Spieletest: Mario Golf: Toadstool Tour NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. Juni 2004

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 5 Meinungen

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
Spieltiefe
Witz und Charme
motivierend
Negativ:
technisch bieder
kurze Putts

Mit Mario Golf: Toadstool Tour schickt Nintendo einen konsequenten Nachfolger zum hochgefeierten Golf-Debüt des weltbekannten Klempners auf den Konsolen-Fairway. Wer bisher mehr Golf gefahren ist als gespielt hat, findet hier eine gleichsam einsteigerfreundliche wie quietschbunte Einführung ohne den allzu schweren und bierernsten Ballast einer hochgradig realistischen Simulation. Wer jetzt eine grelle Verfremdung des feinen Sports erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Mario Golf für den GameCube bietet trotz der farbenfrohen Verpackung den nötigen Grad an Realismus: ein reichhaltiges Schlägersortiment, eine ausgeklügelte Ballphysik und diverse Platzbeschaffenheiten wie Fairways, Rough oder Sand- und Grasbunker zeugen von einem ernst zu nehmendem Golfspiel, das den Vergleich mit der Konkurrenz nicht scheuen muss.

Stilfrage

Eingebettet in das sympathische Mario-Universum voller altbekannter Freunde und chaotisch-manischer Fieslinge, stellt sich schon bei Anblick des vorzüglichen Intros eine gewisse Vorfreude sowie die Zuversicht ein, dass Mario und Anhang wieder für etliche Stunden von qualitativ hochwertigem Spielspaß sorgen werden. Jeder der spielbaren Charaktere, von denen vorerst zwölf zur Wahl stehen, verfügt über ganz individuelle Eigenschaften, die sich in den Attributen Schlagweite, Flugbahn, Spin, Impact und Kontrolle niederschlagen. So kann Kampfkröte Bowser den Ball zwar bis zum Horizont feuern, die Steuerung des ungeschickten Kolosses fällt dabei aber umso schwerer. Der zierlichen Prinzessin Toadstool mangelt es an Schlagweite, die Handhabung eines zielgenauen Drives fällt jedoch wesentlich leichter. Vier Maskottchen gesellen sich bei besonders guten Leistungen in den zahlreichen Minispielen hinzu und dank der Verbindungsmöglichkeit mit der Gameboy-Advance-Version lässt sich das Spielerfeld noch einmal mit trainierten Caddytreibern aus dem Kleinformat erweitern.

