E3-Reisetagebuch: Montag, 16.05.2005

E3-Reisetagebuch: Montag, 16.05.2005

Was so ein frisch zubereitetes Bagel-Frühstück mit Spiegelei, geröstetem Speck, frischem Orangensaft und seltsam perlweißer Milch mit Vitamin-Zuschuss alles bewirken kann! Der gestresste Air-India-Reisende vergisst die Strapazen des fast elfstündigen Fluges, den unterschwelligen Zeitverlust-Schleier und den kleinen Kulturschock: Nordeifel-Sascha und Rheinland-Pfalz-Simon unterwegs in Los Angeles Downtown. Ein Glück, dass uns unsere fürsorgliche Gast-Mutter und Durch-und-durch-Amerikanerin Lynn erst einmal an den Fernsehstrand von Venice Beach kutschiert hat. Prollige Autos ohne Nummernschilder, Gang-Getue, Strand-Shops mit witzigen Nintendo-Shirts, ein Hauch Hollywood und eine Brise von Algen und Salzwasser: Jetzt fehlte eigentlich nur noch David Hasselhoff. Die leichten Böen und das doch recht kühle Nass konnten uns aber nicht davon abhalten, uns für ein paar Minuten in die stattlichen Wellen zu werfen, so zu tun, als wäre das Sunnyboy-Gehabe genau unser Lebensstil. Yeeha. Den Rest des Abends verbrachten wir damit, über die Fast-Food-Restaurants an jeder Ecke zu staunen, über den Klassenunterschied zwischen McDonald´s und den gerade verdrückten In&Out-Burgern zu philosophieren, die schier unendlichen Freeways und namhaften Film-Studios zu bewundern, die sich gar nicht in Hollywood, sondern im ruhigen Burbank befinden, dort, wo sich das typisch amerikanische Holzhaus unserer Gastfamilie befand. Eingemummelt in unseren Schlafsäcke, gespannt, ob die Akkreditierung planmäßig verlaufe und beruhigt, bei einer netten Familie untergekommen zu sein, schliefen wir rasch ein und ehe wir uns versahen, stand Lynn vor uns, wünschte uns einen „good morning“ und setzte uns das köstliche, eingangs beschriebene, üppige Frühstück vor.

Es geschah im Media-Raum 502...

Wir hatten uns einiges für den Montag vorgenommen. Zunächst stand der Termin im Convention Center an, wo unsere Media-Pässe auf uns warteten. Nachdem uns Lynn zur nächstgelegenen Metro-Station gefahren hat, bahnten wir unseren Weg durch das unkompliziert gestrickte U-Bahn-System und stiegen bei „Pico“ aus. Ja, ja: Die Straßen sind vor lauter gigantischen Jeeps, Straßenkreuzern und Limousinen verstopft, die solide Untergrund-Bimmelbahn nutzen hingegen die Wenigsten. Dabei wurden wir nur etwa zweihundert Meter vor dem prächtigen Convention Center herausgelassen, majestätisch thronten die beiden markanten Türme mit den auffälligen Werbeplakaten zu Path of Neo und Playstation 3. Hektisches Treiben herrschte im Inneren: Da wurden Treppen stufenweise mit Streifen beklebt, die am Ende ein vollständiges Bild ergaben (auch zu The Legendof Zelda: The Twilight Princess), Kiosks bestückt und eifrig geputzt. Den Media-Raum 502 erreichten wir nach einem Rundgang um fast das ganze Gebäude und wurden dort von den hübschen Hostessen darauf hingeweisen, dass die Registrierung für Medien erst am Mittag stattfinde. Okay. Also noch vier Stunden. Was macht man denn jetzt aus so einem frisch angebrochenen Tag? Wir beschlossen, die Touristen heraushängen zu lassen. Also marschierten wir den Walk of Fame entlang, der irgendwie seinen Zauber verliert, wenn man ihn tatsächlich entlangläuft. Einer von vielen Obdachlosen, die man allerorts traf, polierte die goldenen Symbole auf den Sternen, um sich ein paar Quarters dazuzuverdienen. Nach dem Besuch des eher unspektakulären Chinese Theater, das für die Hand- und Fußabtritte der Stars in Betonplatten bekannt ist, eilten wir zum berüchtigten Raum 502 zurück, um uns ganz ohne Probleme (die passenden Dokumente hatten wir natürlich sofort zur Hand) die begehrten Badge-Holder mit unseren Namen abzuholen.

Universeller Spaß

Stolz waren wir – wie Oscar. Das musste gefeiert werden, wir wollten uns belohnen. Der berühmt-berüchtigte Six-Flags-Achterbahnpark und die Universal Studios standen zu Auswahl. Da ich aber durchweg schlechte Erfahrungen mit rasanten rollercoaster-rides gemacht hatte, lenkte Simon ein und wir spazierten gemütlich in den Studio-Park. Als großer Fan von Jurassic Park ließen wir uns zunächst von einem Wildwasser-Boot durch den toll inszenierten Dino-Zoo führen. Ob Water-World-Show, die Zurück-in-die-Zukunft-Flugsimulation oder die Studio-Tour mit den original Schauplätzen von Psycho und der Spielberg-Cruise-Koproduktion War of the Worlds. Spektakulär. Ebenso beeindruckend war ein Ausflug in das Jugend-Zentrum der Stadt der Engel schlechthin: Universal City. Dabei handelt es sich um eine aus dem Boden gestampfte Einkaufsstraße mit viel Licht, Musik, Palmen, multikulturellen Bars und Restaurants in bombastischer Architektur. Der Hang der Amis zu Wortspielen fand dort seinen Höhepunkt: Ein Schild mit der Aufschrift „Jurassic Parking“ führte, wen wundert’s, zu einem Parkhaus. Gegen Abend sammelte Lynn uns auf, machte mit uns einen Abstecher in ein Fast-Food-Restaurant und brachte die schmackhaften Dickmacher-Frikdellen ihrem Mann und den beiden aufgeschlossenen Söhnen mit. Wie es sich für eine amerikanische Familie gehört, singt der eine gelegentlich in einer Rockband, während der andere Pfadfinder-Scout ist.

  • E3 2005 - Bildergalerie
  • verfasst von „Mana Drache“

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    Letzte Aktualisierung: 01.06.2005, 17:16 Uhr