Spieletest: Animal Crossing NGC

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Weitere Infos

Releasedate:
32. September 2004

USK 0 keine Onlinefunktion unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 3 Meinungen

Spiel kaufen: Bei Amazon.de bestellen

Specials: - Memory Card 59 inklusive
- Linkfunktion zum GBA

Plus / Minus

Positiv:
"ewige" Spielzeit
ideal für Sammelwütige
NES-Spiele
gute Übersetzung
Negativ:
grafisch und akustisch schwach
alleine auf Dauer eintönig

Willkommen in der kunterbunten Welt von Animal Crossing! Eine Welt, in der (fast) alle Leute immer freundlich sind, wo man sich keine Sorgen um die Überfischung der Meere machen muss, wo man Geldsäcke im Boden vergraben findet und wo Kakerlaken als Ausstellungsstück im Museum dienen.
Lange mussten wir Europäer warten, bis wir endlich auch in diese Welt eintauchen konnten. Nachdem japanische Spieler bereits seit 2001 und US-Zocker seit 2002 ihr virtuelles zweites Leben beginnen konnten, können wir PAL-Spieler (mit Ausnahme der Australier) erst jetzt nachziehen. Aber laut Sprichwort heißt es ja "Besser spät als nie!" und dies gilt ebenso für Animal Crossing, wie ich in meinem Testbericht zeigen werde.

Das Spiel Animal Crossing lässt sich wohl am ehesten ins Genre der Lebenssimulationen einordnen, wobei es hier doch deutlich freier und ungezwungener zugeht, als bei anderen Genrevertretern wie "Die Sims" oder "Harvest Moon". Vor allem durch die Tatsache, dass dieses Game die interne Gamecube-Uhr benutzt und so in Echtzeit abläuft, ist Animal Crossing kein Spiel, dass man mal ein, zwei Wochen rund um Uhr spielt und dann nie wieder anrührt, sondern man spielt eher jeden Tag ein Stündchen und das dafür über Jahre lang. Um dieses Game wirklich bewerten zu können, muss mal also schon eine ganze Weile damit verbracht haben. So beruhen meine Erfahrungen nicht nur auf die kürzlich erschienene deutsche Version, sondern auch auf 1 1/2 Jahre Spielzeit mit der US-Fassung.

