Spieletest: 007 - Die Welt ist nicht genug N64

Screenshot Screenshot Screenshot

Weitere Infos

Releasedate:
32. Dezember 2000

USK 16 unterstützt MyNintendo nicht

Anzahl der Spieler: 1-4

Leser-Meinungen: 13 Meinungen

Specials: keine

Da hatte EA aber eine schwere Last auf ihren Schultern zu tragen: Das erste Bond-Abenteuer auf dem N64 gilt auch heute noch als eines der besten auf dem 64-bitter erschienen Spiele. Seit dem sind inzwischen drei Jahre vergangen. Wenige Monate nach Rares inoffiziellem Nachfolger “Perfect Dark” erscheint nun endlich das lang erwartete zweite Bond Game. EA hat die schwere Aufgabe, den Vorbildern gerecht zu werden, Eurocom auferlegt, die schon mit Duke Nukem: Zero Hour ein hervorragendes Action Game ablieferten.

Das Spiel dreht sich zunächst um ein geheimes Dokument der russischen Atomenergiekommission. Es enthält Informationen über den Angriff von Terroristen auf eine Pipeline in Kasachstan. Um an das Papier zu gelangen, haben skrupellose Schurken einen MI-6-Agenten eliminiert. Ein Freund des britischen Geheimdienstes hat das Schriftstück erworben. Deine Aufgabe besteht nun darin, in die Schweizer Bank zu gelangen um die Geldübergabe abzuschließen. Natürlich läuft nicht alles wie geplant und so siehst du dich kurze Zeit später schon neuen Aufträgen gegenüber.

Ich würde TWINE als eine Mischung aus Rares leider indiziertem Goldgame und Mission: Impossible betrachten, obwohl es mit erstgenanntem natürlich mehrere Parallelen gibt. Zuerstmal steuert man Bond aus der First Person Perspektive. Auch einige der Waffen könnten einem bekannt vorkommen. Insgesamt gibt es davon inklusive Qs Gerätschaften wie Nachtsichtgeräten und Datenvernichter mehr als 40. Natürlich darf auch die berühmte Bond-Uhr nicht fehlen. Dieser wurden diesmal sogar drei Funktionen spendiert: Dartgeschosse, zur vorübergehenden Betäubung, der Laserstrahl zum Öffnen von Schlössern und die besonders praktische Haken-Funktion. An bestimmten Stellen kann man einen Haken hochschießen, von dem aus dann ein Seil herunterfällt, an dem man hochklettern kann.
Doch neben den Waffentypen gibt es noch weitere Verbesserungen gegenüber des ersten Abenteuers: Man hat nun die Möglichkeit zu springen. Das ist auch sehr wichtig, denn viele der Missionen sind so interessant, weil man realistische Bewegungsmöglichkeiten hat. Z.B. soll man an einer Stelle des Spiels unbemerkt aus dem Zimmer gelangen. Was liegt da näher, als auf den Balkon zu schreiten und mit einem Hechtsprung an die nächstbeste Hausbepflanzung zu springen, um an ihr herunter zu klettern? Da wären wir auch schon an dem Punkt angelangt, an dem man sagen kann, dass auch etwas Mission: Impossible im Spiel schwirrt: Die Arbeit ist nicht nur damit getan, sämtliche Feinde abzuknallen und durch den Level zu laufen. Es gibt genauso Missionen, in denen man möglichst unbemerkt durch den Garten einer Villa schleichen muss, geheime Papiere fotografieren und Telefongespräche abhören muss. Eben genau die Arbeit, warum man Geheimagent genannt wird.

Jetzt ziehen wir mal keine Vergleiche mehr, sondern widmen uns dem Spiel an sich. Auch wenn die berühmte Titelmusik vollkommen fehlt, kommt das Bond-Flair unglaublich gut rüber. Noch nie fühlte man sich so in die Rolle des Geheimagentens hineinversetzt. Grund dafür dürften neben den thematischen Klängen auch die Figuren sein. Sie scheinen exakt aus der Filmvorlage entsprungen zu sein. Man erkennt den Pierce Brosnan in einem sofort. Ebenfalls ein Grund für das Feeling ist die Sprachausgabe, die mit Hilfe der Factor 5 “Voice Compressing Technology” auf das 256Mbit große Modul gepresst wurde. Überhaupt wirkt das Spiel viel interaktiver als je zuvor. Bilder fallen von den Wänden, wenn sie von einem Schuss gestriffen werden, Scheiben gehen zu Bruch und man erhält während des Spielens grundsätzlich neue Aufträge. Wer in der Vorbereitung nur zwei Aufträge durchliest und sich auf diese vorbereitet, wird in der Mission selber noch mal umdenken müssen, weil die Ereignisse einfach neue Aufträge mit sich bringen. Z.B. könnte es heißen: “Betrete den Generatorraum”. Im Spiel machst du dich dann auf den Weg dorthin, bemerkst aber, dass du zum Öffnen der Tür eine Chipkarte brauchst. Neues Missionsziel: “Besorge die Chipkarte”.

