Spieletest: World Snooker Championship: Season 2007-08 NDS

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Weitere Infos

Releasedate:
26. Oktober 2007

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-2

Leser-Meinungen: Noch keine

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Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
authentische Simulation
Originallizenz
gelungenes Tutorial
Negativ:
Schussstärke voreingestellt
einschläfernde Computerzüge
schwache Grafik abseits des Tisches
komplett auf Englisch

Billard – ein Kneipenjux, geradezu vulgär angesichts des Etikette behafteten Snooker, das in den Commonwealth-Staaten eine beliebte Sportart ist, die den einen oder anderen Prominenten hervorgebracht hat. Einige von euch werden die fein gekleideten Herren sicherlich eines Nachts im Fernsehen bei Eurosport gesehen haben – hierzulande fristet die eher unbekannte Billard-Variante ein Nischendasein.

Contenance, Gentlemen!

Ohne in die Tiefen des Regelwerks abzutauchen, sollen vorab nur ein paar Hinweise zum Spielverlauf gegeben werden. Insgesamt liegen 22 Kugeln auf dem Tisch: die weiße Spielkugel („cue ball“), 15 rote und sechs andersfarbige mit aufsteigenden Punktwerten (in der Reihenfolge gelb, grün, blau, braun, rosa und schwarz). Das „Kugelstoßen“ läuft so ab, dass ihr abwechselnd eine rote und eine Kugel anderer Couleur in den Taschen versenkt – gelingt euch das, bleibt ihr am Zug. Die roten Kugeln verschwinden daraufhin in den Taschen (auch bei einem Foul), die bunten werden solange immer wieder auf den Tisch gelegt, bis keine roten mehr da sind. Dann werden die verbleibenden andersfarbigen Kugeln peu à peu vom kleinsten bis zum größten Wert abgeräumt. Mit dem letzten Ball endet dann das „Frame“. Mit Snooker ist übrigens eine Spielsituation gemeint, bei dem ihr den weißen Spielball so zwischen anderen Bällen platziert, dass euer Kontrahent nicht direkt seine nächste Kugel anspielen kann – er ist von euch sozusagen eingekesselt worden. So weit, so gut.

Die Frage ist, wie gut die Entwickler von Blade Interactive Studios den Präzisionssport auf den Nintendo DS übertragen haben. Mit dem Touchpen habt ihr ja gleich einen Miniatur-Queue zwischen den Fingern - gute Voraussetzungen also. Die beiden Bildschirme werden jedenfalls sinnvoll eingesetzt: Der obere bietet euch eine Draufsicht auf den Snooker-Tisch, auf dem unteren bewegt ihr mit dem Touchpen die Kamera um und über das Spielfeld, auch wenn sich eine schräge Perspektive etwa aus der Sicht des Spielers bei den meisten Stößen anbietet. Auf dem berührungsempfindlichen unteren Schirm befinden sich Schaltflächen, mit denen das Spiel gesteuert wird. Mittels Power-Knopf justiert ihr die Stoßkraft. Das heißt konkret: Ihr legt sie mit einem Schieberegler im Vorhinein fest. Das hat den großen Nachteil, dass die Geschwindigkeit eurer Bewegung mit dem Touchpen keinen Effekt hat: Wenn ihr vorher die Stärke auf schwach eingestellt habt, könnt ihr den Mini-Queue wie wild über den Bildschirm ziehen – der Stoß bleibt schwach. So wirkt das Gameplay etwas statisch, Feingefühl wird euch nur bei den Voreinstellungen abverlangt. Auch die Stelle am Spielball, auf die der Queue treffen soll und die den Drall der Kugel bestimmt, wird festgelegt, indem ihr auf einem weißen 2D-Kreis einen blauen Punkt verschiebt. Es ist wichtig, dass ihr das einfache Handwerkszeug schnell verinnerlicht, denn der Schwierigkeitsgrad ist – auch bei niedrigster Stufe – sehr anspruchsvoll. Ein sehr gelungenes Tutorial führt euch in die grundlegenden Züge ein und zeigt anschaulich, wie ihr einen Back Spin Plant Shot oder über die Bande spielt. Positiv: Alle Manöver werden euch in sehr klarer Sprachausgabe erklärt. Negativ: Die Sprachausgabe und das ganze Spiel sind in englischer Sprache gehalten – lediglich die gedruckte Bedienungsanleitung ist auf Deutsch.