Das Spiel beginnt in einem Zugabteil. Dort wird eure Spielfigur gleich von einem lästigen Kater angequatscht, der in der deutschen Version den Namen Olli trägt und der euch fragt, wo eure Fahrt hingeht. Nachdem ihr ihm euren Namen und den Namen eurer Stadt genannt habt, fragt er euch noch, ob ihr euch schon eine Unterkunft in eurem neuen Zuhause gesucht habt. Da dies nicht der Fall ist, ruft er seinen Waschbär-Freund Tom Nook an, der euch dann sogleich in eurer neuen Heimatstadt erwartet. Dieser Nook ist eure Hauptanlaufstelle in Animal Crossing, er ist sozusagen Ladenbesitzer, Immobilienmakler, Bauunternehmer und Kreditgeber in einem. Zuerst verschafft er euch ein kleines Häuschen, welches ihr aber aus Geldmangel nicht bezahlen könnt. Einen Teil eurer Schulden müsst ihr zuerst gleich als Aushilfe bei ihm im Laden abarbeiten. Dies dient dazu, die Möglichkeiten von Animal Crossing kennenzulernen. Und da gibt es viele Dinge zu entdecken. Ihr könnt Briefe mit oder ohne Geschenk schreiben, eine Nachricht ans Schwarze Brett heften, mit allen Bewohnern reden oder Erledigungen für sie machen, nach Fossilien graben, Obst ernten, Insekten und Fische fangen und natürlich euer Haus einrichten, was wohl die Hauptmotivation von diesem Spiel ist. Denn in Animal Crossing gibt es unzählige Einrichtungsgegenstände in etlichen Stilrichtungen, mit denen ihr euer Haus verschönern könnt. Diese Dinge könnt ihr entweder in Tom Nooks Shop kaufen, dessen Inventar sich täglich ändert, oder ihr bekommt sie von den Bewohnern als Dank für geleistete Dienste. Jeder Gegenstand, den ihr im Spiel erlangt, kann im Shop verkauft werden. Damit könnt ihr dann nicht nur neue Dinge kaufen, sondern auch eure Schulden zurückzahlen, wodurch euer Haus wieder um eine Stufe erweitert wird, was natürlich wieder ordentlich Geld kostet. Dieser "Haus ausbauen - Schulden zurückzahlen - Kreislauf" geht noch ein paar Runden weiter, bis ihr dann eine geräumige Villa besitzt, die zwei Stockwerke und einen Keller umfasst.
Das Aussehen eures Städtchens wird per Zufall generiert, d.h. im Grunde ist jede Stadt anders. Es gibt zwar immer die selben Gebäude und geographischen Besonderheiten - wie z.B. einen Wasserfall - allerdings ist die Anordnung in jeder Stadt eine andere. Neben der kleinen 4-Häuser-Siedlung, in der sich euer Haus befindet und in der noch bis zu drei weitere menschliche Personen einziehen können, und neben den vielen "normalen" Bewohnern, die immer wieder zu- und wegziehen, gibt es also noch viele andere wichtige Gebäude, deren Funktion ich nun erklären will. Den Shop habe ich ja bereits vorgestellt, nur die Tatsache, dass Tom Nook sein Geschäft bei ordentlichem Umsatz öfters mal vergrößert, sollte noch erwähnt werden. Dann wäre da noch das Postamt, bei dem ihr nicht nur eure Briefe aufgeben könnt, sondern auch noch euren Kredit beim guten Tom abbezahlen bzw. Geld auf euer Konto einzahlen könnt, wenn ihr alle Schulden beseitigt habt. Interessant ist auch das örtliche Museum, welches zu Beginn gänzlich ohne Exponate daher kommt. Erst durch eure großzügigen Spenden werden sich die Hallen füllen. Ihr solltet also nicht alle gefangenen Fische und Insekten gleich im Shop vertickern, sondern ein Exemplar jeder Spezies zum Museumsvorsteher Eugen bringen. Außerdem solltet ihr auch noch die oben erwähnten Fossilien zum Museum bringen. Nur müsst ihr diese vorher per Post zum großen Weidwechmuseum (welch Wortspiel! *g*) schicken, welches eure Ausgrabungen identifiziert und wieder an euch retourniert. Danach könnt ihr sie im lokalen Museum abliefern und zusehen, wie die Dinosaurierskelette Stück für Stück vervollständigt werden. Weiters nimmt