Das Spiel orientiert sich sehr an dem gleichnamigen Film. Die Figuren wurden fast ausnahmslos übernommen und auch die Locations erkennt man sofort wieder. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass man selbst außergewöhnliche Szenen fast 1:1 nachspielen darf, sei es die Skifahrt, von der ich nie gedacht hätte, dass sie ins Spiel übernommen wird, oder der Level, in dem man von Hubschraubern verfolgt wird, die Sägeblätter an der Unterseite angebracht haben. Auch hier zeigt sich wieder die Interaktivität der Umgebung: Fliegt so ein Hubschrauber über eine Brücke, fällt sie an der Stelle, an der sie zerschnitten wurde ineinander zusammen. Ganze Hauswände werden aufgeschlitzt und krachen zu Boden. Überhaupt sind die Missionen höchst abwechslungsreich. Kein einziger Level kommt doppelt vor (Achtung: Anspielung auf den alten Bond) und ähneln tut sich auch keiner. Einzig und allein Verfolgungsjagden kommen des öfteren vor, was aber auch an der Thematik der Filmvorlage liegt. Dafür finden diese mal an dem Ufer der Themse und mal über den Dächern Istanbuls statt. Dabei muss man immer aufpassen, nicht einen unschuldigen Passanten wegzufegen, was am Anfang doch recht häufig vorkommt.

Nun noch ein paar Worte zum Multiplayer: Dieser ist nicht ganz so umfangreich wie der in Perfect Dark. Man kann ihn eher mit dem in GüldenEi vergleichen, kommt aber doch nicht ganz an diese Klasse ran. Man kann mit bis zu 4 Spielern in 9 unterschiedlichen Modi spielen. Dazu gehören u.a. “Flagge erobern”, “König des Berges” oder “Leben und sterben lassen”. Es gibt 14 Arenen, von denen aber nicht alle von Anfang an zur Verfügung stehen. Man muss sie sich ebenso wie neue Spielmodi und neue Kostüme im Einzelplayer Mode erspielen. Die Arenen stammen größtenteils von Locations aus dem Spiel bzw. Film. Sie sind gut designt und abwechslungsreich. Auch die computergesteuerten Bots (bis zu drei) reagieren gut und stellen sich nicht so dumm an. Sehr schön ist auch, dass ihnen ebenfalls mal die Munition ausgeht und man beobachten kann, wie sie nachladen. Außerdem bekriegen sie sich auch gerne alleine während du freudig von einem höher gelegenen Punkt zuschaust. Es sieht einfach cool aus, wenn du in Istanbul auf einem Balkon stehst und unten siehst du immer nen Feigling langlaufen und gleich hinterher ein anderer, der in mit ner Pumpgun jagt. Schon im nächsten Moment kommen sie aus der anderen Richtung und nun ist die Jagd umgekehrt, weil der andere auch endlich eine Waffe gefunden hat.

Fazit:

Bei TWINE kommt so richtiges Agenten-Feeling auf und ist außerdem sehr abwechslungsreich. Die Steuerung ist bis auf ein paar kleinere Sachen gut gelungen. Es gibt massig Waffen und Missionen. Der Multiplayer Modus ist gut. Nicht mehr, nicht weniger. Wer das Game haben möchte sollte sich wirklich ein Expansion Pak zulegen. Es läuft zwar 100% ohne, ist aber im normalen Modus nicht sehr schön anzusehen. Es wirkt sehr schwammig und grau. In Hi-Res hingegen ist an der Grafik überhaupt nichts auszusetzen. Lediglich kleine Ruckler stören, doch die treten nur bei Flammenmeeren auf. Ansonsten ist es fast schon eine Pracht, wenn sich die Gegner auf dem Parkettboden spiegeln und Blitze durchs Bild zucken. auch der Sound passt super rein und die vielen Rufe der Terroristen tragen ungemein zum Feeling bei. Letztendlich kann es das Spiel auf jeden Fall mit den beiden Rivalen aufnehmen und ist meiner Meinung nach sogar besser als das vorherige Bond Game. Im Vergleich mit Perfect Dark wird es da schon schwieriger. Joannas Alienkriege sind umfangreicher und haben auch mehr neue Ideen in das Genre mitgebracht. Dafür wird bei TWINE die Atmosphäre zu 100% eingefangen und es gibt auch keine solchen “Ärger-Level” wie das Alien Raumschiff bei PD, wo man den Weg nicht findet und alles im Dunkeln liegt. Welches der drei nun das beste ist, sollte jeder für sich entscheiden.

Fazit

Wer auf FPS, Bond oder/und Atmosphäre steht, ist hier sehr gut bedient. Auch alle anderen sollten mal probespielen. Ich habe lange überlegt, ob ich eine 9er oder eine höhere Wertung gebe, aber schaut man sich Spiele mit einer 9er Wertung an, ist TWINE schon eine Ecke besser. Das Game gehört in jede Action Sammlung!

Grafik
10
Sound
10
Multiplayer
8
Gesamt
9.5

verfasst von „real turok“

Diesen Artikel teilen:


Letzte Aktualisierung: 26.Dezember.2000 - 18:38 Uhr