Spieletest: Rocky NGC

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Releasedate:
32. Dezember 2002

USK 6 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-2

Leser-Meinungen: 1 Meinungen

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Specials: - farbiges Manual
- 60 Hz Modus
- letztes Rage Spiel...

Plus / Minus

Positiv:
variantenreiche Schlagpalette
gelungene Atmosphäre
fein modellierte Boxer
Negativ:
hoher Schwierigkeitsgrad
eintönige Sounduntermalung
"unfaires" Gameplay

Let’s get ready to rumble! Ich gestehe, egal ob es sich um Jean Claude van Damme, „Karate Kid", Silvester Stallone oder Jet Li handelt. Alle deren meist sinnfreie Filme gehören definitiv zu meinen „All Time Trash Higlights". Um so mehr habe ich mich gefreut, dass sich die englische Traditionsschmiede Rage die in heutiger Zeit mehr oder weniger bekannte „Rocky" Filmlizenz geschnappt hat und daraus ein erstaunlich gutes Boxspiel programmiert hat.

Der Hauptaugenmerk der Programmierer lag ganz klar auf dem „Movie Modus", in dem ihr wie im Film als noch unbekannter Boxer namens Rocky Balboa anfangt und langsam die Karriereleiter erklimmt, um letztendlich als der „Italian Stallion" ganz oben zu stehen. Rage schöpte hierbei die Lizenz gut aus. Aus den insgesamt fünf Rocky Filmen wurden ebenso viele Levels à fünf Kämpfe über unterschiedliche Rundenanzahlen. Müsst ihr anfangs lächerliche drei Rundenkämpfe überstehen, kämpft ihr später schon mal 15 Runden um Alles oder Nichts. Habt ihr also die ersten fünf Fights erfolgreich absolviert, geht’s in den nächsten Film weiter, bis ihr schließlich im fünften und letzten Movie als „Rocky V" angekommen seid. Zu Beginn seid ihr selbstverständlich noch recht schwach auf den Brust, weshalb ihr nach jedem gewonnenen Kampf ein paar Trainingseinheiten in diversen Attributen eures Alter Egos investieren dürft. So verbessert eure Schlagkraft, indem ihr auf dem Bildschirm vorgegebene Tasten korrekt nachdrückt, damit euer Boxer in den vom Trainer gewünschten Ballhandschuh schlägt. Via Situps verbessert ihr Rockys Entschlossenheit (auch hier, wie auch bei allen anderen Übungen, gilt es entweder Tastenkombinationen nachzuahmen oder Button-Mashing zu betreiben), im Kühlraum drescht ihr auf Fleischstücke ein, um eure Bewegung zu verfeinern (der Film lässt grüßen), per Seilspringen wird Rocky ausdauernder und der Doppelendball dient zur Verbesserung der Schlagschnelligkeit. Je nachdem wie ihr euch in den einzelnen Übungen geschlagen habt, kassiert ihr unterschiedlich viele Punkte. Als Loser gibt’s höchstens einen, der profu sahnt alle zehn ab. Einfacher und schneller gent es natürlich über die Autotrainingsfunktion. Seid euch aber im Klaren darüber, dass ihr mit dieser Methode immer nur fünf Zähler einfahrt. Die erzielten Attributsverbesserungen zahlen sich dann auch im Kampf aus. Und das ist auch gut so, denn selbst auf der leichtesten Stufe ist Rocky schön knackig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ihr anders als bei Genrekollegen à la „Ready 2 Rumlbe Boxing" mit stupiden Buttongehämmer keinen Blumentopf gewinnen könnt. Überlegtes Vorgehen ist gefragt. Eine gute Mischung aus Angriff mit fixen Schlagkombinationen, Deckungsarbeit und reichlich Bewegung sorgt dagegen für konstanten Erfolg. Dank der gut umgesetzten Steuerung ist dies auch nicht nur bloße Theorie. Mittels Y verteilt ihr zermürbende Jabs (per B auch wahlweise gegen den Körper) X und A teilen Geraden aus gegen Körper und Kopf. Kompliziertere, allerdings auch effektivere Angriffsvarianten ergeben sich aus Kombination von Control Stick plus X/Y/A/B Knopf bzw. R-Taste plus X/Y/A/B Knopf. Wehren könnt ihr euch, indem ihr L gedrückt haltet. Damit blockt ihr leichte gegnerische Attacken mühelos ab und könnt in Verbindung mit dem Control, Stick sogar in verschiedene Richtungen ausweichen. Habt ihr den Gegner an den Rand eines Ko`s gebracht, könnt ihr ihn entweder per Z noch einmal böse verspotten, was euch neben bei die Energie- und Ausdauerleiste wieder ein Stück auffüllt, oder mit der R-Taste und einem kurzen Touch auf einen Schlagknopf einen Superschlag ausführen, der bei jedem Boxer unterschiedlich ausfällt. Diesen solltet ihr auch nur dann ausführen, wenn euch keine Gefahr droht selbst noch getroffen zu werden, denn es dauert eine Weile, bis eure Spielfigur diesen Kräfte verschlingenden Schlag ausgeführt hat.

Im Movie Modus spielt ihr nicht nur die zahlreich zur Verfügung stehenden anderen Boxer - 30 an der Zahl - , sondern legt zudem sämtliche im Spiel auftauchende Zwischensequenzen frei, die die einzelnen Filme miteinander verbinden sollen, was mehr oder weniger gelungen ist. Zu aussagelos sind die nett gerenderten Schnipsel, die zudem noch nicht einmal häufig auftreten. Da hätte man mehr daraus machen können, wenn man bedenkt, dass man Material aus fünf Rocky Streifen zur Verfügung hatte. So wirken die Filmchen eher aufgesetzt, denn als Motivation förderndes Element.