das Museum noch Bilder. Diese Kunstwerke sind allerdings nur sehr schwer zu finden. Mit etwas Glück findet ihr welche im Shop, bekommt sie von Bewohnern geschenkt oder ihr werdet beim Schwarzmarkt-Händler fündig, der eurem Städtchen hin und wieder einen Besuch abstattet. Damit sind wir aber noch lange nicht am Ende unserer Animal Crossing "Sightseeing-Tour". Eure Stadt hat natürlich auch ein Polizeirevier. Dabei dient dieses weniger der Verbrechensbekämpfung - denn Gewaltverbrechen gibt es in diesem "Utopia" natürlich nicht -, sondern eher als Fundbüro. Die Bewohner geben hier nämlich gefundene Sachen ab und glücklicherweise werden diese Fundsachen auch nie abgeholt, so dass ihr euch frei bedienen könnt und so das ein oder andere Gratis-Accessoire abstauben könnt. Weiters bietet sich euch noch die Möglichkeit euch in der Schneiderei als Designer zu betätigen und eigene Stoffmuster zu kreieren, die ihr dann für Kleidung oder Regenschirme verwenden könnt. Solltet ihr ein GBA-Verbindungskabel euer Eigen nennen, könnt ihr eure Entwürfe auch auf dem Handheld zeichnen und dann auf den Cube übertragen. Das ist übrigens nicht der einzige Einsatzbereich für den GBA, ihr könnt damit auch noch eine Insel besuchen und dann gibt`s da noch... nein, dazu komm ich lieber später. Jetzt noch schnell die letzten Locations abklappern. Da wären nämlich noch die Müllhalde, auf der ihr ungeliebte Dinge, wie aus dem Meer gefischte, alte Schuhe entsorgen lassen könnt, und der Wunschbrunnen, der den Hauptplatz der Stadt markiert. Dort finden über das Jahr verteilt immer wieder Veranstaltungen und Feste statt. Zusätzlich könnt ihr den Baum auch noch über die Verfassung eures Ortes fragen, um zu erfahren, in welcher Ecke ihr euren "Grünen Daumen" walten lassen solltet und vielleicht ein Bäumchen pflanzen oder Unkraut zupfen müsst.
Ihr seht, es gibt sehr viel zu tun und solltet ihr mal wirklich nichts anzufangen wissen, spielt doch einfach eine Runde NES. Ja, die Animal Crossing-Welt ist anscheinend in der 8-Bit-Welt stehen geblieben. Das beschert euch aber die Möglichkeit, rund ein Dutzend Klassiker von Nintendos erster Heimkonsole zu zocken - mit Verbindungskabel könnt ihr die Spiele auch in den Speicher des GBA laden. An dies Spiele ranzukommen, ist allerdings fast so schwer, wie Bilder zu finden. Neben den zwei Spielen, die der erste Bewohner zum Einzug geschenkt bekommt, könnt ihr Spiele noch bei Tom Nooks monatlicher Lotterie ergattern oder von einem Bewohner zum Geburtstag geschenkt bekommen. Vielleicht habt ihr aber auch Glück und es fällt eines von einem Baum - bei Animal Crossing ist alles möglich!
Jetzt habe ich bereits so viel über dieses Spiel erzählt, aber über den Hauptaspekt habe ich noch gar nicht gesprochen: Kommunikation. Denn obwohl nie mehr als ein Spieler gleichzeitig in der Stadt sein kann, könnt ihr dennoch mit euren Freunden Dinge tauschen oder euch gegenseitig Briefe schreiben. Weiters könnt ihr auch noch in andere Städte reisen, in dem ihr eine zweite Memory Card in Slot B steckt und einfach mit dem Zug hinüber reist. Auch dort könnt ihr alle Dinge tun, die euch in eurer Stadt möglich sind. So könnt ihr vielleicht an Gegenstände kommen, die ihr zuhause noch nicht gefunden habt oder ihr könnt Obstsorten mitnehmen, die in eurer Stadt bisher noch nicht gewachsen sind. Außerdem bietet das Game noch die Möglichkeit, Gegenstände über das Internet zu tauschen, in dem ihr mit dem Namen und dem Städtenamen eures Tauschpartners einen Code generiert, mit dessen Hilfe dieser dann das von euch geschickte Item in seiner Stadt abholen kann. Ein recht witziger Ersatz für den nicht vorhandenen Online-Modus.

