Nintendos Gehirn-Workshop

 

Nintendo Workshop Köln: Interview

So schließt man Bildungslücken Big Brain Academy für Wii

Ihren Namen haben wir ganz sicher nicht vergessen: Christiane Stenger, Gedächtnis-Weltmeisterin und Referentin. Es war ein beeindruckender Vortrag, den sie mit einem kurzen Abriss über ihren bisherigen Lebensweg begann. Und „kurz“ ist auch die passende Beschreibung für ihre Schullaufbahn: Weil sich die hochbegabte Christiane im Unterricht langweilte und sogar ihre Versetzung gefährdet war, sollte sie in einem Internat in Mecklenburg-Vorpommern bei guten Leistungen zwei Klassen überspringen. Und das hat sie motiviert: Mit zwölf von Zuhause ausgezogen, Abitur mit sechzehn, Durchschnitt von 1,9. Über die Hochbegabtenförderung kam sie in Kontakt mit dem Gedächtnistraining und feierte schon bald ihre erste gewonnene Junioren-Weltmeisterschaft. Um ihr Studium in Politikwissenschaft zu finanzieren, schreibt sie Bücher zum Thema oder hält Vorträge in Buchhandlungen, Unternehmen, Universitäten oder - in diesem Falle - für Nintendo. Zwanzig Begriffe ließ sie vom Publikum zusammentragen und erklärte darauf zwei Strategien, mit denen man sich diese Begriffe merken kann. Das Zauberwort war immer wieder "Visualisierung". Einleuchtend: Wir können uns das am besten einprägen, was wir uns als Anschauung vorstellen können. Den ersten zehn Begriffen wurden zehn Körperzonen zugeordnet und mit diesen in Verbindung gebracht: Gießkanne und den Körperteil Kopf verband man beispielsweise durch die bildliche Assoziation, dass man sich mit einer Gießkanne Shampoo aus den Haaren wäscht. Die anderen zehn Wörter wurden auf zehn Bereiche im Präsentationsraum bezogen. "Regenbogen und Regal" legte nahe, dass das Regal, dass neben der Bühne aufgebaut und für jeden sichtbar war, in Regenbogenfarben leuchtete. Glaubte der Großteil des anwesenden Publikums nicht daran, zwanzig Begriffe abspeichern zu können, so schafften es die meisten, die Begriffe nach dem Hirn-Workshop herunterzubeten. Die Quintessenz, und das bestätigte Christiane Stenger, ist, dass das Gehirn wie ein Muskel trainiert werden kann und jeder in der Lage ist, sich ein besseres Erinnerungsvermögen anzueignen. Wie sie uns später in einem sehr lockeren Gespräch sagte, liegt ihr offizieller Rekord in Sachen Erinnerungsleistung bei 1890 Ziffern, die sie sich in einer Stunde merken kann. Auch Kartenspiele werden für eine Disziplin bei ihren Wettbewerben herangezogen. Hier gelingt es ihr, sich zwölf Kartensets á 52 Karten pro Stunde einzuprägen. Erstaunliche Zahlen, die nur einer auf den Punkt gebrachten Konzentration zu erreichen sind. Aber wie hält sie Ordnung bei einer so großen Menge von im Sekundentakt aufgesagten Zahlen? Sie verrät uns, dass sie jeder Zahl von 0 bis 99 feste Bilder zuweise; so ist etwa ihre 90 ein Bus. Mithilfe ihrer Techniken kreiert sie so gedankliche Räumlichkeiten und Szenen, die sie später abwandert beziehungsweise nachvollzieht. Mittlerweile habe sie sogar nur noch eine Art Gefühl für einen Bus entwickelt, das sie später abrufe. Für ihren Alltag habe ihr starkes bildhaftes Vorstellungsvermögen einen hohen Nutzwert. Beim Lernen für Klausuren und Einprägen von Vorträgen helfe es ungemein und eigentlich wisse man auch immer, wo man den Schlüssel abgelegt habe. Wichtig ist einfach, dass man einen spielerischen Zugang zum Gehirn-Training findet. Mehr Gehirn-Jogging ist da ein möglicher Ansatz, da es die Übungen in einen lockeren, spielerischen Rahmen setzt. Wir wünschen Christiane auf ihrem weiteren Weg alles Gute. Wohin es sie verschlägt, weiß sie selbst noch nicht genau - vielleicht ins Fernsehen oder in die Unternehmensberatung. Jetzt stünden erst einmal ihre Buchprojekte und das Studium im Vordergrund. Eine Frage beschäftigt uns dann doch noch ein bisschen, während wir in Richtung Hauptbahnhof unterwegs sind: Ob sie sich an unsere Namen noch erinnern kann?

Unser Buchtipp:

(Auf das Bild klicken, um zur Amazon.de Bestellseite zu gelangen.)

 

zurück zum Hauptmenü <<

>> weiter zu den Previews