-Modus im Zweikampf gegeneinander antreten zu lassen. Das ist bei weitem nicht so unterhaltsam wie ein zünftiges Match Advance Wars auf großen Multiplayer-Karten!
Trotz der aufgezeigten Mängel ist Fire Emblem für Freunde von rundenbasierender Echtzeit-Strategie aber ein absolutes Muss. Das Spielprinzip ist stimmig und fesselt - verbunden mit der Story - für Stunden an den GBA. Reine Solo-Spieler mit Rollenspiel-Affinität könnte Fire Emblem sogar besser gefallen als Advance Wars.
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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 29.Juli.2004 - 19:32 Uhr