Spieletest: Mega Man Battle Network GBA

Weitere Infos

Releasedate:
32. November 2001

USK 6

Anzahl der Spieler: 1-2

Leser-Meinungen: 3 Meinungen

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Specials: keine

Capcoms Megaman war bislang auf jeder Nintendo-Konsole mit mindestens einem Spiel vertreten. Seit den ersten NES-Tagen kämpfte der Roboterheld, der in Japan übrigens den Namen Rockman trägt, gegen boshafte Blechkollegen. Meistens handelte es sich bei Megaman-Titeln jedoch um actionreiche Side-Scroller, in jüngster Zeit auch Third-Person-Action. Ableger wie das fast in Vergessenheit geratene Megaman Soccer sind hingegen weniger für den Welterfolg der Serie verantwortlich. Auch Rockman EXE Battle Network (westlicher Titel: Mega Man Battle Network) ist kein traditionelles Megaman-Spiel. Vielmehr ist der erste Megaman-GBA-Titel ein Abstecher in die RPG-/Adventure-Welt.

Statt im Schlachgetümmel einer Techno-Welt findet Ihr Euch zu Spielbeginn in einer modernen Kleinstadt wieder. Dabei schlüpft Ihr in die Rolle von Net, einem elfjährigen Jungen dessen liebste Zeitbeschäftigung sein PET ist. PET steht hierbei für Personal Terminal und dieses dient nicht nur zum Unsichermachen des Datennetzes sondern ist auch in personifizierter Form vorhanden. Nets PET ist Rockman - und der weiß nicht nur wie man E-Mails empfängt sondern auch wie man sich mit Waffengewalt gegen Computerviren sowie andere PETs durchsetzt. Wo auch immer Net in die Nähe elektronischer Geräte kommt, hat er die Möglichkeit Rockman mit diesen zu vernetzen. Fortan übernehmt Ihr dann die Kontrolle von Rockman und steuert diesen aus einer leicht angeschrägten Vogelperspektive durch die aus dünnen Stegen - sprich Datenbahnen - bestehenden Computerwelt. Nach nur wenigen Metern stolpert Ihr allerdings meist in einen Zufallskampf. Dabei navigiert Ihr Rockman aus der Seitenansicht über ein 9x3 Kacheln großes Spielfeld. Euer Held kann sich allerdings nur auf der Hälfte des Feldes frei bewegen, das restliche Brett ist der Spielraum der Gegner. In Echtzeit beharken Euch diese mit den verschiedensten Attacken, während Ihr wahlweise Eure schwächliche Standartwaffe zückt oder aber eine Spezial-Funktion einsetzt. Letztere könnt Ihr alle 4 Sekunden neu aus einem Menü wählen, dass zufällig 5 von 30 euer aktivierten Spezialchips zur Auswahl anbietet. Habt Ihr die Opponenten erfolgreich besiegt belohnen diese Euch mit Geld - und manchmal auch mit ihrem Spezialchip, der es Euch erlaubt künftig deren Fähigkeit im Kampf einzusetzen. Alle Spezialchips besitzen außer einem Bild, dass die Fähigkeit verdeutlicht, auch noch einen Kennbuchstaben. Im Kampf ist es möglich Chips ähnlicher oder gleicher Funktion (z.B. Kanonen oder Schwerter) sowie Chips mit gleichem Kennbuchstaben auf einmal auszuwählen - Profis sammeln deswegen alle Funktion/Buchstabenkombis um ein möglichst perfektes Chipset für den Kampf aufzustellen.

Zu Rockmans typischen Netz-Aufgaben gehören unter anderem die Beseitigung eines Brandes im Elektroherd oder auch die Reperatur des Schulcomputers. Für die Misere in den elektronischen Geräten ist meist ein besonders fieser Viren-Boss verantwortlich, erst nachdem man sich einige Minuten durch die Leitungen gekämpft hat steht man den Boss-Viren gegenüber, dann allerdings wartet auch ein längerer und exklusiver Kampf.

Wie es sich für ein Rollenspiel gehört verfügt Euer PET auch über steigerbare Werte, die in begrenztem Maße eine individuelle Formung des Charakters erlauben. Neben dem eigentlichen Level wollen auch Hitpoints, Angriffsstärke der Standartwaffe, Schuss-Intervalle und die Nachlade-Fähigkeit gesteigert werden. Zwecks dessen besorgt man sich sich entweder als Rockman vom Händler im Datennetz oder als Net vom Shop in der Stadt entsprechende Upgrades. Zwischen den virtuellen Kämpfen haltet Ihr Small-Talk mit den Akteuren in Nets Umgebung oder löst die genretypischen Rätsel: Mal heißt es "Rate den Code", ein ander Mal ist es Eure Aufgabe mit einer bestimmten Person reden - und ab und zu begebt ihr Euch auch auf die Suche nach einem bestimmten Gegenstand.
Untermalt wird das Geschehen von Melodien, die deutlich den Stil vorhergehender Mega-Man Spiele fortsetzen: Mal dramatisch. mal soft - nie unpassend oder nervend. So hübsch die Melodien aber auch sind - sie reizen nicht wirklich die Sound-Kapazität des GBA aus.

Insgesamt ist Rockman EXE ein durchaus gelungenes Spiel geworden, ein Must-Have ist der Titel jedoch nicht umbedigt. Das verhindern die Macken des Spiels: Die Zufallsduelle sind zwar nett gemacht, werden allerdings wenn man längere Zeit am Stück spielt nervig - besonders dann, wenn man möglichst schnell an einen bestimmten Ort gelangen will. Desweiteren ist der Schwierigkeitsgrad ist nicht gerade sonderlich hoch. Besonders die Boss-Gegner sind enttäuschend einfach zu meistern. Während Nets Außenwelt wunderschön in Szene gesetzt wurde, sind die Netz-Dungeons eher langweilig gestaltet: Die dünnen Stege mit sich oft wiederholenden Grafikelementen und die den Hintergrund schmückenden 3D-Animationen gewinnen keinen Schönheitspreis. Schade ist auch, dass man dem Spiel nur einen einzigen speicherbaren Spielstand spendiert hat. Dafür darf immerhin jederzeit und beliebig oft abgespeichert werden.
Mangels anderen RPGs sollten Genrefreunde trotzdem unbedingt einen Blick auf das neuste Mega-Man Abenteuer werfen. Auch alte Mega-Man Fans werden mit vielen kleinen Anspielungen und dem nach wie vor strahlenden Robo-Helden gut bedient. Wer seinen GameBoy gerne vernetzt und mit Pokemon bereits viel Spass hatte, lässt im Rockman EXE Multiplayer Modus die PETs gegeneinander antreten oder tauscht Spezialchips.

Unsere Testversion von Rockman EXE ist übrigens ein Japan-Import. Das Spiel wird gegen Ende 2001 auch in einer englischsprachigen sowie einer deutschsprachigen Version erscheinen. Wer nicht so lange warten möchten und den Import, der kaum teurer als die kommende lokalisierte Version ist, nicht scheut kann beruhigt sein: Auch mit wenig bis gar keinen Japanisch-Kentnissen ist der Titel gut spielbar. Zwar verpasst man so die Rahmenhandlung, Rätsel sind aber trotzdem ohne große Probleme durch Ausprobieren zu lösen. Wenige, aber wichtige Menüpunkte sind außerdem in englischer Sprache betitelt.