Griffig

Die Steuerung der Standsportler gestaltet sich recht simpel. Ein Cursor schnellt auf einem Balken am unteren Bildschirmrand auf und ab und muss im Bereich für die Schlagweite und nochmals im Abschnitt für die Zielgenauigkeit möglichst punktgenau gestoppt werden. Im einfachsten Fall, sprich beim automatischen Schlag, genügt die Aktivierung des Cursors durch den A-Knopf und ein zweites getimtes Betätigen der A-Taste, um die Entfernung des Ballaufschlags zu bestimmen. Die Präzision wird dabei vom Computer festgesetzt, was nicht selten mit ärgerlichen Fehlschlägen bestraft wird. Dem Spieler sei daher wärmstens die Gewöhnung an die manuelle Schlagtechnik empfohlen. Diese wird dann aktiviert, wenn man bei der Distanzbestimmung die B-Taste quetscht und den zurückeilenden Cursor mittels Knopfdruck ins Herz des Genauigkeitsbereichs befördert. Nur beim selbstausgeführten Schlag bietet sich nämlich die Möglichkeit, dem Ball durch Tastenkombinationen den gewissen Dreh zu geben. Gibt man im Präzisionssektor des Schlagbalkens schnell zweimal A ein, wird der Golfball so angeschnitten, dass er nach Aufprall noch einmal ein kleines Stück weiter nach vorne rollt. Einen Backspin erreicht man durch doppeltes Drücken der B-Taste, die jeweiligen Super-Versionen werden durch A-B- beziehungsweise B-A-Kombination abgerufen. Mit einem Flammeneffekt um den Golfball zeigen sich dann die Auswirkung der schnittigen Kunststückchen auf dem Grün. Wem die weitesten Abschläge immer noch nicht genügen, kann auf die Power-Schläge zurückgreifen, die nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen. Zündet man einen solchen Kometen jedoch optimal, wird kein Kraftausbruch abgezogen. Das Feintuning darf bei einem Golfspiel natürlich nicht zu kurz kommen. Zu Beginn ist zwar ein Schläger sowie die Schlagdistanz voreingestellt, diese Empfehlung berechnet jedoch nicht die Windverhältnisse und unwegsames Relief. Mit den Schultertasten wird die Weite noch etwas nachjustiert, mit dem digitalen Steuerkreuz lässt sich der Kontaktpunkt des Schlägerblattes am Ball festlegen, um mit Links- oder Rechtskurven in der Flugbahn Hindernisse wie Bäume oder Felsen zu umgehen oder den Golfball in optimalem Winkel auf das Loch zu lenken. Der aufmerksame Golfspieler sollte auch nie den Untergrund außer Acht lassen: Fairways in drei unterschiedlichen Schnelligkeitsstufen (neu: die schnellen Fairways) beeinflussen den Rollweg des Balles enorm. Von Sandbunkern, hohem Gras oder stacheligem Heidekraut sollte man sich selbstverständlich fernhalten, da sie die Schlagkraft teils stark beeinträchtigen. Hat man den Ball erst einmal auf dem Grün, folgt das sogenannte 'Einputten'; wer die Bodenstruktur mit in seine Rechnungen einbezieht, wird schon bald ein Gefühl für das leicht von der Hand gespielte Einlochen entwickeln. Unnötig schwierig wird es dem Golfer allerdings bei ganz nahen Putts gemacht. Wegen des geringen Intervalls vom Startpunkt des Schlagbalkens versäbelt man die einfachsten Übungen und macht nicht nur Donkey Kong zum Affen.

Dennoch: Mario Golf: Toadstool Tour gibt dem Spieler das beruhigende Gefühl, meist alles unter Kontrolle zu haben. Durch die hilfreiche Unterstützung von Simulationslinien, einer Übersichtskarte, einer freien Kamera in der Nähe des Ballaufschlags oder der Perspektive vom Loch aus, fällt es leicht, den passenden Schläger zu wählen und den Weg des Balls abzuschätzen. Einen kleinen Tadel gibt es aber auch hier einzuwerfen: die Kamera ist vor allem bei Drives (erster, weiter Schlag bei einem entfernten Loch) mit Hindernissen in der Flugbahn oder verzwickten Situationen, beispielsweise am Fuß eines Berges, etwas konfus und störrisch. Hat man es dennoch geschafft, sich trotz kleinerer Ungereimtheiten durch den Unterrichts- und Trainingsmodus zu kämpfen, sollte man sich sogleich auf die sechs Singleplayer-Turniere stürzen, von denen eins nach dem anderen freigespielt werden muss. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Schlägen die achtzehn Löcher eines Cups zu absolvieren und am Ende auf der höchsten Stufe des Treppchens zu stehen. Während der Lakitu Cup, das Zwitscherbach-Turnier, Oasia Classic oder die Fantasia Open meist mit Birdies (Einlochen mit einem Schlag weniger als der Durchschnitt) locken und keine wirklich fein justierten Schläge abfragen, fordern Peachs Audienz und ganz besonders die Bowser Meisterschaft mit kniffligen Höhenunterschieden, wenig spielbarem Untergrund, stürmischen Windböen und Fallen, die von ballhungrigen Venusfliegenfallen und fuchsteufelswilden Kettenhunden über Lavaseen und Warpröhren bis hin zu Geistern, Stampfsteinen und Riesenbomben reichen. Wenn es dann noch zu regnen beginnt, und das Putten des Balles eine Portion mehr Schlagkraft abverlangt, offenbart Mario Golf seine ganze spielerische Tiefe.

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