Spieletest: Harry Potter und der Feuerkelch NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. November 2005

USK 12 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-3

Leser-Meinungen: Noch keine

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: keine

Plus / Minus

Positiv:
schicke Grafik
atmosphärischer Sound
3 Spieler Coop-Modus
Negativ:
vermurkste Steuerung
Kameraführung furchtbar
extrem linear
langweiliges Gameplay

EA Games beglückt uns mit Harry Potter und der Feuerkelch bereits zum fünften Mal mit einem GameCube-Spiel der bekannten Romanfigur. Nun gehört der liebe Harry ja zweifelsohne zu einer dieser Personen, bei der die Meinungen deutlich auseinandergehen. Einerseits boomt nach wie vor eine riesige Merchandising-Industrie, von der sich ganze Heerscharen von vor allem jungen Menschen mit jauchzendem Frohlocken überrollen lassen, auf der anderen Seite gibt es auch nicht gerade wenige, die beim bloßen Anblick des Zaubersprösslings mit der schwarzen Brille in angeekelte Ablehnung vefallen.

Last Exit Hoghwarts

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir die Romane von Joanne K. Rowling immer sehr gut gefallen haben und mir auch die Filmumsetzungen trotz einiger Kritikpunkte im Wesentlichen zugesagt haben. Und da ich ebenfalls alle bisherigen Harry-Potter-Versoftungen zumindest ausführlich angespielt habe, war ich durchaus ein wenig auf den neuesten Hogwarts-Titel von EA gespannt. Doch dem sollten recht bald Momente der Ernüchterung folgen...

Seit einigen Jahren häuft sich ein bestimmtes Adjektiv bei der Beurteilung von Spielen, insbesondere bei Action-Adventures oder Ego-Shootern. Die Rede ist von "linear", was im Sinne der Spielkritik meint, das es für den Spieler kaum Handlungsalternativen gibt, den Weg von A nach B oder vom Start bis zum Ende des Spiels zu absolvieren. Vielmehr muss exakt der durch das Spieldesign vorgegebene Weg begangen werden. Dies schließt sowohl den optischen Weg, also Straßen, Pfade, Räume, etc., als auch den technischen wie Schlüssel, Schalter, Safepoints, Waffen, usw. mit ein. Da es heutzutage eigentlich kaum noch vernünftige Gründe für eine lineare Spielführung gibt, gilt sie als einfallslos, den Spieler eingrenzend und unkreativ - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Nun, was soll die Kurzdefinition zum Thema "Linearität"? Ganz einfach, Harry Potter und der Feuerkelch ist quasi ein Paradebeispiel für ein furchtbar lineares Einbahnstraßenspiel erster Güte.

Drei Freunde sollt ihr sein

Aber immer der Reihe nach. Das Spiel beginnt dort, wo sich auch der Film nach wenigen Minuten befindet, auf dem Zeltplatz bei der Quidditch-WM. Einige Todesser (also die Anhänger des dunklen Lords) benehmen sich wie Zauberei-Hooligans und verbreiten Furcht und Schrecken unter den Anwesenden. Hier beginnt euer Einsatz und fortan übernehmt ihr die Kontrolle von Harry, Ron oder Hermine und bahnt euch mit Flüchen und Zauberattacken den Weg durch die unterschiedlichen Schauplätze. Das Spiel ist natürlich weniger ans Buch sondern vielmehr vollständig auf den Film zugeschnitten worden, wobei auch hier einige Zusammenhänge hinzugedichtet oder weggekürzt wurden. Diesen Punkt möchte ich aber nicht mit Tadel versehen, da eine 1:1-Film-Game-Umsetzung sicher auch nicht gerade schön zu spielen, geschweige denn einfach zu gestalten wäre.

