Spieletest: Prince of Persia: The Sands of Time NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. Februar 2004

USK 12 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1

Leser-Meinungen: 7 Meinungen

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Specials: GBA-Connectivity

Plus / Minus

Positiv:
sehr gute Grafik
hervorragendes Leveldesign
mit Charme des Klassikers
Negativ:
Kameraprobleme
Eintönige Kampfphasen
kurze Spieldauer

1989 - Das alte Persien. Die meisten von euch waren vermutlich schon einmal dort, zumindest in Gedanken. Der Rest von euren Körpern saß hingegen angespannt vor einem Monitor. Völlig eingetaucht in eine Welt, die man sonst nicht kennt. Mitten in der Wüste, unterwegs in einem Palast, einem äußerst gefährlichen Palast. Unüberwindbare Abgründe, tödliche Stacheln und Wachen, die nur das Klingen ihrer Schwerter als Entschuldigung annahmen, hielten euch von eurem Ziel fern.
Ich kann mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Ein falscher Sprung, ach was rede ich...ein einziger falscher Schritt und man sah seinen Körper schon in die Tiefe stürzen. Lediglich die schnell hervorstoßenden Stacheln konnten ihn vom Bodenkontakt abhalten. Anschließend dieses musikalische Trauerspiel, das mir selbst heute noch den Schweiß auf die Stirn und die Wut in die Finger treibt. Und das alles wieder einmal nur für eine Frau, die er liebt - der Prince of Persia.

Knappe 15 Jahre später, kehrt der Prinz zurück, mit modernem Gewand, anderen Entwicklern und einer neuen Geschichte. Damals wie heute dreht sich alles um die Macht der Zeit. Doch dieses Mal müsst nicht IHR euch der Zeit hingeben, sondern ihr habt SIE buchstäblich in der Hand, in Form des Dolches der Zeit. Aber lasst uns die Zeit erst einmal ein wenig zurückdrehen…denn jede Geschichte hat auch einen Anfang.

Das Spiel beginnt mit einem Überraschungsangriff des Königs von Persien auf den Palast des indischen Maharadschas. So schnell wie die persischen Krieger in das Gebäude gestürmt sind, so schnell haben sie auch ihr Ziel erreicht. Jedoch haben sie es nicht nur auf das bloße Gebäude abgesehen. Tief im Inneren verbirgt sich ein legendärer Schatz – der Dolch der Zeit. Gierig nach Ruhm und Anerkennung des Vaters macht sich der Prinz ohne zu zögern auf die Suche nach der vermutlich mächtigen Waffe. Ist es wirklich war, dass sich mit ihm der Verlauf der Zeit beeinflussen lässt? Auf diese Frage bekommen die Perser schnell eine schreckliche Antwort. Als der Prinz den Sand der Zeit mit dem Dolch in Verbindung bringt verwandeln sich alle Bewohner in Zombies, bis auf drei Personen: der Prinz von Persien, Farah, die Tochter des Maharadschas, und dem Wesir, einem Verräter innerhalb des indischen Regimes. Sie werden von drei Artefakten von dem Schicksal ihrer Völker getrennt.
Nun liegt es an dem Prinzen, Farah und natürlich an euch das kleine Dilemma wieder rückgängig zu machen. Einfach die Zeit zurückdrehen? Gute Idee, aber so einfach ist es nicht. Immerhin ist der mächtige Sand über den gesamten Palast verteilt. Aufgabe verstanden?

Bei der Übernahme des Gameplays in die dritte Dimension hat sich UbiSoft anscheinend mächtig ins Zeug gelegt. Ein gelungener Mix aus bekannten Hürden und neuen Gefahren erzeugt ein vergleichbares Spielgefühl wie vor 15 Jahren. Dabei ist das Spiel gar nicht so leicht in ein Genre einzuordnen. Auf der einen Seite findet man riesige Jump&Run-Passagen, wie man sie ähnlich nur schwer in Spielen, die man heute als Jump&Run bezeichnet, finden kann. Auf der anderen Seite warten viele knackige Rätsel und Unmengen von Gegnern auf euch, die ihr in bester Hack´n Slay-Manier in die Wüste schicken dürft. Aber eine treffende Bezeichnung ist bei einem solch gelungenen Genre-Mix auch gar nicht nötig.

Raum für Raum durchkämmt ihr den orientalischen Palast auf der Suche nach dem Sand der Zeit. Nur dem akrobatischen Können des Prinzen ist es zu verdanken, dass ihr die nächste Tür überhaupt erreichen könnt. Wände entlang laufen, von Mauern abspringen und Säulen hinaufklettern, alles geht nach kurzer Eingewöhnungsphase ganz leicht von der Hand. So bleibt euch auch genügend Zeit die hervorragenden Animationen des Prinzen zu bewundern. Lediglich die Kamera spielt ihr eigenes Spiel: Zwar könnt ihr sie manuell nachjustieren, dennoch gibt es oft keinen wirklich optimalen Winkel, der garantiert alles zeigt was ihr sehen möchtet. Zeitweise kann das eure Nerven schon strapazieren, aber die Freude ist umso größer wenn ihr den Sprung trotzdem meistert.

