Spieletest: Second Sight NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. August 2004

USK 16 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: 3 Meinungen

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Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
fesselnde Story
interessantes Gameplay
Negativ:
schlechte Kamera
Spielkonzept nicht ausgereizt

Dort steht es. Mit einer ausgestreckten Hand. Angespannt, und irgendwie trotzdem zittrig, ist es der totalen Konzentration verfallen. Doch so sehr es sich auch bemühen mag, es funktioniert einfach nicht. Frustriert und auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt geht das Kind zum Küchentisch und nimmt sich in eigener Arbeit das randvoll gefüllte Saftglas. Denn leider will es zum wiederholten Mal nicht von alleine in die offene Hand fliegen.
Jeder kennt diese Situation von früher. Okay, möglicherweise nicht jeder. Wer eine extrem langweilige Kindheit ohne jegliche Kreativität oder Superhelden-Cartoons hinter sich hat, darf sich nun ausgeschlossen fühlen. Allen anderen wird mit Second Sight ein Kindheitstraum erfüllt!

Kindheitstraum hin oder her, im Spiel übernehmt ihr nicht die Rolle eines kleinen, unerfahrenen Bubis, sondern die des Psychologen John Vattic. Unwissend wie ein Kind ist aber auch er in gewisser Hinsicht: Er hat sein Gedächtnis verloren. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wacht er mit dieser Erkenntnis nicht bei sich zu Hause auf und kann sich auf den Schock erst mal einen Kaffee machen, sondern er findet sich an einer Krankenliege festgeschnallt in einer kalten Anstalt wieder. Wie es sich für ein Videospiel gehört, ist das aber immer noch nicht die komplette Liste der Probleme, mit denen sich John rumplagen muss. Aus ihm unbegreiflichen Gründen kann er sich selbst aus den Fesseln lösen und aus seiner Zelle fliehen, obwohl der Schalter zum Öffnen der Tür auf der anderen Seite der Scheibe befestigt ist.
Wo ist er? Was ist mit ihm geschehen? Und wer ist er überhaupt? Fragen über Fragen, die erst im Verlauf der gut präsentierten Story beantworten werden.

Im Mittelpunkt des Spiels stehen die übersinnlichen Fähigkeiten, die John seit seinem bösen Erwachen in sich trägt. Zu Spielbeginn steht euch nur die anfangs beschriebene Telekinese zum Rumschubsen von Gegenständen und Feinden zur Verfügung. Für so manches Spiel würde das bei einer solch genialen Umsetzung, wie es die Jungs von Free Radicals hinbekommen haben, schon ausreichen, um genügend Spaß zu bieten. Second Sight geht aber noch einige Schritte weiter und erfüllt den Spielern noch so manch anderen Kindheitstraum: Unsichtbarkeit, Energiebälle, Selbstheilung und andere übersinnliche Spielereien. Den Weg vorbei an normalen Waffen haben die Entwickler leider nicht gefunden. So geht das Spielkonzept unweigerlich ein wenig in die Knie, denn der Druck auf den Auslöser ist meistens schneller gemacht, als ein paar kreative Gedanken über einen anderen Lösungsweg. Wer weiß, womöglich sitzen da draußen irgendwo ein paar Pfadfinder in den Entwicklungsstudios, die die Spielidee weiter ausreizen möchten.

Wie so oft im Leben, merkt man erst an was man ist, wenn man es verliert. Nach diesem Motto kehrt John in spielbaren Erinnerungen in die Vergangenheit zurück. Ohne Hexerei, sondern nur mit bleiernen Argumenten schlägt er sich durch diese storytragenden Levels. Rückblende für Rückblende, Puzzleteil für Puzzleteil setzt sich Johnss Gedächtnis wieder zusammen. Und der Spieler fiebert vor dem Bildschirm mit.

Eine gute Inszenierung braucht nicht unbedingt hervorragende Grafik, sie ist aber ein guter Grundstein. Als ob diese Worte Gesetz wären, stechen vor allem die Zwischensequenzen heraus. Obwohl diese in In-Game-Grafik gehalten sind, sieht das eigentliche Spiel manchmal etwas fade aus.

Fade. Können die bekannten FreeRadical-Comic-Charaktermodelle fade wirken? Eigentlich nicht…im Gegenteil, sie peppen mit ihrem Charme die technische Seite gehörig auf. Doch ein technisches Problem kann selbst Charme nicht wett machen: eine schlechte Kameraführung. Oft läuft man gegen die Sicht der Kamera oder sieht auf dem Bildschirm, dass John um eine Ecke schaut, während man sich auf dem Fernseher immer noch die Wandtexturen ansieht. Leider kann man das Problem auch nicht mit der guten Steuerung umgehen. Schlecht für alle Spiele, tödlich für ein Stealth-Game. Zum Glück haben die Jungs von Free Radicals das anscheinend auch begriffen und nur wenige Schleich-Passagen integriert.

Großartige Musikuntermalung? Sucht man vergebens. Grottenschlechte Musikuntermalung? Ebenso. Der Sound ist so durchschnittlich, dass er fast nicht auffällt. Weder positiv noch negativ. Besondere Mühe hat man sich auch nicht gemacht: Wo wir gerade bei vergeblichen Suchen sind: Eine Dolby Surround Sound-Unterstützung kann man gleich mit auf diese Liste setzen.

Fazit

Second Sight ist auf ein sehr interessantes Spielkonzept gebaut. An manchen Ecken wäre aber etwas mehr Feintuning angebracht gewesen. Ein Nachfolger für die spannende Geschichte könnte da noch etwas besser machen – kleine Kanten glätten.

Grafik
8
Sound
7
Gesamt
8.5

verfasst von „Seppel“

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Vielen Dank an die Firma Codemasters für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 22.Oktober.2004 - 17:39 Uhr