Tag 1 – Anreise und Rückblick

Tag 1 – Anreise und Rückblick

„Samstag, 25. August, 23:42. Dieses Buch soll nun geschlossen werden, bis Leipzig erneut zur Hochburg der Videospielindustrie mutiert. Bis zur nächsten Games Convention!“ - erinnert ihr euch noch an diese Zeilen? Ich jedenfalls gut – es handelt sich um die letzten Sätze im Nachwort des Messetagebuchs 2007. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht...ebenso kaum zu glauben war Nintendos Entscheidung, der populären Leipziger Messe im darauf folgenden Jahr fernzubleiben – die Relevanz der Games Convention 2008 sankt für unser Magazin dadurch natürlich immens, und das Ende vom Lied war, dass anstatt der natürlich geplanten nfans-Delegation Kollege Craoz der Einzige war, welcher uns letztes Jahr auf der zu dieser Zeit wohl wichtigsten Videospielmesse Europas vertrat.

Ich will nicht darüber spekulieren, wie der Mario-Konzern zu dieser Entscheidung gekommen ist – die äußerst enttäuschende E3 2008 und den insgesamt eher dürftigen Spieleherbst des letzten Jahres könnte man aber natürlich als Anhaltspunkt dazu nehmen, dass es wohl einfach wenig zu zeigen gab. Viel wichtiger ist, dass diesmal alles anders wird: Während die Games Convention für den Nintendo-Bereich ihre Bedeutung wohl vollkommen verloren hat (was ich persönlich äußerst schade finde), kehrte die Firma in der jüngsten E3-Pressekonferenz zwar keineswegs in der gleichen Form wie anno 2004, aber doch mit einem ganzen Sack voll höchstwahrscheinlich ausgezeichneter Titel zurück und hat nun glücklicherweise keine Entschuldigung, der als Wachablöse für die ursprüngliche Games Convention geplanten gamescom in Köln fernzubleiben.

Und dies ist für mich – nach viel zu langer, zweijähriger Pause – mehr als Grund genug, mein Messetagebuch endlich wieder aufzuschlagen und weiterzuführen; sehr würde es mich freuen, wenn ihr in den nächsten Tagen ab und an mal einen Blick hinein werft, um unsere Erlebnisse auf jener Veranstaltung, der dieses Jahr wohl der Titel “wichtigste Videospielmesse Europas” gebührt, mitzuverfolgen.

Im Moment sind angekündigte Erlebnisse jedoch noch ein paar Stunden entfernt – wir schreiben den 18.August 2009, 10:32, ich habe vor ziemlich genau zwei Stunden Wien verlassen, sitze gerade im Zug, der soeben Wels passiert hat und werde in exakt sieben Stunden Köln erreichen, wo mich Simon und Ulf schon erwarten werden. Bevor ich über belanglose Dinge wie den sündteuren Wiener Proviantshop schreibe (Hallo – 1,65 Euro für einen halben Liter Eistee? Über drei Euro für eine Packung “Duplo ganze Nüsse”? Die 13 Euro, die ich für die paar Süßigkeiten und die Getränke ausgegeben habe, hätte ich sinnvoller im Speisewagen für ein volle Mahlzeit ausgeben können...) - verdammt, jetzt habe ich es schon getan – wollte ich euch fragen, ob ihr vielleicht Lust habt, mit mir die letzten paar Jahre Games Convention Revue passieren zu lassen? Ganz egal, ob eure Antwort “Nein” lautet – ich tu es einfach trotzdem.