Eure Zaubereifähigkeiten, die ihr wieder überwiegend durch Lehrstunden bei den bekannten Filmcharakteren erlernt, dienen euch nicht nur dazu, Monster und Kreaturen zu bekämpfen, sondern greifen euch auch beim Aufziehen von Toren oder Zugbrücken und beim Verschieben und Transportieren von Gesteinsbrocken oder anderen Gegenständen unter die Arme. Fast die ganze Zeit seid ihr als das bekannte Harry-Ron-Hermine-Trio unterwegs und benötigt in vielen Fällen auch die gemeinsame Kraft zum Vorankommen. Spielt ihr alleine, übernimmt der CPU die anderen Figuren, allerdings oftmals mit ärgerlichen Zeitverzögerungen oder fehlendem Tatendrang. Allerdings könnt ihr auch zu dritt als Multi-Coop-Team losziehen, was in dem vorliegendem Spiel sicher zu einer der wenigen Pluspunkte gehört.

Jedes Böhnchen gibt ein...

...Pünktchen: eine weitere Neuerung. Denn mit den überall verstreuten Berti-Botts-Bohnen können nun Karten erkauft werden, die wiederum bestimmte Eigenschaften der Spielcharaktere verbessern. Vor jedem neuen Level könnt ihr euch so drei Karten aussuchen, die dann beispielsweise die Energieleiste erhöhen oder bestimmte Zaubersprüche maximieren. Das war es aber auch schon in Sachen Innovation und ich habe eigentlich das Gefühl, den wenigen Pluspunkten viel zu viel Platz eingeräumt zu haben, denn der Rest der Disc ist größtenteils fauler Zauber und lockt kein halbwegs gescheites Kaninchen aus dem Zylinder.

Kommen wir zunächst nochmal zurück zur eingangs erwähnten Linearität. Man kommt sich bei Harry Potter und der Feuerkelch vor wie auf einem Fließband, dem man sich in Richtung, Tempo und ohne Gestaltungsspielräume hinzugeben hat. Das Ganze geht soweit, dass man beispielsweise im Fluglevel (erste trimagische Aufgabe) kaum einen Unfall bauen kann, da überhaupt nicht die Möglichkeit besteht, von der Strecke irgendwie abzukommen. Die Kameraführung ist generell ein einziges Trauerspiel, weil sie nur um wenige Millimeter, also quasi gar nicht, beeinflussbar ist. Die Steuerung ist darüber hinaus völlig verhunzt und führt des Öfterem zu einem buchstäblichen Stochern im Nebel und wird damit zu einer nahezu permanent nervigen Fummelei. Wenn sich dann auch noch die CPU gesteuerten Mitspieler vor einem Hindernis "festrennen" und minutenlang "Aua...Aua...Aua" schreien ist der Entspannungsgehalt unseres geliebten Hobbys auf dem absoluten Nullpunkt angelangt.

Kein Zauber hält ewig

Dabei macht das Spiel zunächst einen wirklich ordentlich Eindruck. Die Grafik ist größtenteils stimmungsvoll und detailgetreu in Szene gesetzt und der Sound ist sowohl im musikalischen Bereich, als auch bei den deutschen Synchronsprechern durchaus gelungen. Doch was nützt die beste Grafikpracht, wenn das Gameplay einfach vorn und hinten nicht passt?

Harry Potter und der Feuerkelch hat mich wirklich enttäuscht. Gerne erinnere ich mich noch an die beiden ersten Versoftungen der Romanvorlagen. Sicher, sie waren auch nicht das Beste, was jemals für den Cube herauskam, aber man konnte sich beispielsweise nach Lust und Laune in Hogwarts bewegen. Einfach mal eine Runde mit dem Besen drehen oder seine Mitschüler ärgern - all die Freiheiten sind nun dahin, zugunsten eines Grafikblenders, der aber keinen wirklichen Spaß macht. Hoffentlich ist das nicht EAs Firmenphilosophie für zukünftige Filmversoftungen. Leider bleibt zu befürchten, dass dennoch genug Leute in die Läden rennen und das Spiel kaufen, weil ja schließlich "Harry Potter" draufsteht.

Fazit

Schöne Grafik, stimmungvoller Sound, aber miserables Gameplay. Lieber einen der ersten Teile spielen oder die Bücher lesen!

Grafik
8
Sound
8.5
Multiplayer
6.5
Gesamt
5.5

verfasst von „Thomas_Billstein“

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Vielen Dank an die Firma EA Games für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 22.Dezember.2005 - 16:23 Uhr