Dafür sorgen original Kampfschauplätze, -einzüge und der Kultsong „Gonna fly now" für hervorragende Rocky Atmosphäre. Es fragt sich nur, wo denn DAS Lied schlechthin „Eye of the tiger" bleibt. Was den Eindruck zusätzlich trübt, sind die Zuschauer, die ruhig ein wenig stimmgewaltiger hätten sein können, wenn sie schon bei Unzufriedenheit mit Flaschen und Ähnlichem nach den Kombatanten werfen. Wett gemacht wird dieses kleine Manko wieder durch die ordentliche Sprachausgabe, die ihr jedoch auf Englisch belassen solltet (Originalsprecher!), wenn ihr euch nicht die teilnahmslosen Deutsch-Krücken antun wollt.

Habt ihr einmal genug vom Movie Modus, habt ihr immer noch Gelegenheit ein selbst erstelltes KO-Turnier nach euren Regeln auf die Beine zu stellen, im Sparring eure Kampfkünste zu verfeinern der per Schaukampf eben mal einen kurzen Fight zu wagen. Die bereits erwähnte Galerie und der obligatorische Optionspunkt runden den Modusreigen ab.

Grafisch gibt sich Rocky solide bis sehr gut. Während die Zuschauer einen nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinreißen, aber immer noch um Klassen besser aussehen als jedes EA Sports Publikum, gefallen die Boxer mit feinen Texturen und flüssigen Bewegungsabläufen. Higlight der Grafik ist, dass jeder Schlag, den eurer oder der gegnerische Kämpfer einsteckt auch wahrhaft sichtbar ist. Ist die Stelle über eurem rechten Augenbraue nach der ersten Runde höchstens ein wenig gerötet, platzt sie spätestens nach der fünften Runde bei schlechter Deckungsarbeit auf und Blut rinnt über eure virtuelle Brust und verschmutzt nicht selten auch den Ringboden. Komplett zugeschwollene Boxer sind nach einem Fight deshalb eher die Regel, denn die Ausnahme: Sofern ihr euren Gegner nicht schon während er regulären Zeit ins Reich der Träume geschickt habt. Aber aufgepasst: dasselbe kann euch genauso gut passieren und dann heisst es, den A Button so schnell und häufig wie möglich innerhalb der gegebenen zehn Sekunden zu drücken, damit sich euer Abbild wieder auf die Beine stellt.

Die Sounduntermalung ist Durchschnitt. Zwar kommt durch das „Gonna fly now" - Theme Stimmung auf, doch mangels Alternativmusik, geht einem das Lied ebenso schnell auf die Nerven, wie das bekannte Bond-Thema in „Agent im Kreuzfeuer". Die Sprachausgabe ist mit der Originalbesetzung gelungen, doch ein wenig mehr Enthusiasmus hätte schon sein können. Das Publikum ist wie angesprochen zu lahm und die Boxschläge klingen eher wie „Fliegenklatsche auf Hauswand". Unzweifelhaft vorhandendes Potenzial wird auch hier unnötig verschenkt und sorgt für Punktabzüge.

Für Gelegenheitsspieler ist Rocky definitiv zu schwer, trotz variabler Schwierigkeitswahl. Zu taktisch sind die Kämpfe, zu gerissen die Gegner. Hinzu kommt, dass man sich auch sehr schwer tut, einer gegnerischen Angriffswelle tatsächlich auszuweichen respektive durch einen Konter dessen Schlagserie zu stoppen. Einmal erwischt, ist man so zum Warten und Einstecken verdammt, bis der Gegner fertig ist und man selbst zum Angriff übergehen kann. Zudem ist die eigene Figur nicht mehr steuerbar, wenn sie ein zu harter Schlag trifft (an den blauen Sternen über dem Kopf zu erkennen). Erst Sekunden später ist es wieder möglich, volle Kontrolle auszuüben und sich aus dem Gefahrenbereich zu entfernen - meist zu spät. Außerdem scheint es, als ob die Opponenten nach dem zweiten Niederschlag ein überaus hohes Maß an Trefferresistenz aufweisen und es extrem schwer wird (in höheren Schwierigkeitsgraden), sie ein drittes und meist letztes Mal niederzuschlagen. Dagegen wird es für euch nach jedem Knock Out immer schwerer wieder in den Kampf zu finden. Nachdem ihr zum ersten Mal den Boden geküsst habt, ist es noch recht simpel wieder aufzustehen, doch schon beim zweiten Mal wird der ganze Vorgang unerhört schwierig. Seid ihr gar drei Mal zu Boden gegangen, braucht es schon gestählte „Mario Party 4"- Erfahrung, um die Leiste wenigstens halb zu füllen. Respekt an alle, die das ohne hochroten Kopf schaffen...

All diese kleinen aber feinen Mängel verwehren Rocky den Sprung an die absolute Wertungsspitze, machen Rages letztes Konsolenspiel vor dem Bankrott aber dennoch zum besten Boxspiel am Markt neben EAs „Knockout Kings" Serie. Spielerisch geben sich beide Titel nicht viel. Der persönliche Geschmack entscheidet hier über Sieg oder Niederlage...

Fazit

Rocky ist eine gelungene Spieleadaption der leicht trashigen Kinofilme aus den 70ern, die auf dem GameCube in der Kategorie der Boxspiele aufgrund fehlender Konkurrenz verdient auf den Spitzenplatz stürmt. Sound- und Gameplaymängel verhindern leider einen Award. Hier wurde noch Potenzial verschenkt. Schade...

Grafik
8
Sound
6.5
Multiplayer
7.5
Gesamt
7.5

verfasst von „projectD“

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Letzte Aktualisierung: 11.Juni.2003 - 00:55 Uhr