Games Convention 2006

Abgesehen davon, dass ich – nicht zuletzt aufgrund eines sadistischen Zugbegleiters, der mich viel zu früh aus dem verdienten (Halb-)Schlaf im Liegewagen riss – ziemlich kaputt in Leipzig ankam und mich dennoch gleich in den beginnenden Fachbesuchertag stürzen durfte (Na gut, “gleich” ist vielleicht überzogen – eigentlich kam der dämliche Zug viel zu früh an, sodass der mitreisende Stegi und ich stundenlang am noch vollkommen verlassenen Bahnhof warten mussten, bis die anderen Kollegen ankamen und wir erstmal unser Quartier beziehen konnten. Wenigstens hatten wir unsere DS-Geräte samt Mario Kart dabei. Übrigens, solltet ihr einmal gegen Stegi spielen, nehmt ihm seine “Ach, da bin ich eigentlich gar nicht so gut darin”-Tour ja nicht ab – ich glaube, er hat mich damals in jedem Rennen abserviert), war die GC 2006 als meine allererste Videospielmesse ein Traum: Zig DS-Hits im Publikumsbereich, viele Termine im Businesscenter, darunter auch ein kurzer Blick auf frühe Wii-Titel wie Wario Ware, Duck Hunt (wurde schließlich als das Zielschießen in Wii Play integriert) oder Super Mario Strikers Charged und ein paar sehr nette Erkundungstouren durch Leipzig. Vom fulminanten Eröffnungskonzert ganz zu schweigen!

Aber gut, wo Licht ist, ist auch Schatten: Dass der “Normalo”-Messebesucher überhaupt nichts von der Wii zu sehen bekam, war kein feiner Zug von Nintendo, dass die damals durchaus noch aktuellen Konsolen GameCube und GBA völlig unter den Tisch fielen (hätte z.B. gehofft, Baten Kaitos Origins zu sehen zu bekommen, doch überquerte dieses den großen Teich nie. Tipp für Fans des ersten Teils: Unbedingt die US-Version spielen, läuft problemlos mit Freeloader), hätte wirklich nicht sein müssen und dass wir nfans-Redakteure bei der Akkreditierung nur einen Pseudo-Presseausweis, der mit einem abfälligen “Webportale”-Schriftzug gekennzeichnet war, erhielten und dadurch extreme Nachteile wie nur eingeschränkten Zutritt ins Business Center ertragen mussten, war schlichtweg eine Frechheit. Und dass die Heimfahrt aufgrund der Mitreisenden, die mich mittels lautstarker Konversationen über Bedürfnisanstalten (“Gibt´s hier auch ´ne Toilette?” - “Ja, aber nur ´ne ganz versiffte!”) des Nachts ebenfalls aus dem Schlaf rissen, auch nicht das Gelbe vom Ei war, habe ich euch ja schon damals erzählt.

Games Convention 2007

Der Aufenthalt in Leipzig begann das Jahr darauf mit einer glücklichen Fügung: Obwohl wir ja lediglich Schmierfinken sind, die nicht einmal für ein Printmagazin arbeiten (Pfui!), konnten wir Gott sei Dank diesmal doch einen “richtigen” Presseausweis ergattern und machten uns gleich hochmotiviert an die Arbeit – es warteten natürlich wieder eine Menge Pressekonferenzen, Termine bei Entwicklern und Spiele darauf, besucht respektive angezockt zu werden. Wieder hielten sich Licht und Schatten die Waage: Einerseits war es großartig, Perlen wie Super Mario Galaxy, Super Paper Mario, Metroid Prime 3 oder Zelda Phantom Hourglass zu testen – einen faden Beigeschmack erhielt Nintendos Messeauftritt aber dadurch, dass die Nicht-Fachbesucher keinen einzigen dieser kommenden Hits, sondern außer Wii Fit fast ausschließlich zu Genüge bekannte Programme wie Dr.Kawashima und Konsorten zu Gesicht bekam. Ganz klar – wäre ich als “normaler” Besucher gekommen, so wäre ich definitiv von der Messe enttäuscht gewesen.

Für mich persönlich überaus interessant war, wie schon auch im Jahr davor, dann und wann Leute zu treffen, die ich zuvor nur als Redakteure nostalgischer Videospielzeitschriften kannte: So hatten wir etwa Termine mit Reza Abdoli (TOTAL! - ach, das waren noch Zeiten...) und Oliver Gubba (Fun Vision – wer erinnert sich noch an “Super Return of the Gubba”?); der umgekehrte Weg war hingegen, als ich nach einem Termin bei Harald Ebert von Nintendo dessen Namen im Impressum der guten alten Nintendo-Spieleberater fand.