Da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen…

Eure antrainierten Fähigkeiten könnt ihr in World Snooker Championship in zahlreichen Spielmodi zur Schau stellen. Neben einer ganzen Liga, neun originalen Sponsorenturnieren und Freundschaftsspielen werden euch Quick-Matches geboten, bei denen ihr sofort loslegen könnt, ohne besondere Einstellungen vorzunehmen. Der Spielverlauf gestaltet sich aber zäh, was einerseits an der Sportart selbst liegt – schließlich ist immer nur einer am Zug, während der andere zum Zuschauen verdammt ist, andererseits fallen die Grübelphasen eures computergesteuerten Gegenübers einschläfernd lang aus. Die Stoßanimationen lassen sich in den Optionen zwar abstellen und das Geschehen auf dem Tisch mit der A- oder B-Taste abkürzen, dennoch braucht das Spiel einfach zu lange (es stock sogar eine Zeitlang), bis ihr dann endlich an der Reihe seid. Negativ fällt weiterhin auf, dass ihr die Pfade der Bälle trotz einstellbarer Hilfslinien und Kameraspielereien nur schwer einschätzen könnt, da die Richtungspfeile gerade für Anfänger zu kurz ausfallen. Probleme bereitet euch das Spiel auch bei der Nominierung von Bällen. Bei Snooker muss in der Regel eine farbige Kugel angesagt werden, bevor man diese in eine Tasche bugsieren will. Tretet ihr an den Tisch, wählt euch der Computer zunächst die „seiner Meinung nach“ am besten positionierte aus – und liegt damit oft falsch. Gut durchdacht ist daher die Möglichkeit, durch Antippen des kleinen Ballsymbols auf dem Touchscreen gleich die gewünschte Farbe aus einer Liste zu wählen. Trotz zahlreicher Ungereimtheiten – auch die Ballphysik wirkt (auch wegen leichter Ruckelanfälle) nicht immer ganz natürlich – lässt sich das virtuelle Snooker immer noch passabel spielen. Glücklicherweise ist Snooker ja ein Spiel für zwei Stoßfreudige. Aber Halt: Ein Mehrspielermodus über Wireless LAN ist gar nicht integriert?! Das ist eine herbe Enttäuschung und für ein Sportspiel schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Als kleine Entschuldigung dürft ihr zwar mit zwei menschlichen Duellanten gegeneinander antreten, das aber nur, wenn ihr euch mit einem DS-Gerät abwechselt. Schwach.

Für hartgesottene Wiederqueuer!

Für Licht und Schatten sorgt auch die grafische Darstellung. Während der Snooker-Tisch recht detailliert modelliert wurde, wirken die sterilen Zuschauer-Tapeten geradezu lächerlich verpixelt. Auch die Spieler bewegen sich seltsam und sehen zu klobig aus – da erkennt man fast jedes Polygon. Dass die Sprachausgabe besonders im Tutorial und auch in Form zahlreicher Kommentare während eines Matches zwar vorhanden ist und wirklich herausragt, wird, wie oben erwähnt, dadurch getrübt, dass sie auf Englisch ist. Aber hier zeigt sich auch die klare Zielgruppenexklusivität des Titels: In erster Linie werden Snooker-Fans angesprochen, für alle anderen – insbesondere im hiesigen Snooker-Outback – ist die Simulation zu sperrig. Auf Realismus hat man jedenfalls Wert gelegt: 96 Originalspieler sind mit von der Partie und über die offizielle Lizenz des World-Snooker-Verbandes verfügt das Spiel auch. Hier werden sich Fans heimisch fühlen und vielleicht über den ein oder anderen spielerischen Mangel hinwegsehen.

Fazit

World Snooker Championship: Season 2007-08 ist eine sehr anspruchsvolle, authentische Snooker-Simulation mit Originallizenz, die jedoch mit einigen spielerischen und kleineren technischen Mängeln zu kämpfen hat. Bei Snooker- und Billard-Fans hingegen wird das Spiel Interesse wecken - einer Runde „Kugelstoßen“ in der U-Bahn steht dann nichts mehr im Weg.

Grafik
5
Sound
6.5
Multiplayer
5
Gesamt
6

verfasst von „Mana Drache“

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Vielen Dank an die Firma Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 09.Juli.2008 - 00:11 Uhr