So, jetzt habe ich genug über die Möglichkeiten sinniert, kommen wir als nächstes zur Steuerung. Diese ist mehr als simpel gehalten. Im Grunde braucht ihr nur den Analogstick und die A- und B-Taste, um euch in der Welt von Animal Crossing zu bewegen. Mit Start oder Y könnt ihr das Inventar aufrufen und die von euch mitgeführten Items und Briefe verwalten. Wenn ihr mal die Orientierung verloren habt, drückt X und werft einen Blick auf die Landkarte. L, R und Z braucht ihr lediglich zum Beenden eines NES-Games. Dazu kommt noch die Steuerung beim Schreiben von Briefen, wo eine Tastatur eingeblendet wird. Aber auch dies geht ziemlich unkompliziert von der Hand und braucht nur ein paar Knöpfe am Gamepad.

Nachdem meine bisherigen Ausführungen doch sehr positiv gefärbt waren, muss ich natürlich auch auf die negativen Punkte des Spiels eingehen. Die Leute reden sehr viel. Gut, dies muss man bei einem solchen Spiel wohl erwarten und durch die lobenswerte Übersetzung sind die Dialoge durchaus spaßig zu lesen. Nach einiger Zeit wird die Sache aber doch ein wenig repetitiv und man wünscht sich trotz Schnell-Lese-Funktion, einige Dialoge überspringen zu können. Außerdem muss man bei diesem Spiel viel Zeit haben. Für berufstätige Leute, die den ganzen Tag nicht zu Hause sind, ist dieses Spiel nichts, da man einfach zu viel verpasst. Um alles zu sehen und zu entdecken, solltet ihr zu verschiedenen Zeiten in Spiel einsteigen und auch zu verschiedenen Jahreszeiten - denn wenn bei uns Winter ist, hat sich auch euer Spiel-Städtchen in eine Winterlandschaft verwandelt. Ihr könnt natürlich auch an der Uhr herumdrehen, nur läuft ihr dabei Gefahr Mr. Resetti zu begegnen. Was es damit auf sich hat, lasse ich euch aber selber rausfinden. ;)
Da dieses Spiel wegen der langen Wartezeit auf die EU-Version von vielen Spielern aus den USA importiert wurde, ist es enttäuschend, dass das Spiel nicht kompatibel zur US-Version ist. Ihr könnt keine US-Stadt mit der PAL-Version benutzen, auch Zugreisen sind zwischen den beiden Versionen nicht möglich. Glücklicherweise könnt ihr aber problemlos Codes zwischen PAL- und US-Version austauschen. Auch nach unzähligen Versuchen meinerseits gab es nie Probleme dabei.

Der größte Kritikpunkt an Animal Crossing dürfte die technische Seite des Games sein. Denn leider sieht man dem Spiel deutlich an, dass es ursprünglich für das N64 konzipiert war. Die Grafik ist nämlich... nunja, Tom Nook würde es wohl "lauschig" nennen. Die Charaktere bestehen aus erschreckend wenig Polygonen, die Texturen sind verwaschen wie zu Zeiten unseres 64-Bit-Nebelwerfers und außerdem ist die Grafik auch noch sowas von quietschbunt, dass Satansanbeter bei diesem Anblick wohl sofort Selbstmord begehen würden. Auch beim Sound sieht die Sache nicht besser aus. Die vor sich hin dudelnde Hintergrundmelodie, die quiekenden Soundeffekte und die Sprachsamples... ok, sagen wir besser "das Gebrabbel der Charaktere" werden eure Ohren kaum in Verzückung versetzen. Und dennoch kann man dem Gesamtpaket einen gewissen Reiz nicht absprechen. Denn Liebe fürs Detail hat Nintendo dennoch bewiesen. Das sieht man z.B. daran, dass jede einzelne Fisch- und Insektenart korrekt dargestellt wird oder dass das Gemurmel der Personen silbenmäßig zum geschriebenen Text passt.

Zum Schluss möchte ich noch eine deutliche Warnung anbringen: Animal Crossing ist kein Spiel für Jedermann! Action-Junkies und Leute, die Herausforderungen und ein klares Ziel in einem Spiel brauchen, werden mit Animal Crossing nichts anfangen können. Allen anderen, die sich auf das Spielprinzip einlassen und denen es nichts ausmacht einfach so in den Tag hinein zu leben, werden hier ein Spiel finden, dass sie so schnell nicht wieder loslassen wird. Denn der Suchtfaktor ist hier groß und ihr werdet immer wieder gern in eurer Stadt nach dem Rechten sehen wollen.

Fazit

Dieses Spiel verdient das Prädikat "Kult-Spiel". Hinter der schlichten Fassade verbirgt sich ein süchtig machendes Kommunikationsspiel, das vor allem für Sammlertypen der Himmel auf Erden ist. Allen, die sich mit dem actionlosen Spielprinzip anfreunden können, wird Animal Crossing jahrelangen Spielspaß bieten!

Grafik
5
Sound
5
Multiplayer
8.5
Gesamt
8.5

verfasst von „S.T.E.G.I.“

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Vielen Dank an die Firma Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
Letzte Aktualisierung: 15.Oktober.2004 - 18:50 Uhr