Nach den Sprungeinlagen machen die Schwertkämpfe wohl den zweitgrößten Teil aus. Nicht weil sie so oft im Spiel vorkommen, sondern weil sie so lange dauern. Zu lange könnte man sagen …denn darin liegt wohl einer der größten Schwachpunkte des Spiels. Im Kampf wollen euch immer höchstens fünf Gegner gleichzeitig an die Wäsche. Erledigt ihr einen mit ein paar Hieben, taucht der nächste in eurer unmittelbaren Nähe auf – und zwar aus dem Nichts. Ihr könnt also nie genau abschätzen wie viele Zombies noch darauf warten von euch auch den letzten Lebenshauch entzogen zu bekommen.
Leider gibt es nur sehr wenige verschiedene Gegnertypen, die sich zudem alle auch noch sehr ähneln. Okay, sie tragen verschiedene Waffen, haben eine unterschiedliche Schlagstärke und den ein oder anderen Feind kann man nicht direkt frontal angreifen, aber das wären neben dem Aussehen auch schon die größeren Unterschiede. Somit laufen die vielen Kämpfe relativ gleich und monoton ab. Für das angekündigte Sequel kann man in diesem Punkt wohl auf einige Verbesserungen und Innovationen hoffen.

Wie ihr euch vorstellen könnt ist das Abklappern Raum für Raum eine perfekte Definition für „linear“. Eben ganz wie ein Jump´n Run aus früheren Zeiten. Immerhin mittlerweile wieder etwas Besonderes, irgendwie. Einige werden damit sicherlich ihre Probleme haben, ich persönlich finde es hingegen noch mal ganz schön nicht ständig relativ ziellos durch die Gegend laufen zu müssen.

Angst so alleine unter den vielen Zombies? Grundlos, denn ihr seid nicht ständig alleine unterwegs – die schöne Farah begleitet euch über einen großen Teil des Spiels. Als eine Art Buddy steht sie euch im Kampf mit Pfeil und Bogen tatkräftig zur Seite, hilft euch bei Schalterrätseln, die nur zu zweit lösbar sind, und nutzt den ein oder anderen Mauerspalt um verborgene Knöpfe zu betätigen. Denn auch die beste Akrobatik alleine kann euch nicht immer ans gewünschte Ziel bringen.
Ganz nebenbei weiß sie auch noch ihre weiblichen Reize gezielt einzusetzen. In schönen Sequenzen – sowohl vorgerendert als auch in Spielgrafik gehalten – wird die (Liebes-)Geschichte um die beiden Hauptprotagonisten weiter gespannt. Selbst mitten im Spiel könnt ihr Unterhaltungen zwischen dem Prinzen und Farah belauschen, und zwar ohne Beeinträchtigung des Spielflusses. Diese Art von Geschichtenerzählung findet man viel zu selten, und normalerweise nur sehr unausgeprägt. Hier hat UbiSoft ganze Arbeit geleistet, und sogar etwas Witz ins Spiel gebracht. Nicht zuletzt wenn der Prinz auf eigene Faust die Säle erkundet und dabei Selbstgespräche führt.

Spielerisch ist der kleine Prinz schon recht groß, aber technisch ist er wirklich ein kleiner Riese. Liebevolles Design an allen Ecken und Kanten!
Grafisch erwartet man vielleicht auf Grund des immer gleichen Ortes – einem Palastgebäude – ständige Wiederholungen. Diese sind sicherlich auch vorhanden, doch sie fallen nicht auf! Die Entwickler haben es z.B. durch eine geschickte Levelabfolge geschafft genügend Abwechselung zu schaffen. Respekt! Wunderschöne Hintergrundgrafiken in den Außenleveln, endlose Weitsicht und Animationen, die Maßstab setzend sind, tun ihr Übriges. So hat man noch nie einen Charakter in Echtzeit über den Bildschirm hechten sehen, zumindest ich nicht. Doch ohne zu meckern geht es nicht: Im Spiel geht die Framerate ab und zu – sehr selten – in die Knie, gelegentlich trifft man auf die ein oder andere, nicht so hoch aufgelöste Textur und die Gegner könnten besser aussehen. Allesamt Punkte, die man einem durchschnittlichen Titel nie negativ ankreiden würde.
Auch soundtechnisch geht UbiSoft den richtigen Weg. Schöne orientalische Klänge in Dolby ProLogicII steigern die gelungene Atmosphäre und werden durch die Sound-Effekte gut ergänzt. Sehr gut, aber man hat schon Besseres gehört. Irgendwie traurig, aber ehrlich: Eine komplette Lokalisation der Sprachdialoge ist für Nintendo-Spiele immer noch etwas Besonderes. UbiSoft punktet damit bei mir immer wieder auf´s Neue. Auch wenn eine gewisse Kompression hörbar ist, die Qualität der Dialoge überzeugt.
Einen 16x9-Modus vermisst man ebenso wie einen 60Hz-Modus. Nach nur etwa 10 Stunden Spielzeit geht das Abenteuer auch schon auf´s Ende zu. Für alle, die mehr wollen, hat UbiSoft einen kleinen Bonus eingebaut: Wer einen bestimmten Hebel im Spiel weiter dreht als nötig oder den GCN-Titel mit der GBA-Version verlinkt, der hat die Möglichkeit den Klassiker aus dem Jahr 1989 zusätzlich zu meistern. Alle anderen müssen auf die Internetsuche nach einem ominösen Code gehen, der Selbes ermöglicht. Ich habe den richtigen leider noch nicht gefunden…

Fazit

UbiSoft dreht auf!

Prince of Persia – The Sands of Time fängt den Charme des Originals ein und bringt ihn in die dritte Dimension. Extrem kurzweiliges Spiel! Ich freue mich schon jetzt auf den Nachfolger.

Grafik
9
Sound
8.5
Gesamt
9

verfasst von „Seppel“

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Letzte Aktualisierung: 03.März.2004 - 08:13 Uhr