Als ein klein wenig kompliziert gestaltete sich diesmal übrigens der Weg zur Messe – waren wir 2006, wenn auch ziemlich außerhalb (ich finde es nach wie vor äußerst originell, dass unser Domizil direkt gegenüber einer in Konkurs gegangenen Konkursverwaltung gelegen war), doch in Leipzig untergebracht, konnten wir das Jahr darauf nur in der “näheren Umgebung” – sprich Naumburg an der Saale – Herberge finden. Dies resultierte nicht selten darin, dass wir weit nach Mitternacht mit dem Auto zwischen Leipzig und Naumburg unterwegs waren, dabei nicht immer den richtigen Weg fanden und mehr als einmal in irgendwelchen sehr altertümlich anmutenden Dörfern herumgurkten. Die meisten meiner Tagebücher von vor zwei Jahren wurden übrigens während dieser Fahrten niedergeschrieben.

Games Convention 2008

Dann kam der Schock – Nintendo würde auf der GC 2008 nicht vertreten sein, die nfans-Delegation blieb, mit Ausnahme von Craoz, der sie dennoch besuchte und den einen oder anderen Bericht schrieb, zu Hause. Es folgte eine Zitterpartie, ob Nintendo diese unverständliche Entscheidung im Folgejahr beibehalten würde...

gamescom 2009

...aber dazu kam es glücklicherweise nicht – Nintendo bleibt dem Messerummel nicht fern, nur geht die Reise diesmal nicht nach Leipzig, sondern nach Köln. Das schlagkräftige nfans-Dreierteam – Ulf, Webmaster, Simon, Chefredakteur und ich, ähhh, Quoten-Österreicher, ist akkreditiert, und zwar richtig (Gott sei Dank – nie wieder “Webportale”!) sowie auf dem Weg nach Köln, um dort ein Quartier zu beziehen, das angeblich gerade mal eine halbe Stunde von der Messe entfernt ist (würde mich aber nicht wundern, wenn irgendwelche Raum-Zeit-Anomalien auftreten würden, die uns dennoch stundenlang durch altertümliche Dörfer latschen lassen). Bin äußerst gespannt auf das hiesige Veranstaltungsgelände und freue mich schon sehr auf die gamescom – selbst wenn größere Überraschungen ausbleiben sollten: Schon allein die Aussicht darauf, Spiele wie New Super Mario Bros. Wii, Zelda Spirit Tracks oder Mario&Luigi 3 antesten zu können, rechtfertigt für mich die Reise (und Titel wie diese sind diesmal auch im Publikumsbereich vertreten – brav, Nintendo!). Ich bin mir sicher, dass es auch diesmal wieder so spaßig und arbeitsam wie die Conventions 2006 und 2007 werden wird – und diesmal nehme ich mir vor, auch dem öffentlichen Teil der Messe genug Aufmerksamkeit zu widmen: Denn die letzten Male war es schon schade drum, vor lauter Terminen und PKs so manchen wirklich coolen Messestand gar nicht besuchen zu können.

Inzwischen zeigt die Uhr 11:21, und mein Zug steht gerade in Passau, also direkt am Übergang zwischen Österreich und Deutschland – doch ein schöner Zeitpunkt für einen Schluss, (welcher Witzbold hat da “Endlich!” gerufen?!) nicht wahr? So sage ich Österreich für den Rest der Woche Adieu und habe nun bis zu meiner Rückkehr in alpenländische Gefilde endlich Gelegenheit dazu, das zu tun, worauf ich mich schon seit dem Ende der Games Convention 2007 freue: Endlich mal wieder von einer Messe zu berichten! Ich werde jeden Tag unsere gamescom-Erlebnisse an dieser Stelle niederschreiben, und ich hoffe, dass der eine oder andere von euch hier reinschauen wird. Man sieht – respektive liest – sich; bis dann!

verfasst von „OldMacMario“

Diesen Artikel teilen:

Letzte Aktualisierung: 27.08.2009, 22